Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Rhein-Main kritisiert Pläne der Bundesregierung, die gesetzliche Arbeitszeit zu ändern. Nach Berechnungen des Pestel-Instituts leisten alle Arbeitnehmer in Wiesbaden zusammen rund 691.000 Arbeitsstunden pro Tag.
Der Geschäftsführer der NGG Rhein-Main, Hendrik Hallier, kritisiert, dass die Bundesregierung an der Arbeitszeit rüttele. „Der Bund will den 8-Stunden-Tag kippen. Künftig sollen 12-Stunden-Schichten möglich sein. Das darf auf keinen Fall passieren“, so Hallier. Die Beschäftigten würden dies mit ihrer Gesundheit bezahlen.
Erhöhtes Unfall- und Schlaganfallrisiko
Die Gewerkschaft warnt vor „zu viel Arbeit am Stück“. Wer regelmäßig mehr als zehn Stunden täglich oder über 40 Stunden wöchentlich arbeite, spüre die Folgen. „Es fängt mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühl an“, erklärt Hallier. Auch Verdauungs- und Schlafstörungen seien oft Konsequenzen. „Richtig schlimm wird es, wenn Überstunden in Dauerschleife zu einem Burnout, zu Depressionen, Diabetes oder zu einem übermäßigen Alkoholkonsum führen“, sagt der NGG-Geschäftsführer.
Besonders belastend seien unregelmäßige Arbeitszeiten wie Früh-, Spät- und Nachtschichten, die die innere Uhr durcheinanderbrächten. „Wenn die dann noch im Wechsel laufen, wird es für die Gesundheit schnell kritisch“, so Hallier. Typische Folgen seien Rückenschmerzen, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit.
Lange Arbeitstage erhöhen laut Gewerkschaft auch die Unfallgefahr. „Denn das Unfallrisiko steigt nach 8 Stunden stark an. Die Ermüdung nimmt zu, die Konzentration ab“, sagt Hallier. Statistisch passierten ab der zwölften Stunde doppelt so viele Unfälle wie bei einem 8-Stunden-Tag.
Die NGG beruft sich zudem auf arbeitsmedizinische Untersuchungen, wonach eine hohe Wochenarbeitszeit auch das Schlaganfallrisiko steigert. Bei 41 bis 48 Wochenstunden steige es um zehn Prozent, bei 55 und mehr Stunden pro Woche sogar um 33 Prozent.
Appell an die Politik
Längere Arbeitszeiten erschwerten außerdem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Wer holt das Kind aus der Kita ab oder unterstützt pflegebedürftige Angehörige, wenn überlange und unplanbare Arbeitstage die Regel sind?“, fragt Hallier.
Die NGG spricht sich daher klar gegen eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes aus. „Am 8-Stunden-Tag darf keiner rütteln. Wer die Tageshöchst-Arbeitszeitgrenze aus dem Gesetz streicht, sägt an einem zentralen Pfeiler des Arbeits- und Gesundheitsschutzes“, fordert Hallier und appelliert an die Bundestagsabgeordneten aus der Region, diese Haltung mit nach Berlin zu nehmen.