Die wohl kleinste Backstube Wiesbadens erstrahlt in neuem Glanz. Das denkmalgeschützte Nauroder Backes wurde umfassend saniert und ist am Donnerstag feierlich wiedereröffnet worden. Zur Eröffnung wurde passend reichlich Brot gebacken. Auch Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende (SPD) und Ortsvorsteher Wolfgang Nickel (CDU) haben mitgeholfen.
Den Teig dazu haben Ingo Best (2. Vorsitzender der IG Naurod) und „Backmeister“ Bernd Beielschmidt vorbereitet. Der Sauerteig mit verschiedenen Mehlsorten und Körnern musste einige Zeit in den Gärkörbchen gehen. Für den Oberbürgermeister ist mit der Eröffnung wieder ein „echtes Kleinod erstanden“. Mende empfindet das Backes als einen Ort der Gemeinschaft, der Identität stiftet und einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln fördern als auch das Handwerk in den Blick nehmen kann.
Das „Gemaa Backes“ (Gemeindebackhaus), wie die Nauroder das kleine Fachwerkhaus liebevoll nennen, gehört der Stadt Wiesbaden. Seit mehreren Jahren wird es von der IG Nauroder Ortsvereine gepachtet. Dessen Vorsitzender Sven Kettler möchte das Backes nun stärker beleben. Es sollen wieder Schulklassen das Haus gezeigt werden. Backkurse sind eine weitere Idee. Mit der Sanierung kann nun wieder gemeinsam Brot gebacken werden. Dafür schließen sich in Naurod Familien mehrmals im Jahr zusammen. Bei dem großen Holzbackofen lohnen sich größere Stückzahlen mehr: Dort passen 49 Ein-Kilo-Brote hinein.
Die Sanierung wurde notwendig, weil das Dach undicht war. Daraufhin folgten bei dem städtischen Hauptamt die Schadensaufnahme und -analyse, die Konzeptionierung von Sanierungsmaßnahmen inklusive der Ausschreibung und Suche von Handwerksfirmen, wie die Stadt mitteilt. Vom September 2023 bis Februar 2024 liefen die Bauarbeiten. Dabei musste unvorhergesehen das Mauerwerk geöffnet werden, so die Stadt. 115.000 Euro kosteten die Arbeiten letztendlich und damit etwas mehr als die geschätzten 100.000 Euro.
Ursprünglich gar kein Backhaus
Ursprünglich war das Backes ein altes Feuerwehrgerätehaus, wobei 1753, dem Jahr der Eröffnung, alles sehr minimalistisch war. Für mehr als eine Feuerwehrspritze gab es dort keinen Platz. Bis 1818 stand es neben der evangelischen Kirche, seitdem an der heutigen Stelle in der Auringer Straße 28. Bis 1901 war es das Spritzenhaus der Feuerwehr, anschließend ein Lagerraum. Das wollten die Menschen in Naurod ändern. Ein Aktionskreis tat sich zusammen, und 1980 haben es die Nauroder zum heutigen Backhaus umgestaltet.
Zur Tradition des Backes gehört seit 1991 das jährliche Backesfest, dass dieses Jahr sein Comeback feiert. Am Samstag, 17. August, findet es ab 15 Uhr in der Nauroder Platzwiesstraße statt. Das Fest bietet die Gelegenheit, das renovierte Backes kennenzulernen und frischgebackenen Kuchen und Brot zu genießen, wie die IG Nauroder Ortsvereine schreibt. Wer Interesse hat, selbst mal im historischen Backes zu backen, kann sich bei der IG melden.