Reiches Wiesbaden: In einer „Zeit“-Auflistung der deutschen Großstädte mit den meisten Gutverdienern landet Wiesbaden auf Platz 30 von 153. Dabei zeigt sich: In einigen Vierteln lebt es sich offenbar besonders gut.
Grundlage der „Zeit“-Auflistung ist eine im Dezember veröffentlichte Studie des Soziologen Marcel Hebig vom „Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung“. Diese zeigt nicht nur, welche Städte besonders arm oder reich sind, sondern auch, wie sich Armut und Reichtum innerhalb der Städte verteilen. Der Studie zufolge gelten 20,5 Prozent der Wiesbadener als gutverdienend, verdienen also mehr als 57.600 Euro im Jahr. Auf Platz 1 liegt München mit 31,7 Prozent.
In vielen deutschen Städten sind arme und gutverdienende Menschen auch räumlich voneinander getrennt. Wiesbaden schneidet hier vergleichsweise gut ab: 23,7 Prozent der Menschen müssten umziehen, damit Armut und Reichtum gleichmäßig verteilt wären. Im Vergleich liegt Wiesbaden damit auf Platz 130 der Städte mit der stärksten Armutssegregation, also der größten Abtrennung der armen von reichen Menschen. Dennoch gibt es Bereiche, in denen offenbar fast nur Gutverdiener wohnen. Diese sind nicht nach Stadtteilen aufgeteilt, sondern in Quadratkilometer.
Platz 5
Auf Platz 5 der Viertel mit den meisten Gutverdienern landet das Viertel in Wiesbaden-Erbenheim rund um den Görlitzer Ring und die Wandersmannstraße mit 38,9 Prozent. Ein deutlich kleinerer Anteil der Einwohner gilt als arm, bezieht also Grundsicherung wie beispielsweise Bürgergeld: 2,4 Prozent. Im Vergleich: Insgesamt gelten in Wiesbaden 13,9 Prozent der Bevölkerung als arm.
Platz 4
Den vierten Platz belegt der Quadratkilometer in Sonnenberg rund um die Leibnizstraße und die Liebenaustraße. Dort machen Gutverdiener 40,2 Prozent der Bevölkerung raus, der Armutsanteil liegt bei 3 Prozent.
Platz 3
Das drittreichste Viertel in Wiesbaden liegt in Nordost: Rund um den Rambach, zwischen Mozartstraße und Fichtestraße, gelten 42,7 Prozent als Gutverdiener. 6,2 Prozent der Anwohner beziehen Grundsicherung, gelten also als arm.
Platz 2
Mit 44,4 Prozent gutverdienender Bevölkerung liegt das Naurod-Viertel am südlichen Erbsenacker, rund um Kastanienweg und Pappelweg, auf Platz 2. Armut gibt es dort laut Statistik gar nicht. Allerdings befinden sich in diesem Quadratkilometer nur sehr wenige Häuser. Gänzlich aussagekräftig ist die Platzierung also nicht.
Platz 1
Auf Platz 1 liegt ein Viertel in Mainz-Kostheim: Auf der Maaraue gelten 60 Prozent der Einwohner als Gutverdiener, der Armutsanteil liegt wie schon auf Platz 2 bei 0. Da das Gebiet allerdings noch spärlicher besiedelt ist als der südliche Erbsenacker, sagt auch diese Platzierung nicht allzu viel aus.
Hintergrund
Die Studie „Zur Ungleichverteilung von Armut, Reichtum, Bildung und Ethnie in den deutschen Städten“ hat Marcel Helbig anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Deshalb umfasst sie nur Menschen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64. Auch Beamte, Rentner und Selbstständige sind nicht enthalten, weil die Arbeitsagentur nur Daten von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sammelt. Die Studie deckt alle Städte mit mehr als 60.000 Einwohnern ab.
Die „Zeit“ hat anhand der Daten nicht nur eine Auflistung der 153 ärmsten und reichsten Städte gemacht, sondern auch eine interaktive Karte erstellt, in der die Werte für die einzelnen Viertel für jede Stadt ersichtlich sind. Den vollständigen Artikel findet ihr hier.
Wo in Wiesbaden die meisten armen Menschen wohnen, erfahrt ihr in diesem Merkurist-Artikel: