In Hessen stehen aktuell etwa 3,8 Prozent der Wohnungen leer. Damit wird der Wohnraum in dem Bundesland im deutschlandweiten Vergleich gut genutzt, die Leerstandsquote ist insgesamt am sechstniedrigsten. Doch wie ist es in Wiesbaden?
Der Leerstand in Wiesbaden in Zahlen
Wie eine anhand von Zensusdaten erstellte Karte aus dem Onlineportal der Zeitung „Die Zeit“ zeigt, liegt Wiesbaden knapp unter dem Länderschnitt: Die Leerstandsquote beläuft sich in der Stadt nur auf 3,3 Prozent. Wie Immobilienmarktforscher Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gegenüber „Die Zeit“ sagte, würden 2,5 Prozent Leerstand als normal für einen funktionierenden Wohnungsmarkt gelten. „Zeit Online“ stuft Wiesbaden in seiner Farbgebung beige ein, was die zweite von fünf Alarmierungsstufen ausweist.
Das Medium zeigt außerdem, wie lange die Wohnungen bereits leer stehen. Demnach gibt es 28 Prozent der Leerstände erst seit drei Monaten oder kürzer, 33 Prozent der Wohnungen stehen zwischen drei Monaten und einem Jahr leer und 39 Prozent sind seit über einem Jahr unbewohnt.
Warum es die leeren Wiesbadener Wohnungen gibt
Auch Gründe für die Leerstände sind aus einer „Zeit“-Online-Karte herauszulesen:
Bei ganzen 55,5 Prozent der Wohnungen handelt es sich demnach um kurzzeitigen Leerstand, der etwa durch Mieterwechsel zustande kommt. Die Wohnungen sollen dann binnen drei Monaten wieder verfügbar sein.
Für 21,9 Prozent der Leerstände in Wiesbaden sorgten hingegen Baumaßnahmen – entweder laufende oder geplante. Auch der Abriss oder Rückbau von Wohnraum ist ein Grund für Leerstand von Wohnungen, nämlich in 2,6 Prozent der Fälle.
Ein anstehender Verkauf sei der Grund für den Leerstand von 4,6 Prozent der Wiesbadener Wohnungen. Geplante Selbstnutzung wurde in 3,3 Prozent der Fälle als Grund angegeben. Häufig käme das daher, dass leere Wohnungen teurer verkauft werden könnten, so „Die Zeit“.
Bei 12,1 Prozent der Leerstände konnte kein Grund ermittelt werden. Die Zeitung hält in diesen Fällen unter anderem Erbschaftsstreitigkeiten oder Sanierungsstopps aus Denkmalschutzgründen für möglich.
Wiesbaden im Vergleich
Im deutschlandweiten Vergleich stehen in Wiesbaden eher wenige Wohnungen leer. Den höchsten Leerstand gibt es mit 43 Prozent in der Thüringer Gemeinde Hartmannsdorf, generell sind viele ostdeutsche Gemeinden stark von hohen Leerstandsquoten betroffen – unter anderem wegen Abwanderung. Aber auch in einigen ländlichen Regionen in Rheinland-Pfalz stehen viele Wohnungen leer. Das benachbarte Mainz hat allerdings nur eine Quote von 2,9 Prozent zu verzeichnen.
Immobilienmarkt-Experte Voigtländer ordnet gegenüber „Die Zeit“ ein: „Wenn wir Quoten von über zehn Prozent haben, ist das bedenklich.“ Davon kann in Wiesbaden keine Rede sein. Allerdings weist die Zeitung noch auf die „paradoxe Situation“ hin, dass es in vielen kleineren deutschen Städten trotz Leerständen an Wohnungen fehle – etwa, weil die Möglichkeiten zu weit von den Vorstellungen der Suchenden abweichen würden.
Hintergrund
„Zeit Online“ hat die interaktiven Leerstandskarten anhand jüngst veröffentlichter Zensusdaten erstellt. Diese stammen allerdings von 2022, jüngere gibt es noch nicht. Das Medium weist darauf hin, dass die Zensus-Zahlen nicht mehr ganz aktuell sein könnten. Denn sie beziehen noch nicht die Wohnungen mit ein, die nun von Geflüchteten aus der Ukraine genutzt werden. Die Ukrainer seien zum Zeitpunkt der Erhebung zwar größtenteils bereits in Deutschland gewesen, allerdings häufig noch nicht fest in Wohnungen untergebracht.
Empirica rechnet laut „Die Zeit“ damit, dass die Leerstandsquoten bis 2045 weiter steigen. Einerseits würden junge Menschen für Beruf und Studium in die Städte ziehen und danach nicht in ihre Ursprungsorte zurückkehren, andererseits schrumpfe die Bevölkerung, weshalb insgesamt weniger Wohnungen gebraucht würden.