Kommt jetzt die Aartalbahn zurück?

Machbarkeitsstudie gibt grünes Licht für den Südabschnitt

Kommt jetzt die Aartalbahn zurück?

Die Chancen stehen gut für die Aartalbahn zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach. Das teilten der Rhein-Main-Verkehrsverbund, das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, der Rheingau-Taunus-Kreis und die Landeshauptstadt Wiesbaden am Freitag gemeinsam mit.

Wie die Pressesprecher der genannten Institutionen bekanntgaben, liegen jetzt erste Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor. Mit ihr soll beurteilt werden, ob eine Reaktivierung des Teilabschnitts der Aartalbahn zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach sinnvoll wäre. Die Strecke ist seit Jahrzehnten für den öffentlichen Verkehr stillgelegt und denkmalgeschützt.

Von Bad Schwalbach nach Wiesbaden

Die ersten Erkenntnisse aus der Studie würden nahelegen, dass die Voraussetzungen für eine Förderung dieser Reaktivierung durch den Bund erfüllt wären. Zur positiven Bewertung habe maßgeblich der gute Zustand der Bausubstanz beigetragen. Zudem basiere die Untersuchung auf der Linienführung von Bad Schwalbach zum Wiesbadener Ostbahnhof. So würden aufwändige Maßnahmen im Zulauf zum Wiesbadener Hauptbahnhof vermieden und zugleich attraktive Umsteigemöglichkeiten zur S-Bahn Richtung Frankfurt geboten. Die Verknüpfung zum Wiesbadener Stadtbusverkehr sei in Dotzheim vorgesehen.

„Durch die bessere Anbindung prognostiziert das Gutachten eine Einsparung von ca. 800 PKW-Fahrten pro Werktag beziehungsweise den Umstieg von 1.000 Menschen auf den ÖPNV. So können wir endlich nach vorne schauen und die Mobilitätswende konkret gestalten“, so RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai.

Dass die Reaktivierung des Aartalbahn-Südabschnitts positiv beurteilt werde, sei eine gute Grundlage, um die konkrete Planung anzugehen, sobald das finale Gutachten und die notwendigen kommunalen Gremienbeschlüsse dazu vorliegen würden, erklärt Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. Zudem schaffe sie eine gute Grundlage für die Diskussion zur Reaktivierung der gesamten Strecke. Er hofft außerdem, dass die Aartalbahn den ländlichen Raum aufwerte, durch den sie führe. „Reaktivierungsvorhaben von Schienenstrecken, die ein attraktives und wirtschaftliches Betriebskonzept ermöglichen, sind ein wichtiger Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität“, so sein Fazit.

Aartalbahn soll Wiesbadener Stadtverkehr entlasten

Auch als Entlastungsmaßnahme für den Innenstadtverkehr sei die Reaktivierung von Vorteil, sagt RMV-Aufsichtsratsmitglied und Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol: „Das vorgesehene Betriebskonzept der Aartalbahn ermöglicht es Pendlerinnen und Pendlern, aus dem Taunus schnell und komfortabel ohne Auto ins Rhein-Main-Gebiet zu gelangen. Damit entlasten wir auch das Wiesbadener Straßennetz vom Durchgangsverkehr.“

Außer der Sanierung der Gleise und Bahnsteige sollen die Bahnhöfe in Taunusstein-Hahn und Wiesbaden-Dotzheim so ausgebaut werden, dass sich dort Züge begegnen können. Die Umsetzung dieses Projekts würde einige Jahre dauern. In der Hauptverkehrszeit werde mit einem Halbstundentakt, außerhalb davon mit einem Stundentakt gerechnet. Weitere Haltepunkte an der 23,7 km langen Strecke seien vorgesehen in Bleidenstadt, Taunusstein, Eiserne Hand sowie an mehreren Orten in Wiesbaden. Der stauanfällige Busverkehr von Bad Schwalbach nach Wiesbaden solle durch die Bahn ersetzt werden. Das beeinflusse die Fahrzeit nach Wiesbaden, je nach Ziel und Umsteigenotwendigkeit. Nach Frankfurt Innenstadt werde die Fahrzeit um 20 bis 30 Minuten kürzer, auch nach Mainz verkürze sie sich.

Die Machbarkeitsstudie werde in den nächsten Wochen fertiggestellt. Bis dahin würden noch einzelne Optimierungsmöglichkeiten geprüft und eine abschließende Nutzen-Kosten-Bewertung vorgenommen. Förderwürdig ist das Projekt, wenn der Nutzen der Maßnahme die Kosten übersteigt. Auch wenn die Kosten erst in der Planungsphase solide geschätzt werden können, sehen die Gutachter die Förderwürdigkeit bereits als sicher an.

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