Bei der Oberbürgermeisterkandidatur 2018 hat es für das Amt nicht gereicht, dennoch ist Peter Englert von „Worms will weiter“ im Stadtvorstand. Die neue Koalition von CDU, SPD und der Wählerinitiative „Worms will weiter“ (WWW) machen es möglich: Am Mittwochabend hat der Stadtrat den 34-jährigen Wormser als ehrenamtlichen Beigeordnetern gewählt, der ab dem 1. September einzelne Geschäftsbereiche der Stadt bekleiden wird.
Schwerpunkt Kultur und Ehrenamt
Die Abstimmung erfolgte nach einer taffen Ratssitzung, die bereits über vier Stunden dauerte. Von den 47 anwesenden Ratsmitgliedern haben 33 Abgeordnete für Englert gestimmt, zwölf mit Nein und zwei Personen gaben einen leeren (ungültigen) Stimmzettel abgegeben. Die neue Koalition hat damit die zweite große Belastungsprobe standgehalten, nach dem Haushaltsbeschluss mit der Grundsteuer-Erhöhung in der Mai-Sitzung des Stadtrats.
Englert ist verheiratet und ein leidenschaftlicher Kulturmensch „vor und hinter den Bühnen der Stadt“, wie er sich vor der Wahl vorstellte. Englert ist gelernter Schauspieler, der auch schon bei den Nibelungenfestspielen aufgetreten ist. Die Kultur sei für ihn der Ausdruck seiner Identität. 2019 wurde er in den Stadtrat gewählt.
In Englerts Dezernat fällt wenig überraschend der Kulturbereich inklusive der Kultur und Veranstaltungs GmbH (KVG) sowie den Nibelungenfestspielen. Außerdem ist er im Kern ebenfalls für die Ehrenamtsförderung, das Jobcenter und die Friedhöfe zuständig. „Dies sind vier sehr unterschiedliche Aufgabenbereiche, die aber alle die Menschen in Worms hautnah betreffen“, so Englert.
Kultur „Fundament unserer Demokratie“
Das Ehrenamt und Brauchtum seien die „DNA von Worms“ und das „Rückrat der Gesellschaft“, ohne die die Stadt liebloser wäre, sagte er weiter. Der neue Beigeordnete wolle etwa die Know-Hows verschiedener Wormser Vereine und Initiativen zusammenbrignen, um Belastungen besser zu meistern – beispielsweise wenn es um die Sicherheitsmaßnahmen bei größeren Veranstaltungen gehe, wie Umzüge oder Feste.
„Kultur ist nicht das Sahnehäubchen, sondern das Fundament unserer Demokratie“, befand Englert. Sie würde Orte der Debatte und der Inspiration ermöglichen. Er habe den festen Willen, Menschen zusammenzubringen. „Kultur findet Wege, wenn man sie nicht hindert.“ Die KVG sei dabei nicht nur ein Dienstleister, sondern ein Möglichmacher.
Zum Jobcenter erklärte der neue Beigeordnete: „Arbeit bleibt der Schlüssel zur Teilhabe. Integration in Arbeit ist kein Verwaltungsakt, sondern ein Akt der Würde.“ Hierfür sei das Jobcenter die zentrale Schnittstelle. Er wolle neue Chancen öffnen, gerade für Menschen, die derzeit übersehen würden. Die Friedhöfe sollten als Trauer- und Gedenkorte erhalten bleiben, aber auch einer neuen Bestattungskultur offen sein.
Fünfte Person im Stadtvorstand
Mit sichtbarem Demut blickt Englert auf sein Amt, das er mit „Interesse und offener Haltung“, „mit Pflichtbewusstsein und tiefer Verbundenheit“ gegenüber seiner Stadt bekleide möchte. Von sich sagte er über seine neue Aufgabe: „Ich bin nicht perfekt. Ich werde lernen, zuhören und mich korrigieren müssen.“
Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU) schwor den neuen Partner im Stadtvorstand auf sein Dezernat ein: Klare Prioritäten werden nötig, da der finanzielle Handlungsspielraum der Stadt enger denn je sei. „Es braucht kreative Lösungen und die Bereitschaft zum Kompromiss.“ Gleichzeitig würde Kessel auf Englerts Kompetenz vertrauen: „Seine biografische Nähe ist nicht zu übersehen.“ Englert lebe Kultur und werde Brücken bauen können. Englerts Aufgabenbereiche seien dabei nicht nur organisatorische Einheiten, „sondern zutiefst das, was die Stadt zusammenhält: Kultur, gesellschaftliche Teilhabe und Ehrenamt.“
Der Stadtvorstand wird künftig zu fünft sein: An der Spitze stehen Oberbürgermeister Adolf Kessel und Bürgermeisterin Stephanie Lohr von der CDU, die beiden hauptamtlichen Beigeordneten Timo Horst und Waldemar Herder von der SPD – und eben ab September im Amt auch Peter Englert von WWW als ehrenamtlicher. Diese fünf teilen sich die einzelnen Geschäftsbereiche rund um die Stadtverwaltung und die städtischen Gesellschaften. Wenn es bei dem Willen der Koalition bleibt, soll der WWW-Beigeordnete ab 2029 hauptamtlich bei der Stadt beschäftigt sein.