Das sind soziale Brennpunkte in Worms

Die Stadt Worms führt 2025 zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder eine Sozialraumanalyse durch. Das sind die Ergebnisse.

Das sind soziale Brennpunkte in Worms

Die letzte Sozialraumanalyse in Worms gab es im Jahr 2009. Nun wurde seitdem erstmals wieder eine Analyse der verschiedenen Lebenssituationen in der Stadt durchgeführt. Einige Stadtteile von Worms haben sich demnach positiv entwickelt, während es vor allem in der Innenstadt eine negative Entwicklung gab.

Sozialraumstudie für Worms von „empirica#2

Das wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschungs- und Beratungsinstitut „empirica“ wurde von der Stadt Worms für die Analyse beauftragt. Das Ziel der Untersuchung: Kleinräumige Daten in Worms sammeln und so einen differenzierten Blick auf die Lebenslagen innerhalb der Stadt richten zu können. Auch ein Vergleich zu anderen Städten soll folgen.

Die Stadt wird hierzu in circa 60 Sozialräume aufgeteilt. Dann werden Daten zu unterschiedlichen Themenfeldern ermittelt, zum Beispiel zu Altersstruktur, Beschäftigungs- und Wohnverhältnissen, sozialer Sicherung und Bildung. Daraus ergibt sich ein „Lebenslagenindex“. Die Studie beruht dabei weitestgehend auf Daten aus dem Jahr 2022, weil neue Werte noch nicht vollständig zur Verfügung stehen.

Ergebnisse der Studie

Viele der Ergebnisse untermauern nochmals datengestützt Erkenntnisse und Erfahrungen vor Ort. So zeigt sich ein ähnliches Bild wie 2009. Trotzdem sind Entwicklungen bestimmter Sozialräume erkennbar.

Das Gesamtbild der Stadt zeigt, dass viele Indikatoren relativ stabil sind. Trotz Krisen wie der Corona-Pandemie, gab es in einigen Bereichen leichte Verbesserungen (zum Beispiel Jugendarbeitslosigkeit). Andere Bereiche haben sich verschlechtert (zum Beispiel die Wohnungsmarktsituation). So steigen zukünftige Herausforderungen.

Man sieht zudem, dass sich die Herausforderungen räumlich unterschiedlich stark auswirken. Stadtteile, die 2009 geringe Belastungsindikatoren aufwiesen, sind besser durch die Krisen gekommen als Gebiete, die 2009 stärker belastet waren. Auffällig sind die Sozialräume in Neuhausen, die nun seit 15 Jahren nahezu durchgehend eine positive Entwicklung zeigen.

Interkommunale Einordnung

Im Vergleich mit anderen Städten zeigt sich, dass viele Kennzahlen durchschnittlich oder leicht unterdurchschnittlich ausfallen. Man sieht aber auch positive Tendenzen. So hat zum Beispiel ein signifikanter Anteil der Bevölkerung Grundsicherung, insbesondere im Alter. Besonders auffallend ist auch, dass in Worms die Angebotsmieten in den letzten Jahren von einem eher günstigen Preisniveau deutlich angestiegen sind. Der Wohnungsbau bleibt aber unterdurchschnittlich.

Weitere Auffälligkeiten in den Ergebnissen

Eine weitere Auffälligkeit ist der geringe Anteil an Asylbewerberleistungen. Das heißt: Relativ wenige Asylbewerber in Worms brauchen finanzielle Unterstützung. Trotzdem gibt es einen eher mittleren Anteil an Arbeitslosigkeit sowie einen höheren Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Der Beschäftigungsmarkt in Worms ist stark industrieorientiert und es gibt einen eher höheren Anteil an Einwohnern ohne Schulabschluss.

Auffallend ist auch, dass Worms trotz des demographischen Wandels in Deutschland noch relativ jung ist und leicht wächst. Diese Entwicklung ist vor allem auf sogenannte Wanderungsgewinne aus dem Ausland zurückzuführen. Es ziehen demnach vor allem junge Menschen und mehr Menschen aus anderen Ländern nach Worms, als generell aus der Stadt wegziehen. Die Innenstadt weist dabei einen hohen Anteil an Migranten auf.

Weiterhin hatte Worms in den letzten 15 Jahren eine durchaus positive Beschäftigungsentwicklung. Die Arbeitslosenquote ist in den Innenstadtlagen höher ist als in den Außenlagen. Außerdem weisen viele Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung nicht den altersentsprechenden Stand bei der Sprachentwicklung auf.

Die Ergebnisse zeigen, dass die soziale Belastung in der Innenstadt und im Stadtzentrum hoch ist, während sich Sozialräume mit bereits zuvor geringeren Belastungsindikatoren weiter verbessern. Die Entwicklungen im Nordend waren bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie positiv, deren Folgen sind dort aber noch immer zu spüren.

Weiteres Vorgehen der Stadt

Mitgliedern des Jugendhilfe- und des Sozialausschusses und anderen Fachvertretern wurden die Ergebnisse am 20. Februar auf einer Fachtagung vorgestellt. Dabei wurden bereits thematische und räumliche Arbeitsgruppen gebildet. Auch Vertreter der Sozialverbände und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind daran beteiligt. Bis zum Sommer sollen konkrete Handlungsempfehlungen ausgearbeitet sein, die dann den städtischen Gremien vorgelegt werden.

Die Arbeitsgruppen befassen sich mit den Themen Beschäftigung und Erwerbsleben sowie Soziale Situation, Bildung und Wohnen. Die räumlichen Arbeitsgruppen werden sich mit folgenden Bereichen beschäftigen: sozial stärker belastete Gebiete mit negativeren Entwicklungstrends, Gebiete mit Umkehr der ehemals negativen Entwicklungstrends und Gebiete mit spezifischen Problemlagen.

Sozialdezernent Waldemar Herder (SPD) kommentierte die Sozialraumanalyse: „Zum einen freue ich mich, dass uns für die soziale Arbeit in Worms nun eine fundierte und aktuelle Datengrundlage zur Verfügung steht. Darüber hinaus haben mir die sehr konstruktive inhaltliche Debatte bei der Vorstellung des Berichts und die große Bereitschaft zur Mitarbeit in den Arbeitsgruppen gezeigt, dass wir weiterhin mit viel Energie und Sachverstand an der Entwicklung in der Stadt arbeiten können.“