Ein Streit in der Führungsetage des Hessischen Staatstheaters in Wiesbaden schlägt derartige Wellen, dass auch überregionale Medien wie die Tagesschau darauf aufmerksam geworden sind. Am Donnerstag hatten Dramaturgin Anika Bárdos und Schauspieldirektor Wolfgang Behrens eine „Öffentliche Erklärung“ abgegeben, in der sie scharfe Kritik am Geschäftsführenden Direktor Holger von Berg äußern. Auch die Stadt Wiesbaden hat sich inzwischen zu Wort gemeldet.
Öffentliche Kritik an Holger von Berg
In ihrem Schreiben erklären Bárdos und Behrens „stellvertretend für viele Mitarbeiter:innen“, dass sie eine weitere Zusammenarbeit mit von Berg „nicht mehr für möglich erachten“. „Holger von Berg hat die Grundlagen des Theaterbetriebs unserer Wahrnehmung nach in den letzten beiden Jahren durch sein Handeln nachhaltig beschädigt“, heißt es weiter. Finanzielle Entscheidungen und Stellenbesetzungen seien zum Teil willkürlich, viele Mitarbeiter seien überlastet oder hätten bereits gekündigt. Das Theater steuere auf eine „finanzielle und organisatorische Katastrophe“ zu, wenn sich nichts ändere.
Dass sie ihre Vorwürfe öffentlich gemacht haben, sei eine bewusste Entscheidung von Behrens und Bárdos gewesen. „Der Schritt an die Öffentlichkeit erscheint uns zu diesem Zeitpunkt unumgänglich, da das zuständige Ministerium auch nach zahlreichen verzweifelten Hilferufen aus dem Haus heraus den Kurs von Holger von Berg allem Anschein nach deckt und durch kaschierende Maßnahmen zu bemänteln versucht.“
Stadt verurteilt Vorgehen
Am Freitag hat nun auch die Stadt Wiesbaden ein öffentliches Statement abgegeben. Darin bezeichnet sie die Erklärung von Bárdos und Behrens für „ungeeignet, zur Lösung der innerbetrieblichen Konflikte beizutragen“. Bei den Vorwürfen gegen von Berg handele es sich um „öffentliche Schuldzuweisungen und in dieser Form nicht überprüfbare Anschuldigungen“. Die Verantwortung für die Führung des Staatstheaters liege zudem nicht bei von Berg allein, sondern auch beim Intendanten, Uwe Eric Laufenberg.
Doch dass es zwischen von Berg und Laufenberg grundlegende Probleme gibt, ist kein Geheimnis. Angefangen hatte das Zerwürfnis laut Tagesschau 2022, als Laufenberg den jüdischen Musiker Ilja Jossifov als Orchesterdirektor einstellen wollte, von Berg sich allerdings dagegen stellte – eigenen Angaben zufolge aus fachlichen Gründen. Der Konflikt entwickelte sich zu einem regelrechten Streit, der schließlich den Namen „Hakenkreuzskandal“ erhielt. Es war nicht die letzte Auseinandersetzung.
„Innerbetriebliche Lösungen“
Auch die Stadt Wiesbaden geht in ihrem Statement auf die Probleme in der Theaterleitung ein: „Leider gelingt es der Bühnenleitung des Staatstheaters Wiesbaden nicht, ihre Aufgaben gemeinsam zu erfüllen.“ Stadt und Land würden das Theater seit längerem bei der Konfliktlösung unterstützen, ein externes Unternehmen wurde mit der Mediation beauftragt. Jetzt solle eine „renommierte Unternehmensberatung“ dabei helfen, Prozesse und Abläufe im Theater zu verbessern.
Zum Abschluss rufen Stadt und Land „alle Beteiligten, denen es um eine gute Zukunft des Hauses geht, auf, ihre Arbeit in konstruktive und vor allem innerbetriebliche Lösungen zu investieren statt in öffentliche Schuldzuweisungen.“ Von Berg selbst hat sich zu den Anschuldigungen noch nicht öffentlich geäußert.