Seit einigen Wochen gehen die Menschen in ganz Deutschland zu Tausenden auf die Straße. „’Nie wieder’ ist jetzt“, rufen sie, wollen damit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen und sprechen sich gegen die AfD aus.
Auch in Mainz nahmen in der vergangenen Woche mehr als 5000 Menschen an einer Demo teil, in Ingelheim waren es am Freitag 1500, in Bingen am Samstag 1000, schätzten Polizei und Organisatoren. Eine zweite Demo in Mainz ist für den kommenden Samstag (3. Februar) geplant.
Den Tag zum „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ nutzten zudem einige Orte, um weitere Veranstalten abzuhalten. An diesem Tag jährte sich zum 79. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
Anlässlich des Erinnerungstages wurde etwa auf dem Jüdischen Friedhof in Ebersheim eine neue Stele der Reihe „Historisches Mainz“ enthüllt, außerdem war am Abend um 18 Uhr eine Veranstaltung an der LSBTIQ-Gedenkstele auf dem Ernst-Ludwig-Platz.
„Angriffe und Attacken gegen Menschen“
„Der 27. Januar mahnt uns, dass eine demokratische und achtsame Gesellschaft keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine dauernde Aufgabe, der wir uns aktiv und engagiert stellen wollen und müssen“, so Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos). „Und es bestürzt mich besonders, es zu sagen: Diese Mahnung ist heute wieder aktueller und drängender denn je.“
Damit spielt Haase auf die „Hassbotschaften“ an, die „Angriffe und Attacken gegen Menschen inmitten unserer Gesellschaft“, wie er sagt. Begriffe wie „Remigration“ und „Deportation“, rechte Rhetorik und Geheimtreffen mit Umsturzphantasien würden davon zeugen. „Mainz ist ein Ort der Demokratie, der Toleranz“, so Haase bei der Einweihung der Gedenkstele in Ebersheim.
Auch im Mainzer Landtag war der Holocaust-Gedenktag am Samstag Thema. So sprach Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD), ähnlich wie Haase, davon, dass man heute „in Worten und Haltungen mit erschreckender Klarheit die Parallelen zwischen den Nationalsozialisten von damals und Rechtsextremisten von heute“ sehe, so zitiert ihn der SWR. „Das Gift der Nazis war nie weg, das Unsagbare ist wieder sagbar geworden.“