So erlebt Hagen-Darsteller Wolfram Koch die Nibelungen-Festspiele in Worms

Schauspieler Wolfram Koch ist 2025 bei den Nibelungen-Festspielen in Worms zu sehen. Im Merkurist-Interview verrät er, wie ihm die Stadt gefällt, wie es sich im Kies spielen lässt und inwiefern der Nibelungen-Stoff aktuell geblieben ist.

So erlebt Hagen-Darsteller Wolfram Koch die Nibelungen-Festspiele in Worms

Als Frankfurter Tatort-Kommissar Paul Brix ist Wolfram Koch vielen bekannt. Andere kennen den Schauspieler aus der Netflix-Serie „Dark“, wo er den erwachsenen Magnus Nielsen spielte: Der 63-Jährige hat bereits in zahlreichen Fernseh-, Kino- und Theaterproduktionen mitgewirkt.

2025 ist Koch erstmals auch bei den Nibelungen-Festspielen dabei: als Hagen von Tronje, der treueste Berater des Königshauses der Nibelungen am Wormser Hof. Noch bis 27. Juli wird er als König Gunters listenreichster Freund Kriemhild anschmachten, mit Siegfried rivalisieren und mit seiner Familiengeschichte hadern. Mit Merkurist hat Koch darüber gesprochen, was die Rolle ihm bedeutet, welche Herausforderungen ihm als Hagen begegnen und wie ihm die Stadt Worms gefällt.

Merkurist: Sie spielen dieses Jahr zum ersten Mal vor dem Wormser Dom. Wie ist die Erfahrung bisher und worauf freuen Sie sich besonders?

Wolfram Koch: Ich kannte die Nibelungen-Festspiele bereits, aber jetzt dabei zu sein – da kriege ich mit, wie die Stadt vibriert für diese Festspiele. Wenn man so für Theater lebt und Geld sammelt dafür und Jahr für Jahr richtig darauf wartet, was passiert: Das finde ich großartig. Also ich entdecke jetzt Worms und das ist schon toll hier.

Was an Worms ist Ihnen denn besonders aufgefallen?

Ich laufe gern durch die Stadt und kriege mit, was hier so passiert. Solche Entdeckungsreisen mag ich. Und es gibt ein paar Lokale, wo wir immer sind, die sind mir natürlich aufgefallen. Aber ich mache jetzt keine Schleichwerbung hier. Nur soviel: Bei einem berühmten Eisladen in der Nähe, da war ich natürlich häufiger Kunde.

Ansonsten war ich mehr in diesem Bereich unterwegs (zeigt um sich herum über den Heylsholfpark), weil wir unheimlich viel geprobt haben in unserem Bühnenbild aus 600 Tonnen Kies. Der stammt übrigens auch aus der Gegend.

Der Kies soll sehr anstrengend für die Schauspieler sein?

Ja, wir haben jetzt alle total austrainierte Hintern und Waden (lacht).

Sie haben ja in „Dark“ mitgespielt. Könnten Sie sich vorstellen, dass die Nibelungen-Sage guter Stoff für eine große Netflix-Serie sein könnte?

Auf jeden Fall, breit genug anlegen kann man es sicher. Es ist ja eine ganz alte Geschichte mit verschiedenen Fragmenten von Nordeuropa bis Südeuropa, wie bei einem Märchen. Die Sage kann natürlich auch immer verändert werden. Mal liegt der Fokus auf diesem Part, dann wieder auf einem anderen und so weiter.

Wie ist das beim diesjährigen Festspiele-Stück „See aus Asche“?

Roland Schimmelpfennig (Anm. d. Red.: Autor von „See aus Asche“) versucht in unserer Fassung der Nibelungensage gerecht zu werden: Er bindet viele Geschichten mit ein in diesen Abend, was ich toll finde. Zum Beispiel, wie Hagen die Welten-Esche erklimmt.

Bei uns ist es wie ein großer Gesang, sage ich immer. Die Figuren erzählen sehr viel über sich selbst, rutschen hinein und heraus aus der Spielsituation. Das sind dieses Jahr also nicht die großen Ritterspiele. Aber vielleicht passiert was im Kopf der Leute, das ist eine Hoffnung von mir. Dass sie sagen: „Das Ding hat eine aktuelle Relevanz.“

Worin besteht die?

Es geht letztendlich wie in allen guten Geschichten um Macht und Tod, um Liebe, um Einsamkeit und um die Frage: Warum machen wir das? Kann man nicht so bleiben, wie wir sind? Warum müssen wir Kriege führen? Warum müssen wir andere erobern? Das ist alles drin.

Nach den Nibelungen-Spielen ist vor den Nibelungen-Spielen, und nach dem Krieg ist vor dem Krieg. Das ist die Sache mit den alten Geschichten, sie sind hochaktuell.

Bis letztes Jahr waren Sie als Paul Brix zu sehen im Frankfurter Tatort. Haben Sie zwischen Hagen und Paul irgendwelche Ähnlichkeiten feststellen können?

Nur, dass ich derselbe Mensch bin, der sie darstellt. Paul Brix fliegt am Ende in die Luft, und Hagen wird der Kopf abgeschnitten. Vielleicht haben sie das gemeinsam? Dass sie beide in den Tod gegangen sind.

Darüber hinaus: nein, da gibt es überhaupt keine Gemeinsamkeit. Und das ist auch das Tolle an der Schauspielerei. Wir heißen ja Spieler, wir schlüpfen in diese Rollen und versuchen sie so gut wie möglich zu spielen. Das macht den Beruf aus, man kann alles ausprobieren.

Vielen Dank für das Gespräch, Wolfram Koch!