Rätselhafte Drohnenflüge zwischen Mainz und Wiesbaden

Seit einiger Zeit beobachten Bewohner von Biebrich Drohnen, die nachts unterwegs sind. Auch über der Rettbergsaue und Mombach wurden sie gesichtet. Auf der Suche nach der Herkunft der Drohnen stößt man auf einige Verwirrungen.

Rätselhafte Drohnenflüge zwischen Mainz und Wiesbaden

Die Drohnen fliegen in der Nähe des Biebricher Rheinufers, über der Rettbergsaue und dem Mombacher Gewerbegebiet, immer nachts und meistens an einem Mittwoch oder Donnerstag. So berichten es einige Merkurist-Leser.

„Die Drohnen und ihre Flugbewegungen sind gut anhand der Positionsleuchten (rot/grün) und einem weißen Licht auszumachen“, erklären die Leser. Teilweise würden sie mehrere Minuten lang an einer Stelle stehen bleiben und sich dann über diesen Bereichen bewegen, manchmal sehr schnell. In einer Nacht seien zwischen 23 und 1 Uhr bis zu drei Drohnen gleichzeitig zu sehen gewesen.

Ihnen komme das komisch vor. „Vielleicht werden hier auch unsere Wohnungen in Rheinnähe am Uferweg ausgespäht“, befürchten die Biebricher. Einige Nachbarn hätten daher schon Kontakt mit Polizei und Stadt aufgenommen.

Flüge sind Behörden zunächst unbekannt

Auch dem Regierungspräsidium Darmstadt, wo die Landesluftfahrtbehörde angesiedelt ist, seien Mitte April solche Beobachtungen gemeldet worden. Das teilt Pressesprecher Christoph Süß gegenüber Merkurist mit. Doch weder hier noch bei Polizei oder der Stadt würden Informationen über einen solchen Flugbetrieb mit Drohnen vorliegen.

Zunächst vermutet Süß: „Aufgrund der Schilderungen über Positionslichter, gleiche Flugwege und eine gewisse Regelmäßigkeit kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass die Flugbewegungen nur irrtümlich für Drohnen gehalten werden und es sich stattdessen um (bemannten) militärischen Flugbetrieb von Wiesbaden-Erbenheim handelt, da die genannten Orte der Drohnensichtungen exakt in der Verlängerung der An- und Abflugschneise des Militärflugplatzes liegen.“ Doch wie bereits andere Merkurist-Leser meldeten, wurden auch schon von Mainzer Seite aus nächtliche Drohnenflüge über der Rettbergsaue gesichtet.

Aus der Pressestelle der Stadt Wiesbaden ist zu erfahren, dass die von den Biebrichern beschriebenen Drohnenflüge dem Ordnungsamt nicht bekannt seien, obwohl sie hier beantragt werden müssen, wenn beim Start oder bei der Landung eine öffentliche Fläche benutzt werde.

Gehören die Drohnen der U.S. Army oder dem Land?

Ein Spezialfall gelte jedoch in Wiesbaden: Bei einem Drohnenflug sei in der Regel die Zustimmung der U.S. Army notwendig. Denn der Luftraum des Army Airfields befinde sich über einem großen Teil von Wiesbaden und dem nördlichen Teil von Mainz. „Die U.S. Army entscheidet ungeachtet von unserer Entscheidung zusätzlich über den Drohnenflug“, so ein Stadtsprecher.

Und das hat sie in diesem Fall wohl tatsächlich gemacht, wie eine Nachfrage bei der Pressestelle der U.S. Army Garrison Wiesbaden in Erbenheim ergibt. „Eine Genehmigung dieser Flüge beim U.S. Army Wiesbaden Airfield hat im Vorhinein stattgefunden“, teilt ein Pressesprecher gegenüber Merkurist mit. Dies sei notwendig, um eine Kollision mit anderen Flugzeugen im Einflugbereich zu vermeiden und die Vorschriften einzuhalten. Die Drohnen würden also in keiner Verbindung zur U.S. Army stehen.

Wer die Flüge veranlasst hat, kann der Pressesprecher ebenfalls sagen: das Land Hessen. Für Flüge in der Region Wiesbaden ist allerdings das Regierungspräsidium Darmstadt zuständig – das laut erster Aussage keine Informationen zu dem Urheber der Drohnen hatte. Wie kann das sein?

Des Rätsels Lösung

Eine weitere Recherche beim Regierungspräsidium kann die Verwirrung aber schließlich auflösen: Beauftragt wurden die Drohnen vom hessischen Landwirtschaftsministerium. „Seit Mitte April schon erkunden Drohnenpiloten die Rheinauen zwischen Wiesbaden und Mainz“, sagt Robin Eisenmann aus der Pressestelle des Landwirtschaftsministerium gegenüber Merkurist.

Der Grund: Wegen der Schweinepest werde der Bereich nach Schwarzwild abgesucht. Und da die Tiere mit Wärmebildkameras am besten zu entdecken seien, fliegen die Drohnen in den Abend- und Nachtstunden. Dabei würden beide Rheinufer abgeflogen, koordiniert mit den rheinland-pfälzischen Kollegen. Auch künftig, so sagt Eisenmann weiter, könnten die Menschen am Wiesbadener und Mainzer Rheinufer also Drohnen in den Abend- und Nachtstunden entdecken.