Lisa Natalie Arnold erhält den Mario-Adorf-Preis in Worms

Zum siebten Mal wurde der Mario-Adorf-Preis am Ende der Nibelungen-Festspiele vergeben. Die Jury entschied sich für die Schauspielerin Lisa Natalie Arnold, die im diesjährigen Festspielstück eine zunächst unscheinbare Rolle verkörpert.

Lisa Natalie Arnold erhält den Mario-Adorf-Preis in Worms

Zum Ende der diesjährigen Nibelungen-Festspiele wurde am Sonntagabend wieder der Mario-Adorf-Preis an eine Schauspielerin verliehen. Die Wormser Ehrenbürgerin Ilse Lang hatte den Preis wieder gestiftet, der mit 10.000 Euro dotiert seit 2018 stets eine herausragende schauspielerische Leistung beim Festspielstück würdigen soll. Hinzu kommt der „Gläserne Drache“, den der Mainzer Spezialglashersteller Schott als gläserne Stele zum Preis spendet.

Lang enthüllte am Abend kurz vor der letzten Aufführung den Namen der Preisträgerin aus dem goldenen Umschlag: Lisa Natalie Arnold. Im diesjährigen Festspielstück „See aus Asche“ von Roland Schimmelpfennig und der Regisseurin Mina Salehpour spielt Arnold das Lindenblatt, was zunächst wenig bedeutend wirken mag, sich aber im Festspielstück als umso bedeutender herausstellt.

„Schauspielerisch beeindruckend umgesetzt“

Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte erklärte: „Das Blatt hat eine besondere Funktionalität im Nibelungenlied. Es macht den Siegfried verwundbar, schon ändert sich die Weltgeschichte.“ Der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär, Prof. Dr. Jürgen Hardeck (parteilos), sagte dazu: „Die grandiose Idee, das Lindenblatt, das Siegfried seiner Unsterblichkeit beraubt, zu personifizieren, wird von Lisa Natalie Arnold schauspielerisch beeindruckend umgesetzt. Bei aller dem Stoff eigenen Ernsthaftigkeit bringt sie mit ihrer Darbietung zudem eine angenehme Prise Humor in die diesjährige Inszenierung.“

In der Laudatio (der Begründung der Jury) heißt es: „Lisa Marie Arnold übersetzt die Sprachkraft des Textes in energiegeladene Dramatik. Als Lindenblatt schafft sie es, Siegfried menschlicher zu machen. Ihre expressive Stimme nutzt sie über stimmliche Originalität hinaus für körperliche Originalität.“ Für die Zuschauer bleibe das Blatt nicht nur ein unerwarteter Perspektivwechsel, sondern werde durch Arnold zum Schlüsselerlebnis des Abends, ob durch ihre tänzerische, komische, akrobatische, epische Leistung. Damit habe Arnold „als sprechendes Blatt Nibelungengeschichte geschrieben“.

Das sagt die Schauspielerin

Auch die Stifterin gab sich begeistert: „Wie soll ein Blatt denn eine Rolle im Theater spielen? Ein Blatt, das liegt am Boden, modert, durchlebt die Jahreszeiten … und dann steht da diese Schauspielerin auf der Bühne – und was sie daraus gemacht hat, das war großartig. Wirklich toll, wie sie diese Rolle interpretiert hat. Das war nicht einfach ein Lindenblatt – das war ein Charakter, eine Geschichte, eine ganze Welt.“

Die Schauspielerin zeigte sich dankbar, die Rolle verkörpern zu dürfen: „Es ist eine tolle Idee von Schimmelfennig, dem Blatt eine Stimme zu geben. In jedem Menschen wohnt ein Blatt, das sich wünscht gesehen zu werden. Mein Blatt kreischt am heutigen Abend vor Freude auf und ab.“

Ihre Rolle nahm sie auch deshalb mit Handkuss an, weil sie um die Demokratie und den Klimaschutz besorgt sei. Ihrer Meinung nach stünden beide auf wackligen Beinen. „Eine große Ohnmacht umschleicht mich. Der Klimaschutz wird zurückgeworfen, wissenschaftliche Fakten werden ignoriert. Daher freut es mich umso mehr, den kleinen Elementen der Natur eine Stimme zu geben und mit Inbrunst zu sagen: ,Hallo hier bin ich!‘“ Für sie sei es ein Geschenk, wie Arnold selbst sagte. „Das Lindenblatt hat für ein Blatt sehr viel erreicht.“