Vom Nachtclub zur Millionensammlung: Neue Doku über Wiesbaden-Legende

Aus Mainz vertrieben, wurde er in Wiesbaden zur Legende: Eine neue Doku zeigt das Leben von Frank Brabant, der vom Nachtclub-Besitzer und Außenseiter zum millionenschweren Sammler avancierte.

Vom Nachtclub zur Millionensammlung: Neue Doku über Wiesbaden-Legende

Der Wiesbadener Frank Brabant lebt inmitten seiner Kunstsammlung, die rund 700 Werke umfasst. Eine neue Dokumentation beleuchtet nun das bewegte Leben des heute 87-jährigen Mäzens, der einst einen legendären Nachtclub für Schwule betrieb.

Vom Mainzer Kaufhaus zum Wiesbadener Nachtclub

In seiner Wohnung hängen die Bilder überall, selbst über der Badewanne, wie in der Doku zu sehen ist. Seine Sammlung gilt als eine der bedeutendsten privaten Kollektionen der klassischen Moderne in Deutschland. Außer weltberühmten Namen wie Paul Klee und August Macke galt Brabants Interesse oft den an den Rand Gedrängten. So sammelte er gezielt Werke der „verschollenen Generation“ – Künstler, die während der NS-Zeit emigrierten oder im Krieg starben und in Vergessenheit gerieten. Mit diesen Außenseitern fühlt er sich schicksalhaft verbunden, da auch er oft diskriminiert wurde: als Flüchtling aus der DDR und als Homosexueller.

Die Dokumentation zeigt eine Biografie voller Brüche. Geboren 1938 in Schwerin, gelang Brabant als jungem Mann die Ausreise in den Westen. Er begann eine Lehre in einem Mainzer Kaufhaus, doch als seine Zimmerwirtin einen Liebesbrief von einem Mann fand und ihn denunzierte, wurde er fristlos entlassen. Ohne Job und Bleibe wollte er sich von einer Brücke in den Rhein stürzen. Doch er fasste neuen Mut und startete auf der anderen Rheinseite in Wiesbaden neu, das zu seiner Wahlheimat wurde.

Promi-Hotspot „Pussycat“

Seine Leidenschaft für die Kunst entdeckte er zufällig bei einem Galeriebesuch in Frankfurt, wo er für 300 Mark einen Holzschnitt von Max Pechstein erwarb – das erste von heute rund 700 Werken. Um seine wachsende Sammlung zu finanzieren, gründete er 1968 in Wiesbaden das „Pussycat“. Der Club wurde zum zentralen Treffpunkt der homosexuellen Szene im Rhein-Main-Gebiet und durch die Nähe zum ZDF auch zum Promi-Hotspot, in dem Stars wie Udo Jürgens, Donna Summer und Josephine Baker verkehrten.

Ein schwerer Schicksalsschlag traf ihn, als sein Partner, mit dem er 25 Jahre zusammengelebt und gesammelt hatte, bei einem Autounfall ums Leben kam. Die Familie des Verstorbenen schloss Brabant von der Beerdigung aus. Seitdem lebt er allein, aber nicht einsam.

Auch mit 87 Jahren ist der Sammler noch voller Lebensdrang. Seinen Nachlass hat er bereits geregelt: Nach seinem Tod wird seine millionenschwere Sammlung zwischen dem Museum Wiesbaden und dem Staatlichen Museum Schwerin aufgeteilt.

Die Dokumentation „Brabant – Vom Nachtclub zur Millionensammlung“ von Wero Jägersberg, die das Leben des Wiesbadeners Frank Brabant zeigt, ist aktuell in der ARD-Mediathek zu sehen. Im linearen Fernsehen läuft die Doku am 11. Dezember um 22:40 Uhr im MDR.