Die Geschichte hinter der „größten Kuckucksuhr der Welt“ in Wiesbaden

Warum steht die wohl bekannteste Wiesbadener Uhr vor einem Souvenirgeschäft? Wie kam sie dort hin? Und ist sie wirklich „die größte Kuckucksuhr der Welt“?

Die Geschichte hinter der „größten Kuckucksuhr der Welt“ in Wiesbaden

Alle Wiesbadener und viele Touristen aus der ganzen Welt kennen sie: die „größte Kuckucksuhr der Welt“ vor dem Souvenirgeschäft in der Burgstraße. Das Rufen des Kuckucks zu jeder halben und vollen Stunde zwischen 8 und 20 Uhr ist ein beliebtes Spektakel, zahlreiche Videos zeigen das Schauspiel auch im Internet. Doch welche Geschichte steckt hinter der Wiesbadener Riesenuhr?

Nicht mehr die „größte Kuckucksuhr der Welt“

„Die größte Kuckucksuhr der Welt“ ist die Wiesbadener Sehenswürdigkeit schon seit einigen Jahren nicht mehr – doch ab 1953 war sie für längere Zeit die erste und einzige, die sich offiziell mit diesem Titel schmücken durfte. Denn das Uhrwerk hat einen stolzen Durchmesser von ungefähr zwei Metern. Inzwischen gibt es drei Kuckucksuhren, die noch größer sind: zwei im Schwarzwald und eine im Harz.

Zwei Besonderheiten hat die Wiesbadener Kuckucksuhr ihren noch größeren Artgenossen jedoch voraus. Erstens, sie dient als Schaufenster zu einem Souvenirladen, in dem noch immer Kuckucksuhren verkauft werden – eine Kuckucksuhr voller Kuckucksuhren. Zweitens, sie ist im Gegensatz zu den anderen Uhren nicht fest in ein Haus verbaut, sondern an der Wand befestigt und somit beweglich – und tatsächlich soll die Uhr ihren Standort schon einmal gewechselt haben.

Wie die Uhr zum Souvenirladen kam

Denn die größte bewegliche Kuckucksuhr der Welt, wie man sie vielleicht nennen könnte, wurde 1946 laut Reiseführer „111 Orte in Wiesbaden, die man gesehen haben muss“ zunächst an einem anderen Standort errichtet: am Kaiser-Friedrich-Platz vor dem Nassauer Hof.

In Auftrag gegeben hatte den Bau Emil Kronenberger, Souvenirhändler, Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Wiesbaden sowie Gründer einer französischen Untergrundorganisation und von Charles de Gaulle ausgezeichneter Kriegsveteran, nachdem er 1939 aus Deutschland fliehen musste. Die staatlichen Gelder, die er nach dem Krieg als Wiedergutmachung erhalten hatte, investierte Kronenberger in den Bau der Wiesbadener Kuckucksuhr. Die Uhr sollte Touristen anlocken und als Luxusartikel das Stadtbild prägen.

Doch wie und warum kam die Uhr 1953 dann vor das Souvenirgeschäft in der Burgstraße? Laut eines 1954 erschienenen Artikels der amerikanischen Militärzeitung „Stars and Stripes“ wurde Kronenberger von seinem Neffen Fred Stern auf die Idee gebracht. Denn die Amerikaner, so habe er gesagt, würden darauf abfahren. Innerhalb eines Tages soll die Kuckucksuhr dann am Souvenirgeschäft angebracht worden sein – angeblich versteckt hinter einem Sichtschutz, damit die Behörden nichts mitbekamen und Kronenberger die strenge Bauverordnung umgehen konnte.

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