„Tumultartige Szenen“: Als US-Präsident Kennedy Wiesbaden besuchte

Es war der vielleicht bis heute bedeutendste Besuch eine Staatsoberhaupts in Wiesbaden: Am 25. Juni 1963 wurde der amerikanische Präsident John F. Kennedy von der Bevölkerung frenetisch empfangen.

„Tumultartige Szenen“: Als US-Präsident Kennedy Wiesbaden besuchte

Als der amerikanische Präsident John F. Kennedy 1963 Deutschland besuchte, wurde er so frenetisch gefeiert, wie nach ihm höchstens noch Barack Obama. Nie zuvor hatte es in Deutschland eine solche Begeisterung für Amerika gegeben. Kennedy erschien den Deutschen wie eine Lichtgestalt, ein Hoffnungsträger. Auch in Wiesbaden wurde der junge Präsident bei seinem Besuch am 25. Juni von Zehntausenden jubelnden Menschen empfangen.

Im offenen Auto durch Wiesbaden

Dabei war anfangs gar nicht vorgesehen, dass Kennedy mit der Bevölkerung in Kontakt kommen sollte. Denn sein Besuch sollte ursprünglich den hier stationierten amerikanischen Streitkräften gelten, wie es Historiker Dr. Johann Zilien in einem Beitrag auf der Webseite der Stadt Wiesbaden beschreibt. Demnach sollte Kennedy nach dem Besuch des Headquarters der Air Force lediglich noch im 1956 erbauten US-Luftwaffenhotel General von Steuben, dem heutigen Dorint-Hotel, übernachten.

Der hessischen Landesregierung sei es dann aber doch gelungen, die amerikanische Seite für einen Empfang im Kurhaus zu gewinnen. „Um den US-Präsidenten auf seinem Weg vom Steuben-Hotel zum Kurhaus gebührend willkommen zu heißen, wurden 100.000 Fähnchen beschafft, die auf der Vorderseite mit dem Sternenbanner, auf der Rückseite mit den Farben der Bundesrepublik oder Hessens bedruckt waren“, schildert Zilien die damaligen Umstände in Wiesbaden.

Um 18:20 Uhr landete der Hubschrauber des Präsidenten schließlich vor dem Steuben-Hotel, wo ihn 10.000 jubelnde Menschen erwarteten. Nachdem er sich kurz ausgeruht und mit Vizekanzler Ludwig Erhard im Steuben-Hotel gesprochen habe, sei Kennedy dann gegen 19:30 Uhr im offenen Auto durch die Straßen entlang der Friedrich-Ebert-Allee und der Wilhelmstraße gefahren, wo rund 100.000 Wiesbadener auf ihn warteten. „Mit Eintreffen des Präsidenten spielten sich vor dem Kurhaus, wo sich noch einmal 30.000 Menschen drängten, tumultartige Szenen ab“, beschreibt Zilien in seinem Beitrag die Situation in Wiesbaden an diesem 25. Juni 1963.

„Besuchen Sie Deutschland!“

Nur ein verstärktes Polizeiaufgebot und der Einsatz berittener Polizei hätten ein Durchbrechen der Absperrungen von begeisterten Kennedy-Anhängern verhindern können. Nachdem Kennedy sich noch ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte, verließ er gegen 20:30 Uhr das Rathaus in Richtung Steuben-Hotel, wie Zilien angibt. Auch Kennedy selbst war die einmalige Atmosphäre seines Deutschlandbesuches wohl bewusst. So hatte er noch gesagt: „Wenn ich einmal das Weiße Haus verlasse, dann wird mein Nachfolger einen Brief in meinem Schreibtisch finden mit der Aufschrift ‘Nur in Augenblicken tiefster Depression zu öffnen!‘ In diesem Brief stehen nur drei Worte: Besuchen Sie Deutschland!‘.“

Am 26. Juni bestieg Kennedy in Erbenheim schließlich eine Maschine der US-Luftwaffe, um weiter nach Berlin zu fliegen. Zuvor war der US-Präsident unter dem Jubel Tausender Amerikaner sowie einiger Wiesbadener „Zaungäste“ noch mit militärischen Ehren verabschiedet worden, wie Zilien erklärt. Nicht einmal ein halbes Jahr später sollte Kennedy in Dallas ermordet werden (22. November 1963).

Weitere Eindrücke vom Besuch des US-Präsidenten zeigt die Dokumentation „Mit Kennedy durch Deutschland“. Diese ist am Sonntag (25. Juni) um 20:15 Uhr auf dem Sender „Tagesschau24“ zu sehen.

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