Es war der 1. September 1939, als Adolf Hitler seinen „Euthanasie-Erlass“ unterzeichnete. Danach begann die systematische Ermordung von psychisch kranken und behinderten Menschen. Maßgeblich beteiligt an den Tötungen war damals die „Landesheilanstalt Eichberg“ bei Eltville im Rheingau. Geschätzte 5000 Kinder wurden hier damals ermordet, in der sogenannten „Kinderfachabteilung“, die von 1941 bis 1945 existierte. Auch diente Eichberg damals als Durchgangsstation nach Hadamar, der Tötungsanstalt im Westerwald.
Jedes Jahr am 1. September kommen Angehörige von Opfern, Politiker und Mitarbeiter der psychiatrischen Klinik „Vitos Rheingau“ auf dem Eichberg zusammen. Am Freitag wurden zudem zwei neue Gedenktafeln eingeweiht, die über die Rolle des Eichbergs in der Zeit des Nationalsozialismus informieren. Sie befinden sich an den beiden Gräberfeldern auf dem Gelände des Eichbergs, die inzwischen mit Gras bewachsen sind.
Gedenktafeln für zukünftiges Erinnern
Die Gedenkfeier fand in der Kapelle auf dem Eichberg-Gelände statt. Vor Ort waren unter anderem Thilo Ast, der stellvertretende Klinikdirektor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Eltville, sowie Viola Krause, die Landesgeschäftsführerin des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. „Die heute übergebenen Informationstafeln machen das Wissen um die Ermordeten und ihre zwar nicht mehr sichtbaren, aber noch vorhandenen Gräber zugänglich – für uns und für kommende Generationen. Eine wesentliche Voraussetzung für zukünftiges Erinnern“, sagte Krause in ihrer Ansprache.
„Die Psychiatrie auf dem Eichberg hat eine 200-jährige Historie. Die Erinnerung daran, insbesondere auch an die dunkelsten Kapitel, ist für uns ungemein wichtig“, so Geschäftsführer Servet Dag. „Als Unternehmen sehen wir uns – gegenüber unseren Patient/-innen und Klient/-innen, aber auch gegenüber unseren Mitarbeitenden – in der Verantwortung, die Erinnerung an die Verbrechen, die hier auf dem Eichberg in der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden, durch eine aktive Gedenkarbeit aufrecht zu erhalten.“