3806 Euro – so hoch liegt der mittlere Brutto-Lohn eines sozialversicherungspflichtig Angestellten in Deutschland, der in Vollzeit arbeitet. Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit hervor, die die Zeitung „Die Zeit“ nun im Detail ausgewertet hat. In der Untersuchung wurden mehrere Städte und Gemeinden in Deutschland betrachtet. Dabei ging es um Fragen wie: Wo verdienen die Menschen besonders gut? Wo sind die Unterschiede am größten? Verdienen die Menschen im näheren Umland mehr?
Verglichen mit dem deutschen Durchschnitt verdienen die Angestellten in Wiesbaden tatsächlich relativ gut: 333 Euro lagen hier die Löhne im vergangenen Jahr über dem mittleren Gehalt in Deutschland. Seit 2002 sind sie inflationsbereinigt jedoch um 2,7 Prozent gesunken: von 4252 auf 4139 Euro brutto im Monat. Bei der Auswertung berücksichtigt wurde auch, wie sich die Preise entwickelt haben, etwa für Lebensmittel oder Miete.
Lohnschwankungen in den vergangenen 22 Jahren
Im Lauf der vergangenen 22 Jahre, das zeigt die Studie auch, gab es jedoch immer wieder ein Auf und Ab der Gehälter. Zwischen 2002 und 2007 etwa sind sie aufgrund der Wirtschaftskrise zunächst gesunken, dann kam es zum Aufschwung. Dieser dauerte bis zur Coronapandemie im Jahr 2020, als viele Menschen unter den steigenden Energiepreisen litten oder in Kurzarbeit wechselten. Dann sanken bis zum Jahr 2023 die Gehälter in Wiesbaden um 5,5 Prozent im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit.
Betrachtet wurde in der Studie aber auch, wie groß die Unterschiede zwischen den Gering- und den Topverdienern sind. Während die Wiesbadener Geringverdienenden höchstens 2892 Euro brutto im Monat bekommen, erhalten die obersten 20 Prozent mindestens 6386 Euro. Damit liegt die Gehaltsschere in Wiesbaden bei einem Wert von 2,2 – der gesamtdeutsche Wert beträgt 2,1. Dieser Unterschied hat sich in den vergangenen 22 Jahren in Wiesbaden vergrößert. Denn während die höchsten monatlichen Löhne um 119 Euro (1,9 Prozent) gestiegen sind, sind die niedrigen Löhne sogar um 70 Euro (2,4 Prozent) gesunken.
Hier verdient man noch mehr als in Wiesbaden
Im direkten Umfeld gibt es aber Ortschaften, in denen die Menschen noch mehr verdienen als in Wiesbaden. Wie „Die Zeit“ ermittelt hat, bringen etwa die Einwohner von Eltville ein mittleres Monatsgehalt von 4431 Euro nach Hause (plus 3,8 Prozent zu 2002), in Niedernhausen sind es 4708 Euro (minus 8,4 Prozent) und in Eppstein sogar 4997 Euro (minus 5,9 Prozent). Auch in Mainz verdient man mit 4405 Euro fast 300 Euro mehr als in Wiesbaden (plus 4,1 Prozent). Nur in Ginsheim-Gustavsburg sind die Gehälter mit 3976 Euro geringer. Hier haben sie sogar um fast 10 Prozent abgenommen in den vergangenen 22 Jahren.
Innerhalb von Hessen belegt Wiesbaden im Gehaltsvergleich Rang 97 von 407 der Gemeinden mit den Bewohnern mit den höchsten Gehältern. Im Vergleich zu den 80 Großstädten Deutschlands landet Wiesbaden auf Rang 19.