So erlebt Schauspielerin Jasmin Tabatabai die Nibelungen-Festspiele in Worms

Viele kennen Jasmin Tabatabai aus der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“, andere aus Filmen wie „Acht Frauen“ oder „Fack ju Göhte 2“. Im Merkurist-Gespräch erzählt sie von den Nibelungen-Spielen unter Dieter Wedel und heute – und von Worms.

So erlebt Schauspielerin Jasmin Tabatabai die Nibelungen-Festspiele in Worms

Jasmin Tabatabai (58) ist zwar hauptsächlich aus Film und Fernsehen bekannt, hat aber auch schon Filmmusik und ein Buch geschrieben. Die deutsch-iranische Schauspielerin wirkt 2025 nicht zum ersten Mal bei den Nibelungen-Festspielen mit.

2006 war Tabatabai bereits im Stück „Die Nibelungen. Siegfrieds Frauen“ dabei, 2007 dann in „Die letzten Tage von Burgund“. Beide Male spielte sie Kriemhild. In diesem Jahr hat sie gleich zwei andere Rollen: Noch bis zum 27. Juli wird sie als Brunhild und der Drache im diesjährigen Stück „See aus Asche“ zu sehen sein.

Merkurist: Sie haben ja bereits 2006 und 2007 bei den Nibelungen-Festspielen mitgespielt. Was ist der größte Unterschied zu heute?

Jasmin Tabatabai: Dass es 2006 und 2007 Dieter Wedel war, der hier der Intendant war und auch die Inszenierung gemacht hat. Er war ja bekanntermaßen ein sehr autoritärer Regisseur, ein Kontrollmensch. Der nahm alles sehr genau, hat alles festgelegt. Beispielsweise gab es nach jeder Vorstellung bis spät nachts noch Kritik. Das ist sehr ungewöhnlich. Aber vor allen Dingen neigte er zu unberechenbaren cholerischen Wutausbrüchen.

Wie erleben Sie es heute?

Mina Salehpour (Anm. d. Red.: die Regisseurin in diesem Jahr) schafft eine ganz andere Arbeitsatmosphäre. Sie ist mit einer Theaterfamilie angereist: mit ganz entzückenden, fantastischen Menschen, mit denen sie seit vielen, vielen Jahren auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Man verbringt auch eine schöne Zeit gemeinsam. Und trotz aller Verspieltheit und dem Spaß, den wir haben, gefällt mir auch einfach wahnsinnig gut, was wir zusammen machen.

Was genau gefällt Ihnen gut?

Ich finde, dass es etwas sehr Zeitgemäßes hat. Wir erzählen natürlich dieses Jahr eine völlig andere Geschichte, und haben ein fantastisches Stück von Roland Schimmelpfennig. Wie ich finde, ist er einer der besten gegenwärtigen Autoren.

Können wir einen feministischen Twist erwarten in der Nibelungensage?

Die Geschichte des Nibelungenliedes ist die Geschichte des Nibelungenliedes. Daraus jetzt eine feministische Geschichte zu machen, hieße ja, das alles zu verbiegen. Aber du kannst die Dinge, die passieren, anders betrachten.

Inwiefern?

Ich habe zum Beispiel noch nie gesehen, dass der Drache zu Wort kommen darf. Der wird einfach immer erschlagen und das war’s. Und bei uns darf er halt auch mal was sagen. Die normale Betrachtung des Nibelungenliedes ist ja schon: Siegfried ist der Held, der große Drachentöter. Und dann erobern diese Männer im fernen Isenland die starke Königin Brunhild, da benutzen sie dann halt die Tarnkappe als kleinen Trick. Und ich habe immer gedacht: „Es ist so krass, wie man diese Frau besiegt, die ja eigentlich unbesiegbar ist, indem man hinterrücks zu zweit auf sie losgeht.“ Das hat mich eigentlich immer sehr gestört und ich finde, da kann man jetzt auch nochmal anders drauf gucken.

Gibt es etwas, das Ihnen an Worms besonders gut gefällt? Vielleicht abgesehen vom Dom?

Der Dom ist schon ganz besonders toll. Und ich finde, der alte Jüdische Friedhof ist unglaublich, ich kenne nirgendwo auf der Welt so einen. Der in Prag ist lang nicht so spektakulär, groß und so schön wie der hier. Und der Rhein ist natürlich auch etwas ganz Besonderes. Ansonsten ist das hier einfach ein sehr freundlicher Menschenschlag, was ich auch sehr schön finde. Und um die Ecke gibt es außerdem den ältesten Schallplattenladen in Rheinland-Pfalz. Den finde ich sehr süß.

Das Bühnenbild mit 600 Tonnen Kies ist ja außergewöhnlich anstrengend in diesem Jahr. Gab es noch ein anderes Setting, das Sie in Ihrer Karriere sehr herausgefordert hat?

Ich mache meistens Filme und die dreht man in der Regel noch an Originalschauplätzen. Da bist du der Witterung genauso ausgesetzt, wie wir es hier sind. Letzte Woche hatten wir Temperaturen um die 40 Grad. Dann kannst du gar nicht vor dem Dom stehen, solange die Sonne draußen ist. Jetzt hingegen ist es total kalt. Da muss man schon schauen, dass man spät nachts nicht erfriert. Es ist immer abenteuerlich.

Vielen Dank für das Gespräch, Jasmin Tabatabai!

Auch mit Jasmin Tabatabais Schauspieler-Kollegen Wolfram Koch haben wir über seine Erlebnisse bei den Nibelungen-Festspielen 2025 gesprochen, das Interview findet ihr unter diesem Link. Und hier geht es zu unserem Bericht von der Premiere. Einen Überblick zu den Nibelungen-Festspielen 2025 gibt es in diesem Artikel.