Seifenblasen-Verbot für Wiesbadener Straßenkünstler „Muffin“

Weil die Seifenblasen des Straßenkünstlers „Muffin“ mutmaßlich gefährlich sein könnten, muss er jetzt auf sie verzichten. Das sagt die Stadt Wiesbaden.

Seifenblasen-Verbot für Wiesbadener Straßenkünstler „Muffin“

Der Straßenkünstler „Muffin“ hat sich im vergangenen Jahr in Wiesbaden niedergelassen. Zuvor war er lange auf Reisen, unterhielt die Menschen in verschiedenen Fußgängerzonen. „Ich habe seit zwei Monaten ein Zimmer in Dotzheim und will hier langfristig bleiben“, erzählt er gegenüber Merkurist. „Ich habe mich einfach in die Ecke verliebt. Die Leute sind sehr freundlich.“ Bekannt ist er in Wiesbaden unter anderem für seine Seifenblasen-Show – doch die darf es nun nicht mehr geben.

„Und meine Seifenblasen sollen gefährlich sein?“

„Eine Frau hatte sich seit einer Woche über meine Seifenblasen beschwert. Man müsse die mal untersuchen, weil Chemikalien verwendet würden und Rutschgefahr bestünde“, so Muffin. Dann sei die Stadtpolizei gekommen und habe ihn gefragt, was in der Mischung sei. „Ich muss jetzt die Seifenmischung ins Labor schicken und beweisen, dass nichts Giftiges drin ist.“ Das könne er sich aber nicht leisten. „Ich mache doch die Straßenkunst, um meinen Lebensunterhalt aufzubessern.“

Bis der Test vorliege, dürfe er nun keine Seifenblasen-Kunst mehr betreiben. Vor sieben Jahren hatte er damit angefangen, drei Jahre zuvor war er auf Weltreise gegangen. Mit den Seifenblasen wolle er die Menschen begeistern und als Künstler auf sich aufmerksam machen. „Und dadurch vielleicht Aufträge für Kitas oder Grundschulen bekommen.“ Doch daraus wird nun erst einmal nichts. Das ärgert Muffin. „Ich mache regelmäßig mit Wasser sauber, dass es nicht rutschig ist“, sagt er. „Junkies spritzen in der Stadt vor Kindern und da wird nichts getan und ich mit meinen Seifenblasen soll gefährlich sein.“

Das sagt die Stadt

Winnrich Tischel ist Leiter des Amts für Straßenverkehr und Stadtpolizei in Wiesbaden. Er sagt: „Es waren im Vorfeld zwei Bürgerbeschwerden über den ‘Künstler’ in der Leitstelle eingegangen.“ Grund der Beschwerden sei zum einen die Rutschgefahr für Fußgänger durch die Seifenlauge. Ein Zeuge habe es sich einige Tage angeschaut und festgestellt, dass in dem Bereich immer wieder Fußgänger ausrutschten. Andererseits sei gegenüber den Stadtpolizisten die Befürchtung geäußert worden, dass Muffin nach seiner Aktion das „Gemisch mit erheblicher Schaumbildung“ in den künstlich angelegten Bach in der Schützenhofstraße kippen könnte und damit die Umwelt gefährden würde.

Das Wort Künstler setzt Tischel in seiner Antwort in Anführungszeichen und macht deutlich: „Ich bin nicht sicher, ob man die Aktion mit den Seifenblasen als Kunst bezeichnen kann.“ Die Stadtpolizei prüfe jedenfalls einen Vorgang, wenn sie dazu wegen Hinweisen aus der Bevölkerung oder von anderen Behörden gebeten werde oder den Vorgang selbst beobachte. Die Beamten würden eingreifen, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abzuwehren oder eine bereits eingetretene Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu beseitigen. Das gelte unter anderem, wenn „die körperliche Unversehrtheit Dritter beeinträchtigt“ werde.

Muffin fassungslos

Die Antwort der Stadt auf die Merkurist-Anfrage macht Muffin wiederum fassungslos. „In den sieben Jahren, in denen ich Seifenblasen mache, ist noch nie ein Erwachsener hingefallen oder ausgerutscht.“ Er sagt deutlich: „Wer auch immer das behauptet, lügt. Und das wie gedruckt.“ Zwar würden Kinder, die mit den Seifenblasen spielen, immer mal hinfallen, „aber das weniger, weil es rutschig ist, sondern weil sie sich im Eifer des Gefechts gegenseitig umrempeln oder schubsen“. Muffin sagt: „Und sie stehen dann auf und spielen weiter.“