Ende Januar letzten Jahres musste der Real-Markt in der Mainzer Straße für immer schließen. Eine Übernahme durch eine andere Supermarktkette scheiterte unter anderem an dem maroden Zustand des Gebäudes. Seither ist auf dem Grundstück nichts geschehen, wenngleich es schon vor dem Aus der Filiale Pläne für das Areal in Wiesbaden gab. So war dort ein Immobilienprojekt mit integriertem Supermarkt geplant. Ein später erstelltes Bebauungskonzept sah dann einen größeren Anteil an Wohnungen auf dem Gelände vor.
Doch auch aus diesem Plan wurde nichts. Denn diese beabsichtigte Nutzungsänderung weicht von der Planung für die Mainzer Straße ab, so wie sie die Stadtverordnetenversammlung beschlossen hatte. „Modifizierte Pläne“ sollten letztlich Abhilfe schaffen. Von Seiten der Stadt Wiesbaden hieß es im Juni 2022 auf Merkurist-Anfrage, dass der Umbau des Areals dann beginnen könne, sobald die hierzu erforderlichen Baugenehmigungen vorliegen. Wie sieht es nun aus, fast ein Jahr später?
Enger Austausch mit Investor
Auf erneute Anfrage von Merkurist erklärt die Stadt jetzt, dass die Planung der Fläche zurzeit „intensiv vorangetrieben“ werde. Zuletzt habe es zwischen dem Investor und der Stadtverwaltung einen engen Austausch über „bauliche Kriterien und Entfaltungsmöglichkeiten“ für das künftige Quartier gegeben. Dabei habe der Investor die Planung weiterentwickelt. Außer den Vorgaben des Bebauungsplans, vorrangig großflächigen Einzelhandel und Büroflächen umzusetzen, könnten neben den weiterhin geplanten Wohnnutzungen auch gefördertes Wohnen, Gesundheitsversorgungseinrichtungen, Kinderbetreuung und gastronomische Angebote „quartiersbelebend“ sein, erklärt der Pressesprecher der Stadt Wiesbaden, Ralf Munser.
Der Investor plane zudem die ökologische Aufwertung mit Stadtgrün, Dachgärten sowie Entsiegelungsmaßnahmen der derzeit versiegelten Brachfläche. „Ein Quartier, ausgelegt für kurze Wege und autofrei im Inneren, soll in dieser Konzeption ein städtebauliches Scharnier mit lärmgeschützten, öffentlich zugänglichen Aufenthaltsräumen an der Mainzer Straße und in Reichweite zum Kulturareal Schlachthof bilden“, erklärt der Stadtsprecher die Idee.
Droht ein noch längerer Stillstand?
Doch welche Gründe verhindern nun also konkret eine Bebauung des Geländes? Wie der Stadtsprecher zunächst sagt, lege das bestehende Planungsrecht den Fokus weitestgehend auf den Einzelhandel als Ersatz für den früheren Real-Markt sowie Verwaltungs- und Büroflächen. Zudem lasse das Planungsrecht nur einen geringen Wohnanteil zu. Doch: „Der jetzige Eigentümer des Real-Marktes möchte hingegen ein künftiges Quartier nutzungsbezogen breiter aufstellen. Vorgesehen sind außer Einzelhandels- und Büroflächen diverse Wohnsegmente, unter anderem auch Studentenwohnungen, möbliertes Wohnen auf Zeit und ein möglicher Hotelbetrieb“, so Stadtsprecher Munser. Die Quartierskonzeption sehe insgesamt eine klimaangepasste und nachhaltige Bauweise vor. Und dieses Zukunftsbild sei nun mit den aktuellen Zielsetzungen der Stadt in Einklang zu bringen.
Auf einen kompletten Stillstand, was die Bebauung des Areals angeht, hofft man aber nicht. „Einer Entwicklung des Areals messen alle Beteiligte hohe Bedeutung bei“, schildert der Stadtsprecher die aktuelle Situation. Der „Entwicklungsdruck“ auf dieser derzeit ungenutzten innerstädtischen Potenzialfläche sei sehr hoch. Zumal der Investor und Eigentümer der meisten Grundstücke des Carrés bereits „nennenswerte Anfangsinvestitionen für Konzeptionierung und Grunderwerb“ getätigt habe. Ob beziehungsweise wann es also mit den Bauarbeiten vor Ort losgeht, wird sich dann zeigen.