Forscherin entdeckt vom Aussterben bedrohte Käferart in Rheinhessen

Der „Totengräber-Käfer“ gilt in Deutschland als vom Aussterben bedroht. Eine Insektenforscherin hat das unscheinbare Tier nun jedoch wiederentdeckt – in einem rheinhessischen Naturschutzgebiet.

Forscherin entdeckt vom Aussterben bedrohte Käferart in Rheinhessen

Für die Insektenforschung gilt seine Entdeckung als Sensation: In einem Naturschutzgebiet im rheinhessischen Gundersheim sind mehrere Exemplare eines Käfers entdeckt worden, der in Deutschland als vom Aussterben bedroht gilt. In den letzten Jahrzehnten trat der Käfer deutschlandweit „nur selten in Erscheinung“, wie die Forscherin Sabine Schwabe in ihrer Publikation schreibt. Dabei nimmt der „Totengräber“ eine wichtige Funktion in der Natur ein.

Die Entdeckung machte die Entomologin Schwabe bereits im Jahr 2024. Inzwischen sorgt sie jedoch für großes Interesse bei Wissenschaftlern, wie Schwabe gegenüber Merkurist erklärt. Der Totengräber-Käfer steht in Deutschland auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere.

Unscheinbar und mattschwarz

Gefunden hatte die Insektenforscherin den Aaskäfer im Naturschutzgebiet Kalksteinbruch Rosengarten mithilfe von Bodenfallen. Als der Totengräber-Käfer in einer der Fallen saß, habe Schwabe es zunächst gar nicht glauben können. Erst nach einigen Tests wurde klar, dass es sich „tatsächlich um den Nicrophorus germanicus handelt“, so Schwabe gegenüber dem SWR.

In einer Publikation schreibt Schwabe, dass der unscheinbare, mattschwarze Käfer von Westfrankreich über Mittel- und Osteuropa bis nach Sibirien vorkomme. Im Rheingebiet jedoch galt er schon in den 1940er Jahren als sehr selten. Auch in anderen Gebieten Deutschlands liegen Funde schon lange zurück.

Alle gefundenen Käfer gelten als selten und bedroht

Der Totengräber-Käfer bevorzugt Sandböden und warme Bedingungen. In Gundersheim wurden mehrere Arten gefunden, darunter die mit 20 bis 30 Millimetern Länge größte europäische Art der Totengräber. Aber auch andere Funde von Schwarzkäfern wurden nachgewiesen, alle gelten als selten und bedroht. Das Tier ist nachtaktiv und ernährt sich vor allem von Aas. Auch nutzt es Kadaver zur Eiablage. Damit nimmt es eine wichtige Funktion in der Natur ein.

Doch seine Lebensgrundlage fehle inzwischen in den meisten Fällen. „In der Natur gilt im Moment das Aufräumprinzip. Es darf kein totes Tier mehr irgendwo rumliegen“, so Schwabe gegenüber dem SWR. „Damit steht immer weniger Aas zur Verfügung und entsprechend fehlt dem Käfer die Nahrungsgrundlage.“ Zwölf Totengräber-Käfer hat Schwabe entdeckt, wie sie in einer ihrer Publikationen schreibt. 30 Bodenfallen hatte sie dazu ausgelegt, die alle zwei Wochen geleert wurden.

Die Bedingungen am Fundort, einem Steinbruch, scheinen jedoch gut zu sein für den Käfer. Wie Schwabe schreibt, herrschen hier vor allem Kalktrockenrasen vor. Im Frühjahr, wenn der Käfer aus seinem Winterschlaf tief im Boden erwacht, sollen die Forschungen weitergehen.

Über die Universität Würzburg gebe es ein großes Forschungsprojekt in 15 Nationalparks zu den Aaskäfern, so Schwabe Merkurist gegenüber. Wegen des Fundes bei Gundersheim sei dieses nun auf das Naturschutzgebiet Rosengarten und die Erweiterungsfläche ausgeweitet worden. Das Projekt unter der Leitung von Schwabe startet im Frühjahr.