Die skurrilsten und außergewöhnlichsten Rekorde der Welt findet man im berühmten „Guinness-Buch der Rekorde“. Dazu gehören Rekordwerte wie die längsten natürlichen Fingernägel, der älteste DJ oder die größte Gummientchen-Sammlung. Auch in Sachen Sport werden hohe Werte und Leistungen in verschiedenen Disziplinen aufgestellt oder übertroffen.
Die 28-jährige Evangelina Gonzales aus Wiesbaden wagte sich dies nun auch. Sie wollte den Rekord für die längste Reise an Bord eines E-Skateboards übertreffen. Bislang hält der Südtiroler Stefano Rotella in dieser Kategorie mit 1433 Kilometern den Weltrekord. Seine Strecke verlief vom Brenner bis hin nach Gallipoli in Süditalien.
Evangelina bereiste mehrere Länder
Die gebürtige Argentinierin lebt seit neun Jahren in Wiesbaden und führt eine eigene Firma im Bereich Digitale Medien. Wenn sie nicht gerade arbeitet, unternimmt sie lange Expeditionen mit ihrem E-Skateboard. Schon mit 15 Jahren fing sie an, Skateboard zu fahren. Drei Jahre später reiste sie als Straßenmusikerin mit einer Gitarre herum. In diesem Zeitraum beschaffte sie sich ihr eigenes elektrisches Skateboard.
Ihre erste Reise mit dem E-Skateboard ging durch Luxemburg mit 68 Kilometern. Danach bereiste sie weitere Länder, unter anderem Portugal mit 900 Kilometern, zweimal Costa Rica mit jeweils 700 Kilometern und den Jakobsweg von Madrid bis nach Santiago de Compostela mit 700 Kilometern. „Diese Reisen musste ich unternehmen, bevor ich den Rekordversuch gewagt habe“, sagt Evangelina. Es habe nämlich viel Übung und Erfahrung gebraucht, um sich der bevorstehenden Herausforderung stellen zu können: der Strecke von Wiesbaden bis Madrid.
Von der Frankfurter Straße bis Tres Cantos
Doch warum ist das Ziel ausgerechnet Madrid? Evangelinas Familie kommt ursprünglich aus Spanien, erzählt sie. Nach dem spanischen Bürgerkrieg wanderten sie nach Argentinien aus.
Ihre offizielle Reise mit dem E-Skateboard startete am 30. September in der Frankfurter Straße in Wiesbaden und endete einen Monat später, am 30. Oktober, in Madrid in Tres Cantos. Insgesamt betrug die Strecke 2135 Kilometer, über 700 Kilometer mehr als die bisherige Rekordstrecke von Rotella. „Ich habe versucht, den Rekord deutlich zu übertreffen, damit er länger im Guinness Buch der Rekorde bleibt“, so Evangelina.
Höhen und Tiefen während der Reise
Die gesamte Fahrt habe schöne und erfahrungsreiche Momente mit sich gebracht, jedoch sei sie auch auf Hindernisse gestoßen. Sie stand für acht bis neun Stunden am Tag auf einem Skateboard samt Gepäck und das für einen Monat. Gewisse Teile der Strecke bestanden entweder aus felsigem oder sandigem Boden und das Wetter war ständig im Wechsel. „Fast einen Monat nach dem Ende des Abenteuers schmerzen mir immer noch die Knie und die Hüfte“, sagt Evangelina. Auch wenn das E-Skateboard mit Elektroantrieb ausgestattet ist, muss man laut Evangelina trotzdem viel Aufwand betreiben.
Zwischendurch habe sie die Reichweite der Batterie falsch eingeschätzt und sei mitten in Frankreich steckengeblieben. Sieben Kilometer weit musste sie ihr E-Skateboard schieben, bis sie Hilfe fand. Auch die Routenplanung sei nicht immer reibungslos verlaufen, einige Male habe sie sich verfahren. Als sie schließlich in Spanien war, musste sie sich durch starken Wind kämpfen. Ihre Reise verlängerte sich deshalb zusätzlich um sieben Tage.
Während ihrer Reise habe es jedoch auch viele schöne Momente gegeben, die sie sehr geprägt hätten.„Die Menschen in Deutschland wirken für mich sehr freundlich, obwohl oft gesagt wird, dass Deutsche kalt seien. Das stimmt nicht“, sagt Evangelina. „Ich liebe auch Wiesbaden, es ist eine wunderschöne Stadt und die Menschen sind noch schöner.“
Rekordeintrag ins „Guinness-Buch der Rekorde“
Ihre Ankunft in Spanien war für die Wiesbadenerin nach ihren Worten „wunderbar“. Sie wurde von ihren Großeltern empfangen, die in einem Dorf mit rund 30 Einwohnern leben. „Es fühlte sich an, als würde man in einer anderen Welt leben, hier in Europa“, erzählt Evangelina. „Zu sehen, wie sich alles von Wiesbaden nach Madrid verändert, die Menschen, die Kulturen, die Bräuche, die Lebensmittel – ein Regenbogen voller Erfahrungen.“
Wie geht es nun weiter? Vor der Reise hat sich Evangelina für den Rekordversuch beim „Guinness-Buch der Rekorde“ beworben. Nach Abschluss der gesamten Reise hat sie all ihre Beweismittel vorgelegt und muss nun drei Monate auf die Genehmigung warten. Wenn es soweit ist, wird sie im „Guinness World Records 2025“ stehen.
Hintergrund
Das „Guinness-Buch der Rekorde“ – im Original „Guinness World Records“ – ist eine Sammlung von Rekorden, welche jährlich rausgebracht wird. Das Buch ist weltweit bekannt für seine Rekordeinträge, die durch menschliche Höchstleistungen und Extremwerte entstanden sind. Auch bereits aufgestellte Rekorde können übertroffen werden – je höher der Wert oder je besser die Leistung, desto länger steht man im Guinness-Buch der Rekorde.