Das sind die ärmsten Viertel in Wiesbaden

Eine aktuelle Studie zeigt, wie Armut und Wohlstand in deutschen Städten verteilt sind. Daraus geht auch hervor, welche Viertel in Wiesbaden besonders von Armut geprägt sind.

Das sind die ärmsten Viertel in Wiesbaden

Unter den 153 größten deutschen Städten zählt Wiesbaden nicht gerade zu den ärmsten – im Gegenteil: Wie die „Zeit“ berichtet, ist Wiesbaden auf Platz 30 der Städte mit den meisten Gutverdienern. In einigen Vierteln sind jedoch besonders viele Menschen von Armut betroffen.

Grundlage der „Zeit“-Auflistung ist eine im Dezember veröffentlichte Studie des Soziologen Marcel Hebig vom „Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung“. Diese zeigt nicht nur, welche Städte besonders arm oder reich sind, sondern auch, wie sich Armut und Reichtum innerhalb der Städte verteilen. Der Studie zufolge gelten 13,9 Prozent der Wiesbadener als arm, beziehen also Grundsicherung wie zum Beispiel Bürgergeld (ehemals Hartz IV) oder Arbeitslosengeld II. Auf der Skala der ärmsten Städte landet Wiesbaden also auch vergleichsweise weit vorne, auf Platz 45. Auf Platz 1 liegt Gelsenkirchen mit 25,7 Prozent.

In vielen deutschen Städten sind arme und gutverdienende Menschen auch räumlich voneinander getrennt. Wiesbaden schneidet hier vergleichsweise gut ab: 23,7 Prozent der Menschen müssten umziehen, damit Armut und Reichtum gleichmäßig verteilt wären. Im Vergleich liegt Wiesbaden damit auf Platz 130 der Städte mit der stärksten Armutssegregation, also der größten Abtrennung armer Menschen. Dennoch gibt es einige Bereiche, in denen sich die armen Menschen häufen. Diese sind nicht nach Stadtteilen aufgeteilt, sondern in Quadratkilometer.

Platz 5

Auf Platz 5 der Viertel mit den meisten Grundsicherungsbeziehern landet das Viertel in Wiesbaden-Erbenheim zwischen Tempelhofer Straße und Berliner Straße mit 30,4 Prozent. Ein deutlich kleinerer Anteil der Einwohner gilt als Gutverdiener: 10,6 Prozent verdienen mehr als 57.600 Euro im Jahr. Im Vergleich: Insgesamt gelten in Wiesbaden 20,5 Prozent der Bevölkerung als gutverdienend.

Platz 4

Den vierten Platz belegt ein Quadratkilometer, der sich über zwei Stadtteile erstreckt: vom südwestlichen Zipfel in Bierstadt rund um die Fliednerstraße bis zum nördlichen Teil von Hainerberg in Südost. Dort liegt der Armutsanteil bei 33,4 Prozent, Gutverdiener machen 11,1 Prozent der Bevölkerung aus.

Platz 3

Das drittärmste Viertel in Wiesbaden liegt in Schierstein: Im Westen des Stadtteils, in der Söhnleinstraße um den Friedhof beziehen 47,6 Prozent der Einwohner Grundsicherung. Gutverdiener sind hier laut Statistik gar nicht vertreten. Vollkommen aussagekräftig dürfte diese Platzierung allerdings nicht sein. Einen großen Teil des Quadrats nimmt nämlich der Friedhof selbst ein.

Platz 2

Mit 50 Prozent armer Bevölkerung liegt das Südost-Viertel am Südfriedhof, im Siegfriedring östlich der Friedenstraße, auf Platz 2. Auch dort gibt es der Statistik nach keine Gutverdiener. Wie auch schon bei der Söhnleinstraße befinden sich nur sehr wenige Häuser in dem Viertel. Das könnte sich jedoch bald ändern: 2018 kündigte die Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) an, am Südfriedhof ein Wohnquartier mit über 700 Wohnungen zu errichten. Wann genau es soweit sein wird, steht allerdings noch nicht fest.

Platz 1

Auf Platz 1 liegt ein Viertel in Mainz-Kastel – ebenfalls ein spärlich besiedeltes Gebiet an einem Friedhof: Rund um die Straßen „Am Berstädter Grabenweg“ und „Petersweg“ gelten 52,8 Prozent der Einwohner als arm. Gutverdiener machen dort 14,8 Prozent aus.

Hintergrund

Die Studie „Zur Ungleichverteilung von Armut, Reichtum, Bildung und Ethnie in den deutschen Städten“ hat Marcel Helbig anhand von Daten der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Deshalb umfasst sie nur Menschen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64. Auch Beamte, Rentner und Selbstständige sind nicht enthalten, weil die Arbeitsagentur nur Daten von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sammelt. Die Studie deckt alle Städte mit mehr als 60.000 Einwohnern ab.

Die „Zeit“ hat anhand der Daten nicht nur eine Auflistung der 153 ärmsten und reichsten Städte gemacht, sondern auch eine interaktive Karte erstellt, in der die Werte für die einzelnen Viertel für jede Stadt ersichtlich sind. Den vollständigen Artikel findet ihr hier.