Ein Hupen, ein Alarm oder eine Sirene – so beschreiben Merkurist-Leser das Signal, das sie in den letzten Maitagen wiederholt rund um den Hauptbahnhof in Wiesbaden wahrgenommen haben. Einige hören es auch nachts und klagen darum über schlaflose Nächte. In Biebrich scheint es besonders laut zu sein. Jetzt ist das Rätsel um den Lärm gelöst: Bei den Bauarbeiten, die aktuell im Bereich des Bahnhofs stattfinden, kommt ein Warnsignal für die Arbeiter zum Einsatz.
Wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilt, handelt es sich dabei um ein „Automatisches Warnsystem (ATWS), das umgangssprachlich auch Rottenwarnanlage genannt wird. Wenn der Bahnbetrieb in der Nähe von Baustellen an den Gleisen weiterläuft, werden solche Warnanlagen eingesetzt, um die Bauarbeiter vor herannahenden Zügen zu warnen. Die Warnanlagen können bis zu 800 Meter lang sein und haben alle 30 Meter ein Signalhorn, das ein akustisches Signal abgeben kann.
Schutzwerte teilweise überschritten
Und dieses Signal wird unter Umständen sehr laut. Nämlich dann, wenn Baumaschinen laufen oder es generell laut in der Umgebung der Warnanlage ist. Das Warnsystem hat eine automatische Pegelanpassung, das den Umgebungslärm kontinuierlich misst und die Lautstärke des Warnsignals daran anpasst.
Der Eindruck mancher Leser, dass die Signale zum Teil zu sehr starker Lärmbelästigung führen, täuscht nicht. Die Emissionsrichtwerte der „Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm (AVV Baulärm)“ werden nach Informationen der Bahn von den Rottenwarnanlagen nicht zu jeder Zeit eingehalten. Das sei dennoch rechtens. Die Werte dürften temporär überschritten werden, wenn die Baumaßnahme im öffentlichen Interesse erforderlich sei und die Arbeiten ohne die Überschreitung nicht oder nicht rechtzeitig durchgeführt werden könnten. Zudem stelle die Bahn die Sicherheit der Bauarbeiter rechtlich gestützt an die erste Stelle.
Wann ihr mit Lärm rechnen müsst
Konkret werden derzeit Gleise und Weichen am Wiesbadener Hauptbahnhof erneuert. Wie die Bahn mitteilt, sollen die Arbeiten am 28. Juni abgeschlossen sein. Sie erfolgen nicht durchgehend, sondern in mehreren Etappen. Die erste vom 17. bis 22. Mai ist bereits beendet. In dieser Phase wurde auch nachts gearbeitet. Die zweite läuft gerade: Von Dienstag, 23. Mai, bis Dienstag, 6. Juni, wird tagsüber gebaut. Von Mittwoch, 7. Juni, 22 Uhr, bis Montag, 12. Juni, 6 Uhr, folgt die nächste Etappe. Die letzte Phase findet durchgehend von 12. bis 28. Juni statt. Es ist also vor allem vom 7. Juni an noch einmal auch nachts mit Lärm zu rechnen.
Außer von Lärm können Beeinträchtigungen in den Bauphasen laut der Bahn auch von Staub ausgehen. Zum Einsatz kommen bei den Arbeiten ein Stromerzeuger, ein Zweiwegebagger, Arbeitszüge, eine Gleisstopfmaschine, eine Schotterplaniermaschine und diverse Kleinmaschinen.