Die Wiesbadener Dragqueen Kelly Heelton ist bei der Premiere des Reality-Formats „Drag Race Germany“ dabei. Der Ableger der preisgekrönten amerikanischen Reality-Show „RuPaul’s Drag Race“ ist in dieser Woche in Deutschland gestartet. In der neuen Reality-Show treten verschiedene Dragqueens aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in verschiedenen „Challenges“, wie Schauspiel, Tanz, Gesang und Kreativität an. Im Gespräch mit Merkurist erzählt Kelly von ihrer Leidenschaft, Dragqueen zu sein und über ihre Motivation, an der Show teilzunehmen.
Geboren ist Kelly in Brasilien. 2002 ist sie wegen eines Jobs nach Deutschland gekommen, wo sie bisher in verschiedenen Städten gewohnt hat. Vor circa sieben Jahren ist Kelly dann durch Zufall nach Wiesbaden gezogen. „Ich freue mich, mit Wiesbaden mein Zuhause gefunden zu haben. Die Stadt fühlt sich an wie Heimat“, so Kelly. Besonders schätze sie die Lebensqualität der Stadt und die vielen Grünflächen um Wiesbaden herum.
Außer ihrem Beruf als Dragqueen arbeitet Kelly in einer Musical-Schule in Wiesbaden, Mainz und Frankfurt. Dort unterrichtet sie Kinder in den Bereichen Tanz, Gesang und Schauspiel.
Drag als Teil ihrer Persönlichkeit
Dragqueen sein ist für Kelly mehr als nur ein Hobby: Sie beschreibt es als ihre Berufung und einen Teil ihrer Persönlichkeit. Vor circa 15 Jahren hat sie damit angefangen, einige Jahre später wurde sie als Drag-Artist international bekannt. „Es hat sich einfach so ergeben, dass ich plötzlich international unterwegs war. Ich durfte auf Bühnen in China, Italien, Portugal und Russland auftreten“, sagt sie über ihren Erfolg. Schon davor war sie Künstlerin, unter anderem spielte sie Theater. Dragqueen zu sein, habe ihr dann dabei geholfen, als Künstlerin bekannt zu werden und zudem die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen. „Es ist wie ein Superheldenkostüm, das ich anziehe“, sagt Kelly.
„Drag Race Germany“ soll Sichtbarkeit schaffen
Schon vor zehn Jahren gab es den Versuch, das Reality-Format „Drag Race Germany“ umzusetzen. Doch erst jetzt hat es geklappt und zu ihrer Freude sei sie überraschenderweise für die aktuelle Produktion angefragt worden.
Für sie bedeute die Show nicht nur Unterhaltung, wie Kelly sagt. Vielmehr soll die Show auch Sichtbarkeit für die Drag- und Queer-Community schaffen. „Drag Race Germany“ sei nicht nur für die Künstler und Künstlerinnen wichtig, sondern auch für die Gesellschaft. „Es ist wichtig zu zeigen, dass Deutschland bunt und vielfältig ist“, sagt Kelly.
Die Show wird auf dem kostenpflichtigen Streaming-Portal Paramount+ ausgestrahlt. Jedoch wird die Show auch jeden Dienstag an verschiedenen Orten in Wiesbaden übertragen: Im Queeren Zentrum, im Schlachthof und in der Badhaus-Bar. „Ich bin zwar nicht immer anwesend, an dem ein oder anderen Dienstag werde ich aber erscheinen“, sagt Kelly abschließend.
Hintergrund
Verstanden wird Drag als eine Kunstform. Jeder kann sich durch Schminke, Mode und Auftreten in eine Dragqueen verwandeln. Dabei geht es nicht nur darum, sich zu verkleiden. Drag ist eine politische Kunstform, die traditionelle Geschlechterrollen aufdeckt und gesellschaftliche Normen hinterfragt. Außerdem verstehen sich Drag-Artists als Sprachrohr der LGBTQIA*-Community.