„Gelebte Wormsliebe“: Hohe Auszeichnung für drei engagierte Wormser

Für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement hat die Stadt Worms drei Bürger geehrt: das Künstler-Ehepaar Rettig und den Gründer des Spectaculums, Klaus Susemichel.

„Gelebte Wormsliebe“: Hohe Auszeichnung für drei engagierte Wormser

Drei besonders engagierte Wormser sind am Freitagabend (10. Oktober) mit der Verdienstmedaille der Stadt Worms ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU) ehrte das Künstler-Ehepaar Monika und Horst Rettig sowie Spectaculum-Gründer Klaus Susemichel beim städtischen Jahresempfang mit dieser Auszeichnung für ihre jahrelanges ehrenamtliches Engagement.

„Der Mensch im Mittelpunkt“

Horst Rettig ist freischaffender Künstler, dessen Werke in Galerien, Unternehmen, privaten Sammlungen sowie im öffentlichen Raum zu sehen sind. Von ihm stammt etwa das unterirdische Nibelungenlied-Denkmal an der historischen Stadtmauer am Torturmplatz - „ein kulturelles Gedächtnis, das längst zum Denkmal geworden ist“, so Oberbürgermeister Kessel in seiner Laudatio.

Besonders ausschlaggebend für die Auszeichnung sei jedoch Rettigs Wirken im „atelierblau“ der Lebenshilfe Worms, das Künstler mit geistiger und psychischer Beeinträchtigung fördert, ihre Kunstwerke ausstellt und verkauft. Rettich, der der Atelier gegründet hat und auch heute noch leitet, habe mit seiner Arbeit ein Modell für eine Gesellschaft geschaffen, „die niemanden ausschließt, sondern Vielfalt als Bereicherung sieht“, so Kessel. „Hier steht der Mensch im Mittelpunkt.“

In einem Image-Video aus dem atelierblau, das bei der Preisverleihung gezeigt wurde, kamen auch die Künstler selbst zu Wort. Er könne mit seiner Kunst sagen, was er mit Worten nicht so leicht ausdrücken könne, sagt einer von ihnen. Eine andere Künstlerin hebt die Wärme und Liebe hervor, die sie im Atelier spüre. „Wir sind wie eine Familie“, erklärt schließlich Horst Rettig in die Kamera.

Kunst als Mittel der Verbindung

Für seine Arbeit erhielt Rettig bereits das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Die Wormser Verdienstmedaille erhielt nun nicht nur er, sondern auch seine Ehefrau Monika. Sie sei sowohl eine wichtige Säule im Leben und Schaffen ihres Mannes als auch selbst eine Impulsgeberin und Mentorin junger Menschen, die sich künstlerisch betätigen. So gründete sie die Kunstakademie Worms, deren Projekte bewusst im öffentlichen Raum verankert seien - wie etwa im Jahr 2025 mit Kunstwerken aus gesammelten Abfällen.

„Monika und Horst Rettig sind zwei Persönlichkeiten, die in einzigartiger Weise Kultur, Verantwortung und Menschlichkeit miteinander verbinden“, begründete Kessel die Auszeichnung. Sie beide hätten Kunst zu einem Mittel gemacht, Menschen zueinander zu führen.

Der Gründer des Wormser Spectaculums

Klaus Susemichel wurde für sein langjähriges Engagement im Bereich Kultur geehrt. Mit „Leidenschaft und Herzblut“ habe er etwas geschaffen, das die Stadt Worms bedeutend geprägt habe: den Wormser Mittelaltermarkt „Spectaculum“, den er 2002 mitbegründete und bis 2024 als Marktmeister führte.

2002 habe der Markt mit nur 20 Ständen begonnen, heute sei er mit über tausend Ständen eines der größten Mittelalterfeste in Deutschland - „eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht“, so Kessel. „Das wäre ohne den unermüdlichen Einsatz unseres Marktmeisters nicht möglich gewesen.“ Dieser habe mit Liebe zum Detail sowie Treue zum mittelalterlichen Geist dafür gesorgt, dass das Spectaculum zu dem geworden sei, was es heute ist: „ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird“. Für Kessel sei Susemichels Engagement nichts anderes als gelebte „Wormsliebe“, passend zum Motto des Jahresempfangs. „Er hat ein Stadtprofil geprägt, das die Bewohner stolz macht, hier zu Hause zu sein.“

Dankesworte der Preisträger - und eine Warnung

Susemichel nahm die Auszeichnung mit großem Dank entgegen – und einer Prise Humor. So habe er den Markt damals „aufgedrückt“ bekommen, erzählt er. „Du bist Marketingmensch, du kannst das“, habe man ihm gesagt, woraufhin er entgegnet habe: „Ich glaube, ihr spinnt!“ Was jedoch daraus geworden sei, könne er heute kaum glauben. Dafür seien zu einem großen Teil auch die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer verantwortlich, die über die Jahre zu einer großen Familie geworden seien. Seine Position als Marktmeister schließlich aufzugeben, sei ihm deshalb nicht leichtgefallen. „Aber man ist irgendwann in einem Alter, da ist auch mal Schluss.“

Daran anschließend richtete auch Horst Rettig einige Worte ans Publikum. „Ich bin noch sehr gerührt“, begann er seine Danksagung an den Ältestenrat und die Wormser Bürger. Er fühle sich sehr verbunden mit seiner Stadt. „Wenn ich von einer Reise zurückkomme und ich sehe den Dom, dann spüre ich Heimat.“ Er sei froh, in einer demokratischen Gesellschaft zu leben, in der Menschen mit Beeinträchtigung sich selbst und ihre Haltung offen zeigen könnten. „Doch die Auflösung der Demokratie beginnt schon am rechten Rand unserer Gesellschaft“, warnte er. „Das möchte ich nicht akzeptieren und ich werde dagegen ankämpfen. Bitte arbeiten Sie mit daran, dass unsere Welt nicht verschwindet!“