Zwei Tage im Februar und März 1945 haben sich tief ins kollektive Gedächtnis der Stadt Worms eingebrannt: Am 21. Februar und 18. März, nur wenige Monate vor Kriegsende, wurde die Stadt durch alliierte Bombenangriffe zu großen Teilen zerstört.
Am Abend des 21. Februars 1945 ab 20 Uhr warf ein Verband der britischen Royal Air Force 1.100 Sprengbomben und 100.000 Brandbomben über Worms ab, dazu kamen Kanister mit Phosphor. Beim zweiten großen Angriff am 18. März durch die US-Luftwaffe kamen nochmals zahlreiche Bomben hinzu.
Die Folge: Fast zwei Drittel der Wormser Innenstadt wurden zerstört, 25.000 Wohnungen fielen den Flammen zum Opfer. Auch viele Monumente und Sehenswürdigkeiten wie die Dreifaltigkeitskirche wurden schwer getroffen. Worms lag in Schutt und Asche.
239 Tote allein am 21. Februar
Doch die Stadt hatte nicht nur materielle Verluste zu beklagen: Der Angriff am 21. Februar 1945 kostete 239 Menschen das Leben, darunter viele Kinder. Beim zweiten Angriff am 18. März starben nochmals 141 Wormser.
„Der Abend senkt sich über Worms. Ein Abend wie viele in diesen letzten Monaten des Winters 1944/1945, unruhig, fiebrig und drohend. Die Stadt erwartet ihr Schicksal...“, beschrieb der Wormser Journalist Willi Ruppert die Stimmung in seinem Buch „...und Worms lebt dennoch!“.
Unter ebendiesem Motto begann nach Kriegsende der Wiederaufbau der zerstörten Stadt. Wohn- und Geschäftshäuser wurden errichtet, Kirchen restauriert. 1958 war das Rathaus nach zwei Jahren Bauzeit in seiner heutigen Form wiederhergestellt. Auch die 1938 von den Nazis zerstörte Synagoge wurde 1961 nach drei Jahren Bauzeit wieder eingeweiht.
Stadt erinnert mahnend an Kriegsursache und Holocaust
Zum 80. Jahrestag des Bombardements warnt die Stadt deutlich davor, die Gründe für das Bombardement zu vergessen: „Neo-Nazis und ihre Hintermänner versuchen heutzutage, das Gedenken an die Opfer der Bombenangriffe für ihre rechtsextremistische Propaganda zu missbrauchen und die Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge umzudeuten“, heißt es vonseiten der Verwaltung. Aber: „Deutschland begann bereits zu brennen, als die Nazis 1938 die Synagogen anzündeten und später polnische, russische und englische Städte bombardierten.“
Dass die Bombenangriffe letztlich stattfanden, ist laut Stadt Hitler und seinen Gefolgsleuten anzulasten. Sie „wussten, dass sie im Namen des deutschen Volkes einen unfassbaren Massen- und Völkermord an Menschen in ganz Europa befohlen und organisiert hatten. Die deutsche Bevölkerung wurde als Schutzschild für Massenmörder mobilisiert und bedenkenlos geopfert.“