Einmalig ein Bewerbungsprofil erstellen, mit passenden Unternehmen verknüpfen, fertig – das ist der Gedanke hinter der neuen Jobplattform „JoBiNeo“. Gegründet wurde sie von der Wiesbadener Berufsschullehrerin Jennifer Schiradin. Im Merkurist-Gespräch erzählt die 38-Jährige, wie sie auf die Idee kam und warum Ausbildungen einen Image-Wechsel brauchen.
Als Berufsschullehrerin sehe sie selbst, wie die Azubizahlen stetig zurückgehen, berichtet Schiradin. „Einerseits sagen die Betriebe, sie fänden keine Auszubildenden, andererseits höre ich von meinen Schüler:innen, wie kompliziert und schwierig die Suche sei.“ Im November 2022 sei ihr dann die Idee für ein eigenes Jobportal gekommen. „Junge Menschen sind an eine digitale Welt gewöhnt, in der sie Informationen schnell und einfach mit nur wenigen Klicks erhalten können.“ Genau da würde „JoBiNeo“ ansetzen.
So funktioniert’s
Anstatt einzelne Bewerbungen zu schreiben und diese jedes Mal per E-Mail zu verschicken oder auf unternehmensspezifischen Bewerbungsplattformen hochzuladen, erstellen junge Leute dort einmalig ein Bewerbungsprofil. Darin geben sie an, was sie suchen, welche Voraussetzungen sie mitbringen und laden optional Bilder und Videos hoch. Auch Unternehmen können nach diesem Prinzip ein Profil anlegen. Danach funktioniert die Jobsuche nach dem Matching-Prinzip – genauso wie bei Dating-Apps. Haben beide Seiten Interesse, entsteht der weitere Kontakt und vorher anonymisierte Informationen wie Name und Kontaktdaten des Bewerbers werden freigeschaltet.
Außer Azubi-Stellen gibt es auf „JoBiNeo“ auch Praktika, Mini-Jobs, Duale Studienplätze und Stellen für Berufseinsteiger nach der Ausbildung. Über die Chatfunktion können Bewerber und Unternehmen direkt auf der Plattform kommunizieren und Terminanfragen schicken. Eine besondere Funktion: Sollte ein Bewerber mit seinem Profil nicht vollständig überzeugen, können Unternehmen ihm eine „JoBiNeo Challenge“ schicken – also eine Matching-Anfrage verbunden mit einer konkreten Frage oder Aufgabenstellung, über die der Bewerber seine Chancen erhöhen kann. Außerdem erhalten Bewerber Terminerinnerungen und Bewerbungstipps direkt über die Plattform.
Ausbildung wieder beliebt machen
Doch nicht nur der umständliche Bewerbungsprozess sei der Grund für sinkende Ausbildungszahlen und den immer weiter steigenden Fachkräftemangel, erzählt Schiradin. In ihrer Erfahrung sei das Image der Berufsausbildung unter Jugendlichen sehr schlecht. „Viele meiner Schüler glauben, ohne Studium könne man nichts im Leben erreichen und das Studierendenleben sei viel cooler“, so die gebürtige Wiesbadenerin. Deshalb habe sie im November 2022, als ihr die Idee zu „JoBiNeo“ kam, auch einen gleichnamigen Podcast ins Leben gerufen.
Darin gibt sie jungen Menschen Tipps rund um das Thema Ausbildung und informiert darüber, welche Vorteile eine Ausbildung im Vergleich zum Studium haben kann. „Ich möchte ihnen gerne mit Geschichten von anderen das Gegenteil beweisen, den Ruf von Ausbildung verbessern“, sagt Schiradin. Aus dem gleichen Grund plane sie aktuell mit dem Schlachthof Wiesbaden die erste „Azubi & Friends“-Party zum Ausbildungsstart in diesem Jahr. „Auch hier habe ich mich gefragt, wieso es nur Studentenpartys, aber noch keine Azubi-Partys gibt.“
Willkommensaktion für Unternehmen
Seit dem Start des Jobportals am 1. Juni hätten sich mittlerweile 168 Schüler und 42 Unternehmen auf „JoBiNeo“ registriert. Insbesondere auf Unternehmensseite hofft Schiradin jedoch noch auf weitere Anmeldungen: „Es sind viele tolle Schülerprofile dabei und es wäre so schade, wenn deren Anmeldung und Mühe umsonst gewesen wäre, gerade jetzt, wo noch Praktikumsplätze für nach den Sommerferien gesucht werden.“
Für Bewerber ist die Plattform grundsätzlich kostenfrei, Unternehmen können sich kostenlos registrieren und Praktika anbieten. Für weitere Stellenausschreibungen gebe es unterschiedliche Abo-Modelle, angepasst an die Unternehmensgröße. Bis zum 31. Oktober bietet Schiradin jedoch ein „Willkommenspaket“ an, mit dem Unternehmen zwei Monate lang alle Funktionen kostenlos nutzen können.
Weitere Informationen zu „JoBiNeo“ und der Registrierung findet ihr hier. „JoBiNeo“ als Podcast gibt es hier.