„Ich wollte einfach den Leuten eine andere Seite zeigen –den Leuten einfach vermitteln, was die Leute hier wirklich machen und was sie wirklich denken, was sie wirklich wollen“, sagt Filmemacher Lenny Westend gegenüber der Hessenschau über seine Doku „KT197 – eine Heimat, ein Stadtteil, ein Klarenthal“. Dazu hat der 29-jährige Kunststudent, der eigentlich Lennard Lüdeman heißt, das Leben in der Wiesbadener Plattenbausiedlung Hermann-Brill gefilmt und längere Interviews mit zwei jungen Männern geführt, die dort wohnen.
Die Hermann-Brill-Straße im nördlichen Klarenthal gilt in Wiesbaden als Brennpunkt, nicht selten kommen Polizeimeldungen aus der Stadt von dort. Nach Informationen der Hessenschau liegt die Arbeitslosigkeit dort weit über dem städtischen Durchschnitt. Außerdem habe die AfD hier bei der Landtagswahl 2023 mit knapp 29 Prozent das beste Ergebnis in Wiesbaden erzielt, so die Hessenschau weiter.
Die Jungs, die Hood
Doch für Marvin und Miko, Westends Interviewpartner, ist der Plattenbau in Klarenthal vor allem eins: ihr Zuhause. Die beiden jungen Männer erzählen im Film von ihrem Alltag, ihren Routinen und davon, wie sie ihr Leben in der Platte wahrnehmen. Das Bild, das die drei von der Hermann-Brill-Straße zeichnen, ist ein deutlich anderes.
„Für mich ist es diese wirklich gemischte Mischung“, sagt Marvin. „Jeder, der zum Beispiel auf den Sportplatz geht, der Teil werden will, wird aufgenommen. […] Jede Nationalität und alles, ich find’s super. Ich muss wirklich sagen, im Großen und Ganzen hat die Integration hier funktioniert.“ Der junge Mann findet, dass das Leben in der Hochhaussiedlung dem in einem Dorf nahekommt: „Du läufst rum, du grüßt die Leute, du weißt, der gehört zu dem, man kennt sich einfach.“ Er verschweigt aber auch nicht, dass das Aufwachsen hier „rau“ gewesen sei.
Ganz ähnlich sieht das auch Miko, der zweite Interviewpartner. „Der Zusammenhalt ist das Schönste, die Jungs“, sagt er. Aber auch: „Die Hood ist schon Zwiespalt. Man könnte überall hinzeigen und viele Geschichten erzählen. Aber ich denke mal, das hat jeder für sich in seinem Viertel auch so.“
In Stufen nach oben
Außerdem hat der Plattenbau für den zweiten Interviewpartner sogar seine ganz eigene Schönheit: „Wenn du von der Stadt hochguckst auf Klarenthal sind die Häuser in Stufen, und ganz oben sind halt die Hochhäuser. Und das ist – ich weiß nicht, also ich finde das alles so ästhetisch hier, wenn man das so sagen darf.“
Er darf, und Lenny Westend nimmt seine Worte zum Anlass, einige Drohnenaufnahmen zu zeigen, die den Blick von der Wiesbadener Innenstadt auf Klarenthal nachvollziehen. Für seine Doku wurde der 29-jährige Wiesbadener zuletzt sogar ausgezeichnet, wie die Hessenschau berichtet. So erhielt er den Publikumspreis für den besten Wiesbaden-Film beim „exground-Filmfestival“.
Wer Lenny Westends Doku „KT197“ anschauen möchte, kann dies über diesen Link zu YouTube tun.