Diese besonderen Restaurants gab es einmal in Worms

Kult-Kneipen und -Restaurants, Traditionscafés. Hier zeigen wir euch, welche Gaststätten die letzten Hundert Jahre Worms mitgeprägt haben.

Diese besonderen Restaurants gab es einmal in Worms

Wormser Gaststätten und Gastronomien der letzten Hundert Jahre – darum ging es in der Mai-Ausgabe des Historischen Mittwochs in der Stadtbibliothek. Hier stellen wir euch die besonderen Lokalitäten aus dem Vortrag des Stadtarchivleiters Dr. Gerold Bönnen vor. Dabei gibt es Lokale, die über Jahrzehnte bestehen geblieben sind – und die viele Anekdoten bereithalten. Gleichzeitig gibt es auch Lokale, die lautloser verschwunden sind oder noch heute lautlos fortbestehen.

Für Dr. Gerold Bönnen und seinem Team aus dem Stadtarchiv gibt es zumindest reichlich Material, das aufzeigt, wie sich die Wormser Gastronomie entwickelt hat: ob Konzessionen, Bauakten, Polizeiakten, Personendaten, Fotos, Zeitungsberichte, Adressbücher oder Speisekarten.

Verbotenes Glückspiel in Traditionsbrauerei

Besonders viele Akten und Dokumente soll es zum damaligen Brauhaus „Zwölf Apostel“ in der Hagenstraße geben. 1883 als einfache Schankwirtschaft eröffnet, wurde es bis in die 1930er-Jahre stetig erweitert. Die Gaststätte entwickelte sich bis zum Zweiten Weltkrieg zu einer der bedeutendsten Institutionen in der Stadt. Insbesondere an den Wochenenden war das Brauhaus ein beliebter Treffpunkt, blieb aber nicht ohne Polizeiakten: So wurde in der Gaststätte verbotenes Glückspiel nachgewiesen.

Auch die Anwohner waren von dem Betrieb nicht begeistert. Sie fühlten sich durch den Lärm und die Abgase des Belüftungsventilators dermaßen in ihrem Schlaf gestört, dass 30 Nachbarn 1931 einen Beschwerdebrief an die Polizei formulierten. Sie schrieben wortwörtlich, dass „bei dem Gebrumm die Toten erwachen“ würden. Im Brauhaus wurde seinerzeit übrigens ordentlich ausgeschenkt: 1936 waren es über 840 Hektoliter Bier und rund 72 Hektoliter Wein, erklärt Dr. Bönnen. Heute steht an der Alzeyer Straße eine namensgleiche Gaststätte, in der Tradition des alten „Zwölf Apostel“ der ehemaligen Wormser Brauerei Werges.

Kult-Gaststätten nach dem Krieg

Die Festhaus-Gaststätte im ehemaligen Wormser Theater hatte sich mit gutbürgerlicher Küche etabliert. In den 2000er-Jahren verschwand die Lokalität, als das alte Festspielhaus zum WORMSER umgebaut wurde. Gutbürgerliche Küche soll auch in der Domschenke in der Stephansgasse angeboten worden sein. Auf die Domschenke folgte in den 90er-Jahre ein Steakhaus, anschließend ein asiatisches Restaurant. Mittlerweile findet sich an gleicher Stelle ein Kebab-Restaurant.

In den 1960er-Jahren diversifizierte sich die Wormser Restaurantlandschaft, als die ersten ausländischen Lokale in der Stadt zu finden waren. Zu den einstigen Kult-Gastronomien zählen unter anderem die Pizzeria „Tivoli“ und das griechische Restaurant „Nikou“. Die ersten Eisdielen sollen bereits in den 1920er-Jahre existiert haben, berichtet der Stadtarchivar. Anfänglich wurde dieser neue Gastronomie-Typ von der Bevölkerung kritisch beäugt, soll dafür bei der Jugend aber ein beliebter Treffpunkt gewesen sein.

Außerdem hat in den 60er-Jahren in der Wilhelm-Leuschner-Straße eine von zahlreichen Filialen der Brathänhchen-Kette „Wienerwald“ eröffnet. Darüber hinaus befand sich in der „Rheinmöve“ an der Monsheimer Straße zeitweise auch das „Le Chef“. Damit betrieb der Geschäftsmann Erich Breiding außer der hauseigenen Tankstelle auch eine hauseigene Gastronomie zum ehemalig bekannten Wormser Möbelhaus.

Bedeutende Kultur-Hotspots

Die Stadtgesellschaft hatte in den 1920er-Jahren vor allem zwei Orte, die für Vorträge, Kleinkunst, Kabarett und politische Veranstaltungen genutzt wurden: den „Elefanten“ in der Schlossergasse und das Konzerthaus „Zum Krapfen“ in der damaligen Römerstraße. Auch der große Saal im „Zwölf Apostel“ wurde für solche Veranstaltungen genutzt. Überdies gab es das Traditionscafé Lott in der Hafergasse, das über ein Jahrhundert in Hand der Familie Lott blieb. Zuletzt wurde es von der Lebenshilfe genutzt, aktuell steht es leer.

Natürlich gab und gibt es in einer Weinstadt wie Worms auch so manches Weinlokal, etwa das bis heute bestehende Weinhaus Weiß in der Färbgergasse. 1952 haben Wormser Künstler die Wände gestaltet. Manche meinen, dass sich der Charme seit den 50er-Jahren nicht verändert haben soll, wie im Vortrag gewitzelt wurde. Zuletzt gibt es auch die Gaststätten am Rheinufer, die sich über die Jahre gewandelt haben als auch die Gastronomie im Stadtpark, die laut Dr. Bönnen unscheinbar bis heute seit über 120 Jahren bestehen soll.