Relativ kurz vor dem Weltfrauentag am 8. März brachte die Grünen-Fraktion im Wormser Stadtrat einen Antrag ein, mit dem die Leistungen von Frauen in der Stadt sichtbarer gemacht werden sollen und damit die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gefördert werden soll.
Deutlich weniger nach Frauen benannte Straßen
Bisher seien nach Angaben der Grünen über 220 Wormser Straßen nach Männer benannt, aber nur 25 nach Frauen. Die Fraktion will diese Unterrepräsentation nach eigenen Angaben nicht länger hinnehmen. Sie stellte darum den Antrag, neue Straßen, Plätze und öffentliche Gebäude künfitg vorrangig nach Frauen zu benennen, die einen besonderen Bezug zur Stadtgeschichte aufweisen oder sich in der Wissenschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft besonders verdient gemacht haben. Außerdem soll seitens der Stadt eine Liste mit eben solchen bedeutenden weiblichen Persönlichkeiten erstellt werden, an der sich bei der Namensgebung orientiert werden solle.
Daraufhin entstand im Stadtrat eine hitzige Diskussion. Die Fraktion „Worms will weiter“ (WWW) wollte die „pauschale Vorrangregel“ so nicht stehen lassen. Die Fraktion sehe in der vorgeschlagenen Regelung Männer mit ebenso würdigen Verdiensten benachteiligt, erklärte Astrid Perl-Haag und forderte stattdessen: „Die Vergabe sollte lieber an den tätsächlichen Verdiensten und nach wissenschaftlich fundierten Kriterien erfolgen.“ Zustimmung gab es aus den Reihen von AfD und FDP.
„Worms will weiter“ wollte den Antrag der Grünen mindestens dahingehend erweitert wissen, dass nicht nur eine Liste an bedeutenden Frauen, sondern eine von bedeutenden Frauen und Männern erstellt werde, um eine „faire und verdienstbasierte Auswahl sicherzustellen“.
Hitzige Diskussionen um Vorrang für Frauennamen
Grünen-Fraktionsvorsitzende Anna Biegler verteidigte den Antrag folgendermaßen: „Es geht nicht darum, Männer in der Benennung auszuschließen. Wir sollten uns bewusst werden, was wir für ein Defizit haben.“ Angesichts der Tatsache, dass viel mehr Orte nach Männern benannt sind, findet es Biegler „absurd von vermeintlicher Diskriminierung gegen Männer zu sprechen“.
SPD, CDU und Linke pflichteten den Grünen in ihrem ursprünglichen Antrag mehrheitlich bei. Heidi Lammeyer (SPD) rief dazu auf, das Gleichgewicht zwischen Männer- und Frauennamen zu wahren. Jörg Koch (CDU), zugleich Historiker, betonte den offenkundigen Nachholbedarf, für seine Fraktionskollegin Marion Hartmann stellte der Antrag gar einen historischen Schritt dar.
Letztlich wurde der Grünen-Antrag laut Ratsprotokoll mit der eingebrachten Änderung von „Worms will weiter“ mehrheitlich beschlossen, wobei die Mehrheit äußerst knapp ausfiel: Auf 25 Ja-Stimmen kamen 21 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen.