Aufschwung vorbei: Fahrradsituation in Wiesbaden wieder schlechter

Im Vergleich zu 2020 hat sich Wiesbaden 2022 wieder verschlechtert, ergibt der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Aufschwung vorbei: Fahrradsituation in Wiesbaden wieder schlechter

Jahrelang hatte Wiesbaden beim ADFC-Fahrradklima-Test den letzten Platz in der Kategorie „Städte zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner“ belegt. 2020 sprang Wiesbaden dann auf Rang 7 von 26 und somit drei Plätze vor die Nachbarstadt Mainz, die Gesamtbewertung stieg von 4,4 (mangelhaft) auf 3,9 (ausreichend).

Im Jahr 2022 konnte Wiesbaden seine Platzierung im oberen Drittel zwar halten, rutschte aber auf Platz 8. Auch die Gesamtbewertung verschlechterte sich leicht auf 3,95. Woran liegt das? Und was sagt der Verkehrsdezernent zu diesem Ergebnis?

Zu viele Konflikte mit Autos, zu viele Baustellen

Die schlechtere Gesamtnote als noch 2020 führe der Fahrradclub vor allem auf die Sperrung der Salzbachtalbrücke zurück, so das Pressestatement des ADFC. Doch nicht nur die Note, auch die Beteiligung an der Umfrage ist gesunken: 1235 Menschen haben Wiesbaden in 27 Punkten mit Schulnoten von 1 bis 6 bewertet – rund 500 Personen weniger als noch 2020. Besonders schlecht schnitten dabei die Führung an Baustellen (Note 4,8), Konflikte mit Autofahrern (Note 4,8) und die Falschparkerkontrolle auf Fahrradwegen (Note 4,7) ab. Viele der Befragten äußerten zudem, dass Radfahren in der Stadt Stress bedeute und dass es zu wenig Akzeptanz für Fahrradfahrer als Verkehrsteilnehmer gebe – auch im Mischverkehr mit Autos.

Bereits 2020 wurden die Führung an Baustellen und die Konflikte mit Autofahrern schlecht bewertet. Einen deutlichen Abstieg gab es zudem in der Kategorie Fahrradverleih: Dort verschlechterte sich die Stadt von 2,3 im Jahr 2020 zu 3,6 im Jahr 2022. Vor dem Hintergrund der Einstellung des meinRad-Angebots von ESWE Verkehr scheint diese Entwicklung jedoch wenig überraschend. Doch nicht in allen Punkten sind Wiesbadener Fahrradfahrer unzufrieden. Die Fahrradförderung in letzter Zeit bewerteten die Wiesbadener mit 2,7, für Fahrräder geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung sogar mit der Note 2,0.

„Durch die kontinuierliche Förderung des Radverkehrs z.B. durch die Erweiterung des vorbildlichen Radweges in der Rheinstraße und dem Lückenschluss in der Klingholzstraße, aber auch der jährlichen Aktion Stadtradeln, wird das Radfahren immer beliebter“, sagt Günni Kerber, 2. Vorsitzender des ADFC Wiesbaden, zur Situation für die Radfahrer. „Leider zeigt sich dies nicht, wie vor zwei Jahren, in den aktuellen Ergebnissen.“

Das sagt der Verkehrsdezernent

Der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) hingegen wertet das Ergebnis der Stadt Wiesbaden als gutes Zeichen. „Wir freuen uns, dass wir in unserer Größenkategorie die Platzierung im oberen Drittel vom letzten Mal in etwa halten konnten“, so Kowol. „Der Aspekt ‚Fahrradförderung in letzter Zeit‘ wurde häufig als positiver Punkt benannt. Das bestärkt den Kurs der Rathaus-Kooperation, im gesamten Stadtgebiet Schritt für Schritt sichere Radwege zu schaffen.“

In Zukunft seien weitere Maßnahmen geplant, zum Beispiel die Aufwertung der Radinfrastrukur auf der Erich-Ollenhauer-Straße, die Verlängerung der Radwege auf der Abraham-Lincoln-Straße bis zum Knotenpunkt 2. Ring sowie die Einrichtung von Fahrradstraßen in der Mosbacher Straße und in der Adelheidstraße/Rüdesheimer Straße. „Dass wir noch lange nicht am Ziel sind, ist uns bewusst“, sagt Kowol. „Wir werden uns in den kommenden Tagen die Einzelauswertung des ADFC-Fahrradklimatests genauer anschauen, um Rückschlüsse für die Radverkehrsförderung in unserer Stadt ziehen zu können.“

Weitere Informationen zum ADFC und dem Fahrradklima-Test 2022 findet ihr hier.

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