Hier könnt ihr in Wiesbaden Lebensmittel retten

Essen landet in Deutschland viel zu häufig im Müll. Merkurist zeigt euch, wo in Wiesbaden Lebensmittel nicht nur gespendet, sondern auch gerettet werden können.

Hier könnt ihr in Wiesbaden Lebensmittel retten

Viele werden es kennen: Obwohl der Kühlschrank noch voll ist, wird neues Essen eingekauft. Das resultiert darin, dass laut Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung pro Jahr mehr als 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle in Deutschland weggeworfen werden. Dazu zählten nicht nur Essensreste und Ungenießbares, sondern auch noch essbare Waren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ergibt dies pro Person 79 Kilogramm an Lebensmittel, zu denen insbesondere Obst, Gemüse und Backwaren gehören.

In den vergangenen Jahren haben sich jedoch immer mehr Möglichkeiten gefunden, um Lebensmittel zu retten. Merkurist zeigt, wo in Wiesbaden nicht nur Lebensmittel gerettet, sondern auch gespendet werden können.

„Fairteiler“: Von Schrank bis Fahrrad

Beides ist mit Hilfe der sogenannten „Fairteiler“ möglich. Diese öffentlich zugänglichen Schränke werden von dem deutschlandweit agierenden Verein „Foodsharing e.V.“ organisiert. Das Prinzip ist simpel: An allen Standorten können Menschen ganztägig Lebensmittel ablegen, die sie selbst nicht benötigen. Voraussetzung ist, dass diese nicht kühl gelagert werden müssen und ihr Mindesthaltbarkeitsdatum nicht überschritten haben. Dazu gehören Backwaren, Gemüse und Obst, sowie Eier. Alkohol, alkoholhaltige Produkte und Energy Drinks dürfen laut Website nicht abgelegt werden. Wer die dort abgegebenen Lebensmittel benötigt, könne sie sich kostenlos mit nach Hause nehmen. Das Angebot an Lebensmittel variiert demnach von Tag zu Tag.

Laut Vereins-Website gibt es in Wiesbaden sechs „Fairteiler“, die jeden zweiten Tag von Freiwilligen sortiert und gereinigt werden: Am Stellwerkhäuschen im Künstlerviertel, in der Siedlung Sauerland, am Kirchort St. Hedwig auf dem Gräselberg, an der Stephanuskirchengemeinde in Kostheim, und in Biebrich sowohl am Marienplatz als auch am Stadtteilbüro „BauHof“. An letzterem Standort unterscheidet sich der „Fairteiler“ optisch von den anderen, da er nicht als Schrank, sondern Fahrrad gestaltet ist, in dessen Körbe Lebensmittel gelegt werden können.

Jeder kann zum „Foodsaver“ werden

Wer sich zusätzlich ehrenamtlich engagieren möchte, kann als „Foodsaver“ für den Verein Lebensmittel bei kooperierenden Betrieben abholen, in einem „Fairteiler“ ablegen oder privat weiter verteilen. Außerdem können „Foodsharing“-Mitglieder auf der Vereins-Website die eigenen überschüssige Lebensmittel in einem sogenannten „Essenskorb“ anbieten und von anderen Mitgliedern abholen lassen.

Unabhängig von dem deutschlandweit agierenden Verein kann man sich lokal im gemeinnützigen Verein „Lebensmittelrettung-Wiesbaden“ engagieren. Ähnlich wie bei „Foodsharing e.V.“ holen Ehrenamtliche Lebensmittel bei kooperierenden Wiesbadener-Betrieben ab und verteilen sie nach eigenen Angaben an bedürftige Menschen und soziale Einrichtungen.

Rettertüten im Supermarkt

Eine weite Möglichkeit der Lebensmittel-Rettung sind die „Rettertüten“ der Unternehmen Lidl und „Eat Happy“. Der Discounter Lidl führte das Angebot nach eigenen Angaben im Sommer 2022 ein, um äußerlich unperfektes, aber weiterhin essbares Obst und Gemüse für einen Einheitspreis von drei Euro anbieten zu können. Laut dem Unternehmen gehören dazu auch Artikel, deren Verpackung beschädigt wurde. In den Wiesbadener Filialen finden sich die Tüten in den mit „Rette mich“ gekennzeichneten „Retterstationen“, so eine Unternehmenssprecherin.

Fans von Sushi haben in den zwölf Wiesbadener Shops des Unternehmens „Eat Happy“ die Möglichkeit Sushi-Boxen zu retten. Laut einer Unternehmenssprecherin werden dienstags bis samstags zwischen 15 und 17 Uhr maximal drei Rettertüten pro Shop zum Verkauf gestellt. Auf diese Weise rette das Unternehmen pro Jahr 2,4 Millionen Sushi-Boxen vor der Entsorgung. Die Shops sind in Wiesbaden unter anderem im Rewe-Center am Bahnhofsplatz, den drei „Edeka Nolte“-Filialen sowie dem HIT-Markt in der Hasengartenstraße zu finden.

Überraschungstüten per App bestellen

Ein ähnliches Konzept verfolgt auch die App „Too Good to Go“, was zu Deutsch ungefähr „Zu gut zum wegwerfen“ bedeutet. Über die App können Überraschungstüten übrig gebliebener Lebensmittel oder Speisen in kooperierenden Geschäften – Supermärkte, Bäckereien oder Restaurants – für einen kleinen Preis erworben werden. Das Angebot kann in der App nicht nur auf einen bestimmten Standort begrenzt, sondern auch spezifisch nach vegetarischen und veganen Angeboten gesucht werden. Die Tüten müssen in einem vom Geschäft definierten Abholzeitraum nach Vorlage des Kaufbelegs vor Ort abgeholt werden. In Wiesbaden beteiligen sich unter anderem Filialen von „Ditsch“, „Espresso House“ und „Rewe“, sowie das „Koala Cafe“, das Restaurant „Chinakrone“, und das „Best Western Hotel“ an der Mainzer Straße. Letzteres bietet in der App eine „Frühstücksbox“ mit Pancakes, Backwaren, Obst und Gemüse für einen Preis von 4,50 Euro an. Im „Koala Cafè“ kostet eine Tüte voller Backwaren vier Euro.

Im September vergangenen Jahres führte das Unternehmen, das 2015 im dänischen Kopenhagen gegründet wurde, die neue Funktion der „Too Good to Go Pakete“ ein. Statt Tüten, die vor Ort abgeholt werden müssen, bestellt man in der App Pakete mit Produkten einer einzelnen Marke, die laut „Too Good to Go“ zu einem bis zu 60 Prozent günstigeren Preis erworben werden können. Diese würden daraufhin per Post geliefert. In Deutschland kooperiert das Unternehmen nach eigener Aussage mit den Marken „Back Mühle“, „Yogi Tea“ und „Veganz“.

Der gute Gedanke hinter „Too Good to Go“ steht jedoch auch in der Kritik. So schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ 2021, dass die App von Konzernen nur als eine weitere Form des Vertriebs und der Umsatzeinfuhr genutzt werden könne. Die Umweltschutzorganisation WWF kritisierte in dem Artikel zudem, dass die App beispielsweise Bäckereien dazu verleiten könne, bis kurz vor Ladenschluss eine gefüllte Theke anzubieten.