Mit seinem neuen Buch „Gebt mir etwas Zeit“ steht Entertainer Hape Kerkeling wieder einmal in den Bestseller-Listen ganz oben. In der Autobiographie schreibt er über die Ergebnisse seiner Ahnenforschung und die schwere Zeit Ende der 1980er-Jahre, als sein früherer Lebensgefährte Duncan an Aids starb.
Auch im „Zeit“-Podcast „Alles gesagt?“ sprach Kerkeling vor einigen Tagen fast drei Stunden lang über sein Leben – unter anderem über sein „völlig verrücktes Outing“, wie es „Zeit“-Redakteur Jochen Wegner nennt. Am 10. Dezember hatte der Filmemacher Rosa von Praunheim in der Talkshow „Explosiv – Der heiße Stuhl“ unter anderem Kerkeling in seiner Abwesenheit als homosexuell geoutet. „Es war nicht mal eine niveauvolle Sendung“, erinnert sich Kerkeling im Podcast.
Bambi-Verleihung in Wiesbaden
Nur zwei Tage nach dem Zwangs-Outing sollte Kerkeling den Bambi für seine Fernsehmoderation von „Total Normal“ erhalten – im Wiesbadener Kurhaus. „Ich wusste also, ich musste in der ARD um 20:15 Uhr dazu Stellung nehmen oder ich müsste den Bambi ablehnen“, so Kerkeling im Podcast. Daraufhin habe er Moderator Frank Elstner angerufen, der die Laudatio auf Kerkeling halten sollte. Dieser habe sofort gesagt: „Die Frage brauchst du mir gar nicht zu stellen. Du kommst. Und ich werde keine Silbe an meiner Laudatio ändern.“
Für Kerkeling sei die Bambi-Verleihung in Wiesbaden „schon ein bisschen Spießrutenlaufen“ gewesen. „Ich merkte, wie so einige vor mir auswichen.“ Doch dann sei aus der Menge der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel (FDP) auf ihn zugekommen. Er habe ihm die Hand geschüttelt und gesagt: „Guten Abend Herr Kerkeling, davon lassen wir uns nicht verrückt machen. Morgen treiben die sowieso ‘ne andere Sau durchs Dorf.“
Ab diesem Moment sei es „wie eine Befreiung“ gewesen. In anderen Interviews hatte Kerkeling bereits erzählt, dass auch Schlager-Star Udo Jürgens an dem Abend in Wiesbaden auf ihn zugekommen sei. Auch wenn das Zwangs-Outing für Kerkeling im Nachhinein etwas Befreiendes hatte, sagt er: „Es war eine enorme Herausforderung, diesem öffentlichen Druck standzuhalten.“