Wormser organisieren erneut Hilfstransport für die Ukraine

Nach Russlands Angriff tobt in der Ukraine bereits seit über drei Jahren Krieg. Eine Wormser Privatinitiative hat erneut Hilfsgüter für das kriegsgebeutelte Land gesammelt. Wir waren dabei.

Wormser organisieren erneut Hilfstransport für die Ukraine

Katja und ihr Sohn Felix haben sich am Mittwochnachmittag des 16. April extra aus Ludwigshafen nach Worms aufgemacht, um zu spenden. Sie haben der Ukraine-Hilfe Worms zwei Fahrräder und zwei Tüten mit Hygineprodukten übergeben. „Wir haben schon bei dem letzten Sammelaufruf im Dezember Winterkleidung und ein altes Klappbett mitgebracht“, erzählt Katja: „Ich möchte, dass die Lebensträume der Kinder in Erfüllung gehen können, anders als es in der Kindheit meiner beiden Eltern war.“

Bücherladen zur Sammelstelle umfunktioniert

Liudmilla Khmel, ihr Sohn Matvii und Beata Juschak nehmen die Spenden in den Räumen der evangelischen Stadtmission entgegen, sie sammeln für einen Transport am Ostermontag. Zusammen mit der Wormser Caritas wollen die Organisatoren dieses Mal besonders Windeln und Hygnieneprodukte sammeln. Dazu passend brachte ein Spender sechs Windel-Päckchen vorbei, eine Frau eine Tüte mit Zahnpastatuben, Zahnbürsten und Seifenpäckchen. Eine weitere Spenderin gab eine Kiste mit Brillen und zwei Verbandstaschen ab.

Die Bücherregale, die Grußkartenständer und ein Symbol an der Tür deuten noch auf die ehemalige Nutzung des Ladenlokals in der Wielandstraße 12 hin: Die heutige Basis und Sammelstelle der Ukraine-Hilfe Worms war ehemals ein Buchladen. Nun sammeln sich dort die gespendeten Hilfsgüter. In einer Ecke befinden sich mehrere Rollatoren, in einer anderen lagern Klappbetten. Laut Juschak besteht der Verein aus rund 25 Menschen, die die Transporte und andere Aktionen planen. Ein größerer Kreis mit circa 100 Menschen unterstütze sie dann bei der Durchführung.

Vor allem Produkte des täglichen Bedarfs gefragt

Weiterhin seien vor allem Medizinprodukte, haltbare Nahrungsmittel und Hygnieprodukte gefragt, berichtet Juschak. Verbandsmaterial, Medikamente und sonstige medizinische Ausrüstung würden den Menschen vor Ort helfen. Viele alltägliche Produkte sind durch den Krieg und die Inflation in der Ukraine so teuer geworden, dass viele sie sich nicht mehr leisten können, so Juschak. Das Nestlé-Werk in Osthofen soll Sondennahrung für Krankenhäuser gespendet haben. „Wir richten uns immer an der Nachfrage, die uns aus der Ukraine rückgemeldet wird.“

„Die Hilfsbereitschaft hat in unserem Fall der Ukraine-Hilfe Worms zum Glück nicht nachgelassen“, findet Juschak. Der Verein resultierte im Juni 2022 aus einer Privatinitiave, die sich unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 gegründet hat — und familiäre Verbindungen in das angegriffene Land hat. Seit 2022 hat der Verein bisher pro Jahr zwei eigene Hilfstransporte in die Ukraine durchgeführt – und zwischendrin weitere Transporte mit den gespendenten Hilfsgütern unterstützt, wenn es sich angeboten hat. Laut Juschak ist ein Netzwerk mit regionalen Akteuren, anderen Ukraine-Hilfsvereinen und Einrichtungen vor Ort entstanden.

Für Transporte eigene Autos gekauft – und gespendet

„Für unsere Transporte haben wir eigene Autos angeschafft“, berichtet Juschak. „Die Autos, meist kleine Vans oder alte Kastenwagen, verbleiben in der Regel in der Ukraine. Dort werden sie gebraucht und teilweise für die weitere Nutzung umgebaut.“ So wurde eines der Fahrzeuge nach der Ankunft zu einem Krankenwagen umfuktioniert. Bei dem jetzt anstehenden Transport werde ein weiteres Fahrzeug zum Krankenwagen umgebaut, hinzu soll auch ein Feuerwehr-Bus kommen, der Material transportieren soll. Weil die Fahrzeuge teuer gekauft werden müssten, würden auch Geldspenden dem Verein helfen, sagt Juschak.

Der nächste Transport ist am Ostermontag in Worms gestartet. Acht Fahrzeuge machten sich auf dem Weg in die Westukraine, Richtung Boryslav – so viele wie noch nie. Nur eines der Autos soll am Sonntag wieder in Deutschland ankommen. Gut eine Woche will sich das Team Zeit nehmen, etwas länger als sonst bisher, sagt Khmel, die als gebürtige Ukrainerin bei den Transporten immer mitfährt. „Da haben wir ein bis zwei Tage zum Ausruhen.“ Die Fahrt sei langwierig, rund 16 bis 18 Stunden über 1.300 Kilometer soll sie dauern. Vor Ort in der Ukraine werden die Hilfsgüter an verschiedene Stellen verteilt. Die Begegnungen vor Ort seien natürlich auch emotional und müssten verarbeitet werden.

Auch andere Initiativen unter Dach der Ukraine-Hilfe

Die Ukraine-Hilfe hat auch noch andere Projekte: Unter dem Vereinsdach gründete sich ein ukrainischer Chor, der wöchentlich probt und auf Gottesdiensten sowie Veranstaltungen in Worms auftritt. Hinzu kam eine ukrainische Kindergruppe in den Räumen der Stadtmission, künftig vielleicht noch ein Atelier mit deutsch-ukrainischen Künsterinnen. „Der Verein war uns, als wir nach Deutschland kamen, eine riesige Hilfe“, sagt Khmel sichtlich dankbar. Bei Behördengängen, der Schulplatz- sowie Arbeitssuche und natürlich beim Deutschlernen soll der Verein ihr geholfen haben.