Zum Abschluss seines 200. Jubiläumsjahres erhält das Museum Wiesbaden ein besonderes Geschenk: das komplette Archiv des Künstlers Alexej von Jawlensky. Wie das Museum mitteilt, ist der Nachlass eine Schenkung der Enkelin des Malers, Angelica Jawlensky Bianconi.
Der expressionistische Maler Alexej von Jawlensky lebte 20 Jahre in Wiesbaden und starb hier 1941. Sein Sohn Andreas begann nach 1955 in der Stadt mit dem Aufbau des Archivs. Aus Angst, nach dem Einmarsch der Sowjetarmee in Ungarn erneut in russische Gefangenschaft zu geraten, siedelte die Familie 1956 nach Locarno in der Schweiz über. Dort betreute die Kunsthistorikerin Angelica Jawlensky Bianconi den Nachlass über 40 Jahre lang.
Bereits 2021 hatte sie angekündigt, das Archiv dem Museum Wiesbaden schenken zu wollen. Im Oktober 2025 wurde die Ankündigung umgesetzt: Der gesamte Nachlass wurde in 110 Umzugskartons von der Schweiz nach Wiesbaden transportiert.
Persönliche Einblicke in ein Künstlerleben
Das Archiv gibt sehr persönliche Einblicke in das Leben des Künstlers. Es umfasst Briefwechsel mit Künstlerfreunden wie Kandinsky, seine Lebenserinnerungen, historische Gemäldelisten und Adressbücher. Auch persönliche Gegenstände wie Reisepässe, Vasen oder die bunten Seidenfliegen des als elegant geltenden Künstlers sind Teil der Sammlung. Zuletzt übergab die Enkelin dem Museum auch den Schmuck, den Jawlensky seiner Frau Helene schenkte, darunter ein 1927 von ihm selbst gefertigtes Medaillon mit dem Titel „Abstrakter Kopf – Zärtlichkeit“.
„Dass zur weltweit bedeutendsten Jawlensky-Sammlung nun auch der schriftliche Nachlass sowie das über 70 Jahre angewachsene Archiv im Museum Wiesbaden hinzugekommen ist, dafür ist Angelica Jawlensky Bianconi der größte Dank auszusprechen“, erklären Museumsdirektor Dr. Andreas Henning und Kustos Dr. Roman Zieglgänsberger. „Damit ist das Museum endgültig das maßgebliche Forschungszentrum zur Kunst Alexej von Jawlenskys.“
Archiv wird für Forschung zugänglich
In Wiesbaden wird der Nachlass als „Forschungsarchiv Alexej von Jawlensky“ unter der Leitung von Dr. Roman Zieglgänsberger, dem Kustos für Klassische Moderne, fortgeführt. Ab 2027 plant das Museum, die Jawlensky-Sammlung neu zu präsentieren. Dann sollen auch Teile des Archivs für die Öffentlichkeit und die Wissenschaft zugänglich gemacht werden.