Wiesbadener Grundschulen schlagen Alarm: „System wird kollabieren“

41 von 66 Grundschulen in Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis haben eine sogenannte Überlastungsanzeige gestellt. Was genau passiert ist.

Wiesbadener Grundschulen schlagen Alarm: „System wird kollabieren“

„Wir können nicht mehr“ – mit diesen Worten beschreibt die Wiesbadener Grundschullehrerin Katja Giesler gegenüber der Hessenschau die aktuelle Situation an den Grundschulen. Nun hat sie gemeinsam mit zahlreichen Kollegen aus der Region eine sogenannte Überlastungsanzeige eingereicht.

Zu hohes Arbeitspensum für zu wenig gute Lehrer

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, wurde die Anzeige am Mittwochabend (4. Juni) beim zuständigen Schulamt in Wiesbaden und im Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen abgegeben. 41 von 66 Grundschulen im Schulamtsbezirk Wiesbaden und im Rheingau-Taunus-Kreis haben mit dem gesamten Kollegium unterschrieben. Damit haben sich in der Region mehr Grundschulen zusammengetan als je zuvor.

Das Grundschulpersonal kritisiert in der Anzeige vor allem einen erheblichen Mangel an qualifizierten Lehrkräften, zu viele Verwaltungsaufgaben und ein zu hohes Arbeitspensum. Gleichzeitig gebe es immer mehr Schüler mit psychischen Belastungen oder Förderbedarf. Auch die Klassengröße und unzureichende Räumlichkeiten für Ganztagsschulen werden bemängelt.

Die Überlastungsanzeige ist eine Möglichkeit für Beamte, Probleme in ihren Arbeitsfeldern aufzuzeigen – vor allem, da sie nicht streiken dürfen. Die Unterzeichnenden rechtfertigen ihre Klage damit, dass die Bildungsqualität gefährdet sei. Außerdem führten die Verhältnisse zu mehr Krankheitstagen und machten den Beruf unattraktiv. Es gebe ein strukturelles Problem, das die Politik nicht angehe, so Giesler gegenüber der Hessenschau.

Nicole Grünewald-Zimmermann, seit 30 Jahren Lehrerin und aktuell der Joseph-von-Eichendorf-Schule in Wiesbaden, warnt dem Medium zufolge ebenfalls: „Ich bin sicher: Wenn sich jetzt nichts tut, wird das System kollabieren.“ Eine volle Stelle auszufüllen sei fast unmöglich, ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen in Kauf zu nehmen. Auch sie hat die Überlastungsanzeige unterschrieben.

Die Reaktion des Kultusministeriums

In einem ersten Statement aus dem Kultusministerium heißt es: „Überlastungsanzeigen werden von uns sehr ernst genommen und von den jeweiligen Staatlichen Schulämtern vor Ort genau geprüft, um den jeweils genauen Sachverhalt zu ermitteln.“ Diese Prüfung soll nun durch das Staatliche Schulamt stattfinden.