Als Mainz noch einen Zoo mit Löwen und Bären hatte

In den 1960er-Jahren gab es in Mainz einen privaten Zoo mit Löwen und Bären. Die Geschichte des Tierparks am Linsenberg ist heute fast vergessen.

Als Mainz noch einen Zoo mit Löwen und Bären hatte

Wer heute nach dem „Zoo Mainz“ googelt, findet die Standorte in Gonsenheim und in der Oberstadt: den Wildpark und das Vogelhaus. Bis vor kurzem befanden sich außerdem noch die Flamingos im Stadtpark, doch für die gibt es aus Tierschutzgründen nun eine neue Heimat.

Einen Zoo mit großen Raubtieren findet man nicht in Mainz. Oder besser: nicht mehr. Denn in den 1960er-Jahren standen am Linsenberg beim Hauptbahnhof Gehege mit Bären, Löwen, Lamas und anderen Tieren. Gegründet und betrieben hatte den Privatzoo Leonhard Niebling, ein ehemaliger Tierfänger, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Dompteur mit einer Gruppe von Raubtieren durch Europa reiste. Als er sich 1960 am Linsenberg in Mainz niederließ, blieben auch einige der Tiere bei ihm.

Ohne finanzielle Unterstützung der Stadt war der Tierpark allerdings in einem schlechten Zustand. Niebling schrieb selbst in einem Brief: „Es ist eine primitive Unterbringung.“ Auf der Webseite der „Zoo-AG Bielefeld“ findet man Informationen zu „aufgelösten Zoos und anderen öffentlichen Tierhaltungen in Deutschland“. Laut der Webseite war Nieblings Zoo mit Raubtieren, Emus, Eseln und Affen 0,8 Hektar groß. Von „katastrophalen Zuständen“ ist die Rede.

Zoo wird 1969 geschlossen

Die Stadt war immer mehr für eine Abschaffung der Anlage. Dabei war sogar lange diskutiert worden, den Tierpark zum städtischen Zoo zu machen: 1961 hatte die FDP einen entsprechenden Antrag an die Stadtverwaltung gestellt. Sechs Jahre lang liefen die Verhandlungen, ob ein Zoo auf dem Hartenberg oder im Volkspark entstehen soll. Der damalige Mainzer Bürgermeister Stein wollte ihn ohne Raubtiere wie Löwen und Bären – gerade die lagen aber Niebling am Herzen.

1967 entschied sich die Stadt dann gegen eine Verlagerung des Tierparks. Die Verhandlungen scheiterten daran, dass Niebling die Kosten trotz Fördervereins nicht aufbringen konnte, die Stadt aber nur das Grundstück und keine weiteren Gelder stellen wollte. Außerdem hatten beide so unterschiedliche Vorstellungen von dem Zoo, dass die Stadt letztlich Niebling zu einem ungeeigneten Verhandlungspartner erklärte. Der Zoo sollte schließen.

Zum 20. Mai 1968 gab es einen Räumungsbeschluss, erst im September 1969 wurde der Zoo schließlich geschlossen. Löwen, Bären, Affen gingen laut „Zoo-AG Bielefeld“ mit Niebling nach Neunkirchen. Insgesamt existierte Nieblings Mainzer Zoo von 1960 bis 1969. Hier seht ihr in einem kurzen Video Eindrücke aus dem Jahr 1968: