Wiesbaden boomt, der Rheingau kämpft um Übernachtungen

Eine neue Studie zeigt: Der Tourismus ist ein entscheidender Wirtschaftsfaktor in Wiesbaden und im Rheingau. Während Wiesbaden steigende Übernachtungszahlen verzeichnet, kämpft der Rheingau jedoch mit Rückgängen.

Wiesbaden boomt, der Rheingau kämpft um Übernachtungen

Laut der Industrie- und Handelskammer (IHK) sorgten Tages- und Übernachtungsreisen allein 2024 in Wiesbaden für über eine Milliarde Euro Bruttoumsatz. Das geht aus einer neuen Studie zum Wirtschaftsfaktor Tourismus hervor, die die IHK Wiesbaden gemeinsam mit Partnern vorgestellt hat. Erarbeitet wurde die Untersuchung vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwif).

Die Landeshauptstadt Wiesbaden kann demnach steigende Übernachtungszahlen vorweisen. Zwischen 2019 und 2024 nahmen diese um 7,2 Prozent auf mehr als 1,4 Millionen zu – obwohl 2019 bereits ein Rekordjahr gewesen war. Auch Besuche bei Familie und Freunden („VFR-Übernachtungen“) legten deutlich zu und stiegen um knapp ein Viertel auf 1,8 Millionen.

Positive Bilanz für Wiesbaden

Auch die Tourismuseinnahmen stiegen auf 700,5 Millionen Euro an. Gleichzeitig ging der Tagestourismus mit einem Minus von 16,4 Prozent zurück. Ein Trend, der auch bundes- und hessenweit zum Rückgang der Tagestourismus-Umsätze passt.

Wie IHK-Präsident Jörg Brömer sagt, profitierten besonders das Gastgewerbe, der Einzelhandel und verschiedene Dienstleistungen vom Tourismus. „Der Tourismus ist und bleibt ein zentraler Wirtschaftsfaktor unserer Region“, so Brömer. Bürgermeisterin Christiane Hinninger (Grüne) erklärte: „Wir sehen, dass Wiesbaden als Reiseziel weiter an Attraktivität gewinnt und die Corona-Delle überwunden ist.“

Rheingau mit Rückgängen und Potenzialen

Im Rheingau hingegen ging die Zahl der Übernachtungen in Hotels und Pensionen mit mehr als zehn Betten um 15,2 Prozent zurück. Verschiedene Betriebsschließungen gelten laut der IHK als ein Grund dafür. Trotzdem stiegen die tourismusbedingten Umsätze um 6,7 Prozent auf 225,2 Millionen Euro. Maßgeblich dazu beigetragen habe der Tagestourismus, der zwar etwas weniger Gäste, aber höhere Einnahmen verbuchte.

Besonders die rund 2300 Schiffsanlandungen in Rüdesheim mit 300.000 Passagieren trugen der Studie nach zur Belebung bei. Erstmals erhoben wurden auch VFR-Übernachtungen im Rheingau: Sie lagen 2024 bei 630.000 und generierten 18 Millionen Euro Umsatz.

Qualität statt Quantität

Um die Übernachtungszahlen langfristig wieder zu steigern, wollen Verantwortliche auf eine höhere Auslastung in der Nebensaison und auf Qualitätsverbesserungen bei Angeboten und Unterkünften setzen. Sowohl in Wiesbaden als auch im Rheingau soll der Tourismus für die regionale Wirtschaft gesichert werden.

Hintergrund

Das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) führt seit 2014 alle fünf Jahre regionale Studien zum Wirtschaftsfaktor Tourismus in Wiesbaden und der Rheingau-Taunus-Region durch. Die Studie erfasst sowohl die Aufenthaltstage von Übernachtungs- als auch von Tagesgästen sowie deren Ausgaben, um den touristischen Bruttoumsatz zu berechnen. Sie wird auf Basis deutschlandweiter Marktforschung sowie regionaler Daten und Erhebungen berechnet. Die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ kann hier heruntergeladen werden.