In den 1950er Jahren brachte Christa L. drei Menschen und einen Hund um. Sie nutzte dafür das Pflanzenschutzmittel E-605 und entdeckte damit nicht nur das „Modegift“ des Jahrhunderts, sondern ging auch als „Gifthexe“ von Worms in die Geschichtsbücher ein.
Das Leben der Christa L.
Die Mutter der Täterin soll größtenteils in einer Heil- und Pflegeanstalt untergebracht gewesen sein, während L. aufwuchs. Ihr Vater war Alkoholiker und soll seine Tochter oft geschlagen haben. Als L., Mitarbeiterin in einer Lederwarenfabrik, in der Nähe von Worms war, lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. Auch er soll Alkoholiker gewesen sein und die gemeinsame Hochzeitsnacht mit einer anderen Frau verbracht haben, schrieb die ZEIT im Jahr 1997.
Im gleichen Artikel heißt es, dass Christa L.s Schwiegermutter ihr dazu geraten haben soll, sowohl ihren Schwiegervater als auch dessen Sohn, also ihren Ehemann, umzubringen. L.s eigener Vater war Hobbygärtner und warnte sie vor den tödlichen Folgen des Pflanzenschutzmittels E-605.
Die Morde
Der Empfehlung ihrer Schwiegermutter kam L. dann 1952 tatsächlich nach. Sie mischte ihrem Ehemann das Pflanzenschutzmittel in seine Milch. Als Todesursache wurde ein aufgeplatztes Magengeschwür angegeben, was zunächst keinen Verdacht erregte, da L.s Ehemann magenkrank gewesen war, heißt es in Ernst Klees Buch „Das Geständnis der Giftmörderin“.
Ein Jahr später soll L. ihrem Schwiegervater das gleiche Gift in Joghurt gemischt haben. Er stürzte klinisch tot vom Fahrrad. In einem Beitrag der Welt von 2022 heißt es, dass ein Arzt Herzversagen als Todesursache festgestellt habe. Da weder die Leiche des Ehemannes noch des Schwiegervaters rechtsmedizinisch untersucht wurden, blieben L.s ersten beiden Morde unentdeckt.
Ein weiteres Jahr später, 1954, lernte L. die Witwe Annie H. kennen und freundete sich mit ihr an, so die Welt. H.s Mutter habe Verdacht bezüglich der beiden Tode in Christa L.s Familie geschöpft, schreibt Klee. Daraufhin habe L. auch sie vergiften wollen und präparierte laut einem Beitrag des „Deutschlandfunks“ aus 2005 eine Cognacpraline mit dem Pflanzenschutzmittel E-605. Doch statt der Mutter aß L.s Freundin H. die Praline selbst, spuckte sie auf den Boden und starb kurz darauf. Ihr Hund, der das ausgespuckte Pralinenstück fraß, ereilte dasselbe Schicksal wie seine Besitzerin.
Die Entlarvung der „Gifthexe“
Weil H.s Tod und der ihres Hundes den Ärzten mysteriös erschienen, sollen die Leichen rechtsmedizinisch untersucht worden sein, so Welt und Zeit. Dabei konnte das Pflanzenschutzmittel E-605 in beiden Leichen festgestellt werden. Laut Klees Buch wurde Christa L. kurz darauf zur Hauptverdächtigen, weshalb auch die Leichen ihrer ersten Opfer exhumiert und auf das Gift untersucht wurden. Nach diesen Entdeckungen wurde das Pflanzenschutzmittel E-605 auch als „Wormser Gift“ bekannt.
Klee schreibt, dass die damals 31-jährige L. am 22. September 1954 vom Mainzer Schwurgericht zu „dreimal lebenslänglich“ verurteilt wurde. Daraufhin soll sie zunächst im Gefängnis in Neuwied untergebracht gewesen sein. Nachdem sie mehrfach versucht hatte, sich dort das Leben zu nehmen, wurde sie schließlich erst in eine Psychiatrie und später in das hessische Frauengefängnis nach Frankfurt verlegt.
Nach 23 Jahren Haft wurde die dann 53-Jährige unter falschem Namen entlassen, schreibt die Zeit. Wie L. heute heißt, ist nicht öffentlich bekannt. Nach ihrer Entlassung soll sie wieder Fuß gefasst und sogar wieder eine Anstellung gefunden haben. Bis heute gibt es keine Aufzeichnungen von ihrem Tod. Falls die „Gifthexe von Worms“ noch am Leben sein sollte, wäre Christa L. heute 101 Jahre alt.