Ärger aus Sicht der Stadt Wiesbaden um Little Home

Immer noch halten sich viele Obdachlose rund um den Wiesbadener Hauptbahnhof auf. Manche Bürger werfen der Stadt in diesem Fall Untätigkeit vor. Doch die Suche nach Unterkünften für die Wohnsitzlosen hat jüngst einen herben Dämpfer erhalten.

Ärger aus Sicht der Stadt Wiesbaden um Little Home

Wie geht es mit den Obdachlosen am Wiesbadener Hauptbahnhof weiter? Erst kürzlich berichteten wir über die schwierige Situation für die Menschen ohne festen Wohnsitz. Oft lassen sie sich an den dortigen ÖPNV-Haltestellen nieder, um in diesen zu schlafen oder etwas Schutz vor Nässe und Kälte zu finden. Auch in einer Unterführung in Bahnhofsnähe sind gelegentlich Obdachlose anzutreffen. Ein Lichtblick für einige von ihnen sollten nun eigentlich die sogenannten Little Homes werden. Der Verein Little Home e.V. hatte in Kooperation mit CommerzReal insgesamt 5 Häuser gebaut. Etwas mehr als drei Quadratmeter sind diese Wohnboxen groß. Eine Matratze, Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Set, Waschbecken und Campingtoilette sind inklusive. Doch aus dieser Möglichkeit, Wohnsitzlose unterzubringen, wird offenbar vorerst nichts.

Interesse eigentlich vorhanden

Wie die Leiterin des Sozialleistungs- und Jobcenters der Stadt Wiesbaden, Ariane Würzberger, gegenüber Merkurist erklärt, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Verein Little Home e.V. bisher sehr schwierig. „Tatsächlich konnte in keinem einzigen Fall ein Umzug in eines der Häuser umgesetzt werden.“ Auch auf mehrfache Nachfragen hin lägen dem Sozialleistungscenter keine Informationen zu den aktuellen Standorten vor, so Würzberger. „Wir hätten interessierte Personen, wobei sich die Einzugsbereitschaft letztendlich auch danach richtet, wo die Häuser final stehen werden.“

Herr Lüdecke, Vorstand des Little Home e. V. entgegnet hierzu: „Eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wiesbaden und Little Home hat es nie gegeben. Die Little Home wurden lediglich als Teambuilding-Maßnahme der Commerz Real auf dem Wiesbadener Marktplatz gebaut, sollten jedoch nicht in Wiesbaden verbleiben. Vielmehr sollten die Häuser in Frankfurt aufgestellt werden.“

Geplant sei ursprünglich gewesen, dass in einer gemeinsamen Abstimmungsrunde der Arbeitsgemeinschaft #wohin die Häuser für vier Obdachlose als Unterkunft zur Verfügung gestellt werden, sagt Würzberger. Ein Little Home sollte zudem als „Notquartier“ genutzt werden, in dem die Ordnungsbehörden am Abend oder Wochenende wohnsitzlose Menschen unterbringen hätten können. Denn die meisten Obdachlosen hätten ihre festen Plätze in der Innenstadt, so Würzberger. Dementsprechend würden sie die räumliche Nähe dorthin suchen.

Anders als Frau Würzberger schildert, sei laut Herrn Lüdecke von Little Home e. V. ein Umzug von Obdachlosen in die Häuser nie geplant gewesen. „Die Häuser wurden auf einem Privatgelände der Deutschen Bahn zwischengelagert, bevor sie nach Frankfurt gehen sollten. Es gab daher keine Veranlassung, Standorte mitzuteilen“, so Herr Lüdecke.

Keine Zwangsunterbringung

Wie Würzberger sagt, seien die Little Homes jedoch lediglich ein weiteres Angebot, in denen Obdachlose unterkommen könnten. In der Regel seien die Little Homes nur zur temporären Unterbringung gedacht und auch nicht für jeden Menschen ohne eigenen Wohnraum geeignet. Vorschreiben, wo sie sich aufzuhalten haben, kann die Stadt den Obdachlosen aber nicht.

Herr Lüdecke erwidert hierauf, dass sich die Frage eines Einzuges noch gar nicht gestellt habe, da es noch nicht zu einer Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wiesbaden und Little Home e. V. gekommen sei. Eine Zusammenarbeit sei letztlich deshalb nicht zustande gekommen, da die Stadt Wiesbaden keine Sozialarbeiter für die Bewohner der Little Homes zur Verfügung stellen wollte, was für den Verein aber immer zwingende Voraussetzung sei, so Herr Lüdecke von Little Home e. V.

Das Unterbringungsmanagement des Sozialleistungs- und Jobcenters halte jedoch eine breite Palette von Angeboten zur Unterbringung bereit, um bedarfsgerecht reagieren zu können. „Die Annahme der Angebote ist freiwillig“, sagt Würzberger. Es kämen jedoch jeweils auch Sozialarbeiter zum Einsatz, die die Wohnsitzlosen begleiten, um – sofern möglich – gemeinsam mit den betroffenen Menschen Perspektiven zu erarbeiten. Vielleicht können so in Zukunft einige Obdachlose weg von der Straße geholt werden.