Wiesbaden gedenkt ermorderter Juden mit neuen Namensteinen

Erster von 42 weiteren Namensteinen an der Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden gesetzt

Wiesbaden gedenkt ermorderter Juden mit neuen Namensteinen

Wiesbaden hat am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz (27. Januar) der ermordeten Juden der Stadt gedacht. Zu diesem Anlass setzten Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr und Kulturdezernent Axel Imholz gemeinsam mit Dr. Jacob Gutmark, Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden, den ersten von 42 weiteren Namensteinen in das Namenband an der Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden ein.

Die Gedenkstätte wurde am 27. Januar 2011 der Bürgerschaft übergeben. Zentrales Element ist das Namenband, das bisher knapp mehr als 1500 Namensteine umfasste. „Wir werden wohl nie alle Namen der Wiesbadener Jüdinnen und Juden kennen, die in der Shoah ermordet wurden. Als Zeichen für all die Unbekannten stehen die Leersteine im Namenband“, so Axel Imholz.

Die Namensteine werden an der Ostseite der Gedenkstätte angebracht. Wie Mende sagt, würden nun die 42 bisher namentlich unbekannten Personen, die eine biografische Verbindung zu Wiesbaden aufweisen und in der Shoah ermordet wurden, nun sichtbar. Der erste Stein, der am Freitag gesetzt wurde, trägt den Namen von Alice Archenhold, geborene Markus. Sie wurde am 27. August 1874 in Wiesbaden geboren. Um 1900 zog Alice Archenhold nach Berlin. Sie heiratete den Astronomen Friedrich Archenhold, das Paar hatte fünf Kinder. Mit der Tochter Hilde wurde Alice Archenhold am 2. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Nur wenige Monate später starb Alice Archenhold und auch Hilde Archenhold überlebte Theresienstadt nicht.

Wie Jacob Gutmark sagt, erhielten die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordeten Jüdinnen und Juden keine Grabsteine. In der jüdischen Tradition sei die Nennung des Namens jedoch zentraler Bestandteil der Erinnerung. „42 erforschte Namen heißt für uns 42 weitere ermordete Gemeindemitglieder. Mit der Nennung ihrer Namen können wir ihrer nun ganz persönlich gedenken“, so Gutmark. Im Zuge des Einsetzens der neuen Namensteine werden auch Steine am schon bestehenden Namenband erneuert. Für 18 Personen konnten bisher fehlende biografische Angaben ermittelt werden. Diese werden nun ebenfalls nachgetragen.

Logo