Erster Cannabis-Club in Wiesbaden: Fast die Hälfte der Plätze sind schon voll

Ein erster Wiesbadener Verein bereitet sich schon jetzt auf die kommende Legalisierung von Marihuana vor.

Erster Cannabis-Club in Wiesbaden: Fast die Hälfte der Plätze sind schon voll

Wer darf zukünftig Cannabis verkaufen? Im aktuellen Gesetzentwurf von Karl Lauterbach (SPD) spielen ‘Clubs’ dafür eine zentrale Rolle. Ein erster solcher ‘Cannabis Social Club’ wurde jetzt in Wiesbaden gegründet und hat bereits 237 von 500 möglichen Mitgliedern.

Zukünftig soll der Verein Hanf anbauen und ohne Gewinnorientierung an Mitglieder verkaufen dürfen. Bis zu 50 Gramm der Droge können monatlich abgegeben werden. Es gibt viele Bedingungen und Auflagen, die die Abgabe über die Clubs in kontrollierte und geregelte Bahnen lenken soll. So gilt beispielsweise für den Marihuana-Anbau ein Mindestabstand von 200 Metern zu Schulen, Spielplätzen und anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen. Mitglieder müssen außerdem mindestens 18 Jahre alt sein.

Seminare und Kontrollen

Der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Clubs, Fynn von Kutzschenbach, zeigte sich gegenüber dem Wiesbadener Kurier offen für unangekündigte Kontrollen. Mit Testkäufen von Minderjährigen oder Nicht-Mitgliedern könnte geprüft werden, ob der Club die Regeln befolgt. Auch Zugangskontrollen wären denkbar. In Seminaren soll über den Konsum und seine Risiken aufgeklärt werden. Ziel sei es, einen verantwortungsbewussten Umgang mit Cannabis zu fördern.

Nach jetzigem Stand wäre der Verein zukünftig die einzige Möglichkeit, an legales Cannabis in Wiesbaden zu kommen. Der Eigenanbau von drei Pflanzen wird wahrscheinlich ebenfalls erlaubt sein. Eine Bewerbung der Stadt als Modellregion für Lizenzgeschäfte kam noch zu keinem Ergebnis.

Hintergrund

Im Eckpunktepapier, dass Karl Lauterbach (SPD) und Cem Özdemir (Grüne) diesen Sommer vorstellten, war der allgemein freie Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften noch vorgesehen. Aus dem Gesetzentwurf gestrichen wurde das Vorhaben, weil es nicht mit EU-Recht vereinbar war. Stattdessen soll fünf Jahre lang der Verkauf nur in Modellregionen getestet werden.

Ein endgültiges Gesetz wird erst nächstes Jahr erwartet. Bis dahin können sich alle beschriebenen Regeln und Vorgaben noch ändern. Der Bund rechnet durch die Legalisierung mit jährlichen Einsparungen von 800 Millionen Euro bei Polizei und Vollzug.

Logo