Neue Statistik: Was die Wiesbadener wirklich denken

Die Ergebnisse einer neuen Stadtanalyse wurden nun veröffentlicht. Dabei wird klar, welche Sorgen die Wiesbadener umtreibt und wie ihre Meinungen zu den großen Themen derzeit sind.

Neue Statistik: Was die Wiesbadener wirklich denken

Corona-Krise, Ukraine-Krise, Klima-Krise: Das Wiesbadener Amt für Statistik und Stadtforschung wollte in einer Stadtanalyse in Erfahrung bringen, wie das Wohlbefinden der Wiesbadener in Krisenzeiten ist. Die Ergebnisse der Analyse wurden nun veröffentlicht.

Wie gut beziehungsweise beeinträchtigt die Bürger bislang durch die Krisenzeit gekommen sind, fällt im Detail jedoch unterschiedlich aus und scheint bereits bestehende soziale Benachteiligungen tendenziell weiter zu verstärken, so das Ergebnis der Umfrage. Mehr als 4200 Wiesbadener waren dafür nach einem repräsentativen Zufallsverfahren ausgewählt und befragt worden. Gefragt wurden diese „Auserwählten“ zu ihrer persönlichen Lebenssituation, zur Zufriedenheit oder beispielsweise Gesundheit.

Ukraine-Krieg als Belastung

Insbesondere der Krieg in der Ukraine scheint aktuell sehr belastend zu sein: Jeder zweite Befragte fühlt sich dadurch stark bis sehr stark belastet, nur 14 Prozent nicht. Auch durch die Corona-Pandemie fühlte sich zum Befragungszeitpunkt im Herbst 2022 noch jeder vierte Befragte eher oder stark belastet. Ein hoher Anteil von 41 Prozent fühlt sich dadurch mittelmäßig belastet, 28 Prozent eher nicht beziehungsweise überhaupt nicht mehr. Längerfristige negative Auswirkungen der Corona-Pandemie werden vor allem konkret für verschiedene städtische Bereiche wahrgenommen: auf das Wiesbadener Kulturleben (60 Prozent sehr beziehungsweise eher negativ), die Attraktivität der Wiesbadener Innenstadt (52 Prozent) sowie die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Wiesbaden (46 Prozent).

Wirtschaftliche Situation und Verkehr

Die eigene wirtschaftliche Situation wird dagegen seltener als negativ beeinflusst eingestuft (18 Prozent). Ein hoher Anteil von 58 Prozent sieht in diesem Bereich eine gemischte Entwicklung mit teils positiven, teils negativen Auswirkungen. Auch betrifft dies einige Bevölkerungsgruppen deutlich stärker als andere, zum Beispiel fühlt sich etwa jeder vierte Befragte, der (noch) keinen beruflichen Abschluss hat oder zur Schule, Uni oder Ausbildung geht, durch Corona wirtschaftlich beeinträchtigt.

Gemischt ist die Einschätzung auch zur Verkehrssituation in Wiesbaden: 31 Prozent der Befragten, die eher bis sehr positive Auswirkungen der Pandemie auf die Wiesbadener Verkehrssituation wahrnehmen, stehen 25 Prozent gegenüber, die vor allem negative Effekte sehen, während weitere 26 Prozent dies mit teils/teils beantworten.

Gesundheit und persönliche Lebenssituation

Auf die eigene gesundheitliche Situation hatte die Corona-Pandemie nach eigenem Bekunden für etwa ein knappes Viertel der Befragten längerfristige (eher) negative Auswirkungen, darunter für fünf Prozent sogar sehr negative. Weitere 52 Prozent sehen negative und positive Auswirkungen zugleich. Trotz dieser Belastungen der Pandemie-Situation sind knapp zwei Drittel der befragten Wiesbadener mit ihrem Gesundheitszustand zufrieden bis sehr zufrieden, weitere 24 Prozent teils/teils, und nur drei Prozent sehr unzufrieden, weitere sieben Prozent eher unzufrieden.

Interessant ist auch, dass die Wiesbadener mit ihrer persönlichen Lebenssituation insgesamt überwiegend zufrieden sind – nur knappe zwei Prozent sind sehr unzufrieden, weitere rund vier Prozent unzufrieden – gegenüber 2018 also keine nennenswerte Veränderung, wobei durchaus eine „Stimmungsdämpfung“ im oberen Bereich erkennbar ist, mit einem Rückgang des Anteils sehr zufriedener gegenüber 2018 von 22 auf 16 Prozent.

Anlässe zur Sorge

Die verschiedenen Krisenbelastungen führen bei den Wiesbadener Bürgern durchaus zu verstärkten Sorgen, wobei sich diese seltener auf die eigene Gesundheit und persönliche Unversehrtheit beziehen, als umso stärker auf gesamtgesellschaftliche Themen und deren soziale Auswirkungen. Die Kriegssituation oder eine Ausweitung in Europa, steigende Preise sowie die Versorgung mit Energie und anderen Rohstoffen sind für jeweils knapp 90 Prozent der Befragten Anlass zur Sorge.

Dicht dahinter folgen Umweltverschmutzung (84 Prozent) und Klimawandel (81 Prozent). Drei Viertel der Befragten sorgen sich außerdem um die soziale Ungerechtigkeit sowie die Wirtschaftslage. Für eine deutliche Mehrheit sind daneben Altersarmut (68 Prozent), Rassismus in Deutschland (65 Prozent) sowie eine unsichere Zukunftsperspektive (60 Prozent) Themen, die für die Befragten mit negativen Befürchtungen verbunden sind.

Zahlen im Vergleich

Im Vergleich zu 2016 hat insbesondere die Sorge um Krieg in Europa (+ 34 Prozentpunkte), die Wirtschaftslage (+ 38,7 Prozentpunkte) sowie den Klimawandel (+ 14,5) zugenommen. Die „Top-Sorge“ Inflation und steigende Preise wurde 2022 erstmals abgefragt, daher gibt es keine zeitliche Vergleichsmöglichkeit. Gleichwohl liefert die Befragung auch konkrete Hinweise auf eine zunehmende finanzielle Belastung zumindest in Teilen der Wiesbadener Bevölkerung. Die überwiegende Mehrheit der Befragten hat zwar nach eigener Einschätzung ein (relativ) gutes Auskommen mit dem eigenen Haushaltseinkommen. Acht Prozent kommen jedoch nur schlecht beziehungsweise sehr schlecht zurecht, weitere zehn Prozent relativ schlecht. Insgesamt berichtet also fast ein Fünftel der Befragten von einer eher schwierigen finanziellen Situation.

Im Vergleich zu 2018 hat sich der Anteil derjenigen, die gut oder sehr gut zurechtkommen, vermindert (-4,1 Prozentpunkte), während der Anteil derjenigen, die relativ bis sehr schlecht zurechtkommen, von 14 auf 19 Prozent gestiegen ist (+4,3). Der feststellbare Trend zur Verschlechterung der (subjektiven) Einkommenssituation betrifft fast alle Haushaltstypen, ganz besonders allerdings Alleinerziehende, die ohnehin die größten finanziellen Schwierigkeiten aufweisen: Hier hat sich der Anteil derjenigen, die sehr schlecht zurechtkommen, von drei auf neun Prozent verdreifacht. Insgesamt geben von dieser Befragtengruppe nun rund 42 Prozent an, relativ schlecht bis sehr schlecht mit dem eigenen Haushaltseinkommen zurechtzukommen. 2018 betrug dieser Anteil noch 35 Prozent.

Die Wiesbadener Stadtanalyse könnt ihr euch hier im Detail ansehen. Fragen beantwortet das Amt für Statistik und Stadtforschung unter Telefon (0611) 315691 oder per E-Mail an amt-fuer-statistik-und-stadtforschung@wiesbaden.de.