Droht Wiesbaden der „Verkehrsinfarkt“?

Jede Woche werden in Wiesbaden neue Baustellen eingerichtet. Die zweifelsohne wichtigen Arbeiten bringen die Stadt jedoch immer näher an den Rand eines Verkehrskollaps, beklagen viele Autofahrer. Wie die Verwaltung die Situation bewertet.

Droht Wiesbaden der „Verkehrsinfarkt“?

In Wiesbaden gibt es mehr als 5000 Baustellen pro Jahr – und nach Auskunft der Stadt werden es demnächst wohl vorerst auch nicht weniger. Für Autofahrer, aber auch Nutzer des ÖPNV sind damit teils erhebliche Behinderungen verbunden. Staus stehen quasi an der Tagesordnung. Kürzlich sorgte auch noch ein Wasserrohrbruch in der Wiesbadener Innenstadt für Verkehrsbehinderungen. Leser Cawe diagnostiziert daher einen „Verkehrsinfarkt in der Wiesbadener Innenstadt“. „Überall Baustellen und gefühlt geht's nirgends vorwärts“, beklagt er sich. Doch wie bewertet eigentlich die Verwaltung die aktuelle Baustellen- beziehungsweise die damit verbundene Verkehrssituation in der Stadt?

„Maximale Belastungsgrenze erreicht“

Auf Anfrage von Merkurist erklärt der Pressesprecher der Stadt, Ralf Munser, dass bei Baustellen prinzipiell unterschieden werden sollte. Und zwar zwischen planbaren Baustellen, wie zum Beispiel Kanalsanierungsarbeiten oder Erneuerungen von Rohrleitungen. Sowie den ungeplanten Baustellen, wie beispielsweise Wasserrohrbrüche oder akut gefährliche Fahrbahnschäden. „Alle planbaren Baustellen werden von der Stadt so koordiniert, dass die Auswirkungen auf die Verkehrsteilnehmer möglichst erträglich sind.“ Aufgrund der in Teilen maroden Infrastruktur ließen sich einige Maßnahmen nicht im Vorfeld planen, da ein sofortiges Handeln nötig sei, sagt Munser. Das seien in der Regel auch jene Baustellen, die besonders zu Verkehrsstörungen führen.

Generell sei das Verkehrsaufkommen in Wiesbaden aber sehr hoch. „Mit den aktuell vielen gleichzeitig stattfindenden Baustellen hat die Stadt die maximale Belastungsgrenze erreicht“, so der Pressesprecher. Während der zweieinhalb Jahre, in denen die Salzbachtalbrücke gesperrt war, hätten zudem viele nötige Baumaßnahmen zur Instandhaltung und Sanierung nicht umgesetzt werden können, da diese zu einem Zusammenbruch des Stadtverkehrs geführt hätten. Einige dieser Arbeiten seien schon nachgeholt geholt worden, andere stünden noch bevor.

So plant die Stadt

Auch für die nächsten Jahre kann Stadtsprecher Munser keine Entwarnung geben, was die Vielzahl der Baustellen anbelangt. „Aufgrund des Sanierungsstaus in vielen Bereichen der öffentlichen Infrastruktur ist leider in den nächsten Jahren mit keiner Entspannung zu rechnen.“ Um zukünftig flexibler auf ungeplante Baustellen reagieren zu können, würden die geplanten Baumaßnahmen dann aber mit größerem zeitlichen Abstand zueinander koordiniert. Ganz vermeiden ließen sich Verkehrseinschränkungen jedoch dadurch nicht, so Munser. Und auch die Kosten für die vielen Bauarbeiten in Wiesbaden sind nicht gerade gering. Zwar lasse sich keine genaue Summe benennen, da die verschiedenen Baumaßnahmen in der Verantwortung unterschiedlicher Bauträger fallen.

Doch wie der Stadtsprecher angibt, werde das Tiefbau- und Vermessungsamt im Jahr 2024 rund 3,18 Millionen Euro in die Sanierung von Fahrbahndecken investieren. Darin eingeschlossen seien beispielsweise die Kosten für die Erneuerung der Fahrbahn nach dem Wasserrohrbruch am Wiesbadener Hauptbahnhof. „Die Kosten für die Anfang des Monats fertiggestellte Yorckstraße belaufen sich auf 3,15 Millionen Euro, für die Gerichtsstraße auf etwa 600.000 Euro“, führt Munser an. Die finalen Kosten für die Umgestaltung der Wellritzstraße und der Ellenbogengasse ließen sich erst nach Abschluss der Bauarbeiten genau beziffern.