Gerüste ohne Schutzgeländer, ungesicherte Baugruben und Überstunden in Dauerschleife: Verstöße gegen den Arbeitsschutz sind auf Wiesbadener Baustellen nicht selten. Diese Missstände sollen in Zukunft jedoch möglichst abgestellt werden. Das fordert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).
Deshalb fordert der Bezirksvorsitzende der IG BAU Wiesbaden-Limburg, Karl-Heinz Michel, stärkere Kontrollen von Seiten der staatlichen Arbeitsschutzbehörden. „Wichtig ist, dass ‚schwarze Schafe‘ keine Chance bekommen.“ Damit meine er Betriebe, die auf Kosten ihrer Mitarbeiter Sicherheitsbestimmungen missachten und den Gesundheitsschutz nicht ernst nehmen.
Bessere Personalausstattung gefordert
Baustellen seien Unfall-Hotspots, so Michel. Um den Kontrolldruck zu erhöhen, fordere er eine bessere Personalausstattung der staatlichen Arbeitsschutzbehörden in der Region. „Es gibt landesweit insgesamt viel zu wenig Kontrolleure.“ So prüften in ganz Hessen lediglich 158 Aufsichtsbeamte den Arbeitsschutz in den Betrieben. „Rein rechnerisch ist damit ein Kontrolleur für 22.486 Beschäftigte zuständig – ein Ding der Unmöglichkeit“, so Michel. Von einer effektiven und flächendeckenden Überwachung könne da „weit und breit keine Rede sein“. Es herrsche ein „eklatantes Überwachungsdefizit“.
Michel drängt deshalb auf die Einrichtung einer staatlichen Arbeitsinspektion. „Wir brauchen eine übergeordnete Behörde, die Kontrollen bündelt.“ Diese müsse die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten und Sozialvorschriften sicherstellen. Dazu gehöre die Kontrolle von Schwarzarbeit und von Verstößen gegen das Zahlen von Mindestlöhnen. Aber auch den Arbeitsschutz und das Einhalten des Arbeitszeitgesetzes müsste die Arbeitsinspektion fest im Blick haben, fordert Michel. Eine solche „Arbeitskontrolle aus einer Hand“ habe sich etwa in Frankreich und Spanien bewährt.