MyChiChi: Eltville hat eine asiatische Küche, die alles auf den Kopf stellt

In Eltville hat ein neues Restaurant eröffnet, das asiatische Küche neu interpretiert. Statt Standardgerichten gibt es kreative Fusionsküche und ungewöhnliche Sushi-Kreationen. Ein Gastbeitrag von Julia Schmitz.

MyChiChi: Eltville hat eine asiatische Küche, die alles auf den Kopf stellt

Erst das Quan Tre in Wiesbaden (bis 2018), dann seit 2018 das Chi Chi Bay in Geisenheim – und jetzt also MyChiChi mitten in Eltville. Die Gastro-Familie um Thi Thanh Huyen Le, Xuan Duc Nguyen und Tobias Namli hört offenbar nicht auf, den Rheingau kulinarisch zu verwirren. Und das ist positiv gemeint.

Seit dem 8. Juni 2025 ist das MyChiChi offiziell offen, seit ca. vier Wochen läuft auch der Mittagstisch. Doch wer denkt, hier gibt’s die übliche Asia-Standardkarte mit gebratenem Reis, liegt komplett falsch. MyChiChi ist kein austauschbarer 0815-Asialaden, sondern eher ein Asia-Hipster-Labor – detailverliebt, stylisch und bewusst gegen den Strom.

Sushi, aber abgefahren

Ja, Sushi gibt’s auch. Aber eben nicht nur das typische Maki-und-Nigiri-Programm, das man schon tausendmal gesehen hat. Auf der Karte stehen abgefahrene Kreationen, die klingen, als hätte jemand einen Food-Designer auf Speed losgelassen. Beispiel gefällig? „Dive deep: Crunchy Lachshaut | Gurke | gegrillter Aal | Thunfischtatar |Avocadoscheiben | Sesam | Kresse – Gerollte Tiefe mit Crunch – kräftig, klar und vielschichtig.“

Besonders hängen geblieben ist uns eine Vorspeise: hausgemachte gekochte Wantans mit Frühlingszwiebeln – weich, cremig, mit „Erdnuss-Schärfe“ und klarer Handschrift. Ein Gericht, das zeigt, wie viel Persönlichkeit selbst in den kleinsten Dingen steckt.

Cross-Culture-Experimente zwischen Fine Dining und Streetfood

Doch das MyChiChi lebt nicht nur von rohem Fisch und Vorspeisen. Es sind die Fusion-Gerichte, die den Laden wirklich aus der Masse katapultieren: Zum Beispiel findet man eine gegrillte französische Barbarie-Entenbrust mit Möhren, Kräuterseitlingen und wildem Brokkoli auf der Karte. Dieses Gericht ist irgendwie europäisch gedacht und asiatisch umgesetzt. Dazu wird eine Art Kartoffel-Karotten-Stampf gereicht. Der Clou: In der Mitte ist er mit schwarzem Klebreis gefüllt. Es ist, als hätte sich der Koch einen kleinen Witz erlaubt. Nichts ist, was es zu sein scheint.

Und dann wäre da noch die vielleicht frechste Idee: eine ChiChi-Antwort auf Spaghetti Carbonara: Udon-Nudeln, flambiertes Chashu, Kräuterseitlinge, Bio-Eigelb, Parmesan, Miso, Salat. Klingt vertraut – und ist es dann doch nicht. „Cremig, würzig, Signature“, sagt die Karte. Fakt ist: Mit echter Carbonara hat das Gericht so gut wie nichts zu tun. Aber genau das macht es spannend: Es liest sich wie Carbonara, es schmeckt wie etwas völlig anderes – und trotzdem funktioniert es.

Kurz gesagt: Wo andere Restaurants seit gefühlten hundert Jahren das Gleiche servieren, setzt MyChiChi auf Cross-Culture-Experimente zwischen Fine Dining und Streetfood. Ob’s den Geschmack trifft, wird man sehen, aber feststeht: Hier wagt ein quirliges Team es, fest getrampelte Pfade zu verlassen.

Mut, es anders zu machen

Die Speisekarte selbst ist schon eine Provokation. Statt klarer Namen stolpert man über Titel wie „We struggled“, „We kept“ und „We listened“ – sie erschließt sich eigentlich niemandem außer dem Team selbst. Laut den Betreibern erzählen die Begriffe ihre Geschichte – von den ersten kulinarischen Ideen bis hin zu den Menschen, die MyChiChi möglich gemacht haben. Schön und gut, aber mal ehrlich, verständlich ist anders. Doch auch hier zeigt sich der Mut, es anders zu machen. Die Gäste rätseln sogar gerne und es sorgt auch für Gesprächsstoff untereinander.

„Chi Chi Bay“ bedeutet in Zentralvietnam so viel wie „Oh, was ist das denn?“ – und genau dieser Überraschungsmoment ist Programm. Oder wie Tobi, der das Restaurant managt, sagt: „Wir wollten einen Ort schaffen, der unsere Geschichte erzählt – persönlich, kreativ, detailverliebt.“ „My“ bedeutet Nudeln und deutet an, dass sich hier viel um Nudeln dreht, die selbst hergestellt werden.

Fakt ist: MyChiChi ist bewusst anders. Die einen werden es feiern, die anderen werden die Augen verdrehen.

MyChiChi

Rheingauer Straße 3

65343 Eltville am Rhein

Tel. 06123 704100

Mail: anfrage@mychichi-eltville.de

Öffnungszeiten: Mo-Fr: 11:30 Uhr bis 14:30 Uhr und 17- 22 Uhr

Sa: geschlossen So: 17-22 Uhr

Über die Autorin

Julia Schmitz kennt sich in der Gastroszene aus. Seit über 15 Jahren ist sie im Rhein-Main-Gebiet unterwegs, testet Restaurants und veröffentlicht in verschiedenen Publikationen Restaurantkritiken. In Ihrem digitalen Gastro-Guide www.yummywiesbaden.de stellt sie regelmäßig Restaurants aus Wiesbaden und dem Rheingau vor.