Das sind die lautesten Stadtteile in Wiesbaden

In einer groß angelegten Studie hat „Die Zeit“ Lärmbelastungsdaten des Umweltbundesamts mit Einwohnerdaten verknüpft. Dabei wird ersichtlich, in welchen Wiesbadener Stadtteilen die meisten Menschen unter Lärm leiden.

Das sind die lautesten Stadtteile in Wiesbaden

In Wiesbaden leiden nachts besonders viele Menschen unter Lärm – das hat „Die Zeit“ bei einem Vergleich von Lautstärkedaten aus 55 deutschen Städten herausgefunden. Doch die Ergebnisse der Studie zeigen nicht nur, wie stark die Lärmbelastung generell ist. Es geht auch daraus hervor, in welchen Wiesbadener Stadtteilen es am lautesten ist.

Konkret hat „Die Zeit“ anhand von Daten des Umweltbundesamts erhoben, wo in deutschen Großstädten die Menschen besonders stark von Lärm belastet sind. Unterschieden wurde jeweils nach den Lärmquellen Straßenverkehr, Schienenverkehr und Flugverkehr. Dann hat das Blatt die Lautstärkedaten des Umweltbundesamts zu Hauptverkehrsstraßen, Bahnstraßen und Einflugschneisen mit den Einwohnerdaten verknüpft. Ziel war herauszufinden, wie viele Menschen in den einzelnen Stadtteilen jeweils einer hohen Lärmbelastung ausgesetzt sind. Als „hochbelastet“ gilt, wer tagsüber einem Lärmpegel von 55 Dezibel oder mehr ausgesetzt ist, nachts sind es 50 Dezibel oder mehr. Heraus kamen Rankings, die zeigen, welche Stadteile am Tag am stärksten von der jeweiligen Lärmart betroffen sind – und welche in der Nacht.

Lärmbelastung pro Stadtteil

Die meisten Wiesbadener leiden demnach tagsüber in der Innenstadt unter Lärm, verursacht wird er vom Straßenverkehr: 5550 Personen sind betroffen, das macht 8,8 Prozent der Einwohner. Sie wohnen in Mitte, Nordost und Südost. Am zweitlautesten ist es in Biebrich (3880 Betroffene / 10,3 Prozent), auf dem dritten Platz landet das Rheingauviertel mit 2250 Betroffenen (11,2 Prozent). Nachts ist die Straßenverkehrslärmbelastung ebenfalls in der Innenstadt am stärksten (930 Betroffene / 1,5 Prozent), danach kommen weiterhin Biebrich mit 560 Betroffenen (1,5 Prozent) und das Rheingauviertel mit 390 Betroffenen (1,9 Prozent).

Der Schienenverkehr belastet deutlich weniger Wiesbadener, die meisten davon leben aber in Mainz-Kastel (500 Betroffene / 4,6 Prozent). Dahinter steht mit 450 Betroffenen (1,2 Prozent) Biebrich, auf dem dritten Platz liegt Mainz-Kostheim mit 440 Betroffenen (2,3 Prozent). Nachts sind die Werte deutlich besser: In Mainz-Kastel sind 120 Personen betroffen (1 Prozent), in Mainz-Kostheim 100 (0,7 Prozent) und in Biebrich 70 Personen (0,2 Prozent).

Die Daten für Fluglärm hat die Zeit für Wiesbaden nicht gelistet.

Viel Lärm um Autos

Insgesamt zeigt die Studie, dass Autos und Lkw Hauptverursacher von gesundheitsschädlichem Lärm sind. Die EU-Lärmgrenzwerte für diese Fahrzeuge sollen bis 2026 weiter verschärft werden, allerdings werden die ihnen zugrundeliegenden Messungen unter sehr speziellen Bedingungen vorgenommen, so „Die Zeit“. Etwa werde bei Sportwagen nur mit einem Bruchteil ihrer Leistung gemessen. Insgesamt seien Autos noch genauso laut wie vor 25 Jahren.

Oft seien außerdem arme Menschen besonders stark von Lärmbelastung betroffen. Grund sei, dass an lauten Stellen die Miete oft günstiger sei. Zudem könnten einkommensschwächere Menschen oftmals nicht für zusätzliche Lärmschutzmöglichkeiten aufkommen, etwa Schallschutzfenster.

Konkret steigt bei Menschen, die stark von Lärmbelastung betroffen sind, das Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung, Herzschwäche, Herzinfarkt und Schlaganfall, so der Kardiologe Thomas Münzel im „Die Zeit“-Interview. Auch werde bei Messungen deutlich, dass die Gebiete, die im Gehirn für Furcht, Stress und Ärger zuständig sind, bei lärmbelasteten Menschen deutlich aktiver seien. Münzel beurteilt das Lärmproblem in Deutschland als „enorm“. Gemessen daran, wie viele Menschen betroffen seien, sei der Straßenverkehrslärm am schlimmsten, isoliert betrachtet der Fluglärm, lautet seine Einschätzung.