Vor über 20 Jahren gründete Husam Al-Badri mit einem Freund das Papier-, Schreibwaren- und Buchbindegeschäft „Papier-Art“ – damals noch Berlin. 2009 zogen er und seine Frau Martina Oesterreich-Al-Badri nach Wiesbaden und eröffneten ihre eigene Filiale, direkt am Dern’schen Gelände.
14 Jahre lang hat der Laden Papier- und Kalligraphie-Liebhaber aus Wiesbaden und der Region angezogen, auch internationale Touristen waren unter den Kunden. Nun steht der Familienbetrieb vor dem Aus. Merkurist hat mit Martina Oesterreich-Al-Badri über die bevorstehende Schließung gesprochen.
Noch bis Ende Juni geöffnet
Bis zum 30. Juni soll „Papier-Art“ noch geöffnet haben, eventuell auch ein paar Tage länger, verrät Oesterreich-Al-Badri. Aktuell läuft der Ausverkauf, einige Artikel sind um bis zu 50 Prozent reduziert. Danach soll das Geschäft renoviert und an einen Nachmieter übergeben werden. Dieser muss aber erst noch gefunden werden.
Die Entscheidung, das Geschäft aufzugeben, habe das Ehepaar aus gesundheitlichen Gründen getroffen. „Uns tut es auch leid, aber die Gesundheit geht vor“, erzählt Oesterreich-Al-Badri. „Wir wollen nicht irgendwann direkt von der Rente ins Grab gehen.“ Sie selbst ist mittlerweile 58 Jahre alt und habe Probleme mit dem Herzen. Ihr Mann Husam ist 65 und sei somit ebenfalls reif für die Rente.
Suche nach Nachfolger erfolglos
Eigentlich sei das Geschäft noch gut gelaufen. Corona und Inflation hätten wie überall dafür gesorgt, dass die Umsätze in den letzten Jahren etwas zurückgegangen seien. „Aber es ging noch“, so Oesterreich-Al-Badri. „Es wären auch wieder die Zeiten gekommen, wo es bergauf geht.“ Deshalb habe das Ehepaar das Geschäft ursprünglich auch gar nicht schließen wollen. „Wir hätten es gerne gehabt, das jemand den Laden übernimmt.“
Seit einem halben Jahr hätten sie nach einem Kandidaten gesucht, der das Geschäft weiterführen kann. Am Ende habe sich aber niemanden gefunden, der so viel Arbeit und Verantwortung übernehmen wollte. Mittlerweile hätten sie die Hoffnung aufgegeben, dass es für „Papier-Art“ weitergeht.
Immer mehr Schließungen in Wiesbadener Innenstadt
Ursprünglich sei das Ehepaar nach Wiesbaden gezogen, um etwas Ruhe von der Großstadt zu haben.„In Berlin war uns zu viel los, zu viel Trubel“, sagt Oesterreich-Al-Badri. Wenn es nach ihr geht, würde Wiesbaden ein wenig mehr Trubel mittlerweile jedoch nicht schaden. Mit Blick auf die vielen Leerstände in der Innenstadt trifft die 58-Jährige die Schließung des eigenen Geschäfts besonders schwer. „Das tut uns auch sehr leid für Wiesbaden.“
Auch viele ihrer Kunden hätten „traurig und geschockt“ auf die bevorstehende Schließung reagiert. „Wir bedanken uns herzlich bei allen Stammkunden, die uns so lange begleitet haben“, sagt Oesterreich-Al-Badri. Doch auch, wenn sie und ihr Mann das Geschäft schließen müssen: Die Partner-Buchbindewerkstätten in Nordhessen und Berlin seien weiterhin aktiv. Für die Wiesbadener Kunden dürfte das jedoch nur ein kleiner Trost sein.