Das Mainzer Amtsgericht hat Raúl Semmler (39), einen bekannten Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“, am Donnerstag (1. Februar) zu einer Geldstrafe von 1700 Euro verurteilt. Wie wir bereits berichteten, wurde gegen Semmler ein Prozess wegen Nötigung geführt, weil er zusammen mit anderen Aktivisten am 9. Januar 2023 den Verkehr auf der Alicenbrücke in Mainz blockiert hatte.
Am Donnerstag, dem zweiten Prozesstag, wurden weitere Zeugen vernommen, die sich während der Protestaktion vor Ort befunden hatten oder durch die Blockade behindert wurden. Unter den Zeugen waren Polizisten, die am 9. Januar 2023 Dienst hatten, eine Frau, die ihr Kind nicht rechtzeitig zur Schule bringen konnte, eine 66-Jährige, die zu spät zur Arbeit kam, und eine an COPD erkrankte Frau. Letztere wurde von der Polizei wegen eines wichtigen Termins durch die blockierte Straße gelassen. Semmler entschuldigte sich bei jedem Einzelnen für die entstandenen Verspätungen.
Die Anträge, die von Semmler und seinem Verteidiger an den Richter übergeben wurden, wurden zum Teil abgelehnt. Der 39-Jährige hielt vor dem Urteil eine Rede, in der er die Ziele der „Letzten Generation“ erklärte. Er wollte erneut auf die Ernsthaftigkeit der Klimakrise aufmerksam machen und stellte die Strafen für die Aktionen der Klima-Aktivisten infrage. Geklebt wird laut Semmler vorerst nicht mehr. „Ich werde weiter kämpfen“, sagte er allerdings und deutete damit an, dass er auch weiterhin an Protestaktionen teilnehmen werde.
Hintergrund
Ein Klebeprotest der Klimaschutz-Bewegung „Letzte Generation“ machte den Aktivsten Raúl Semmler im Dezember deutschlandweit bekannt. Semmler hatte sich bei der Aktion auf der Mainzer Alicenbrücke am 9. Dezember 2022 mit Kleber und Sand derart festgeklebt, dass die Polizei ihn erst nach Stunden und nur mit schwerem Gerät von der Straße entfernen konnte. Weil danach noch immer ein Stück der Straße unter seiner Hand klebte, kursierten sogar Gerüchte, dass Semmlers Hand amputiert werden müsste – eine Falschmeldung. Am 9. Januar 2023 beteiligte Semmler sich erneut an einer Klima-Kleber-Aktion auf der Mainzer Alicenbrücke. Dieser zweite Protest war der Anlass für das Gerichtsverfahren.